35 Grad Außentemperatur, blauer Himmel. Wetterbedingungen, von denen Europäer derzeit nur träumen können. Doch wer bei dieser tropischen Hitze über ein 23,77 Meter mal 8,23 Meter langes Rechteck düsen muss als sei der leibhaftige Teufel hinter ihm her, der ist irgendwie doch nicht so recht zu beneiden.


In Australien rennen, rutschen und fliegen sie derzeit über dieses kleine Rechteck. Denn mit den Australian-Open jährt sich das erste Grand-Slam-Turnier des Jahr zum 100. Mal. Das prestigeträchtige Turnier, das immerhin mit elf Millionen Dollar dotiert ist, kann dabei auf eine lange und spannende Geschichte zurückblicken.

1904 wurden die Geschichtsbücher aufgeschlagen, als sich Australien und Neuseeland zusammenschlossen und somit sowohl eine Meisterschaft wie auch ein Team für den Davis-Cup stellten. Die Austragungsorte wechselten zwischen den beiden Ländern im Jahresrhythmus. Im Laufe der Jahre öffnete und wandelte sich das Turnier dann zu einem der größten Tennis-Events der Welt.

Bis 1988 auf Rasenplatz
Anders als in Wimbledon hatte man in Australien 1988 genug vom Rasenbelag. Seitdem wird in Melbourne auf Hartplatz gespielt, das Turnier in England bietet das einzige Rasentennis der Grand-Slam. Nur Mats Wilander schaffte das Kunststück, das Turnier auf beiden Bodenbelägen zu gewinnen, ein wahres Multitalent.

Doch mit dem Hartplatz hat man sich in Australien nicht nur Freunde gemacht. Durch die hohe Sonneneinstrahlung erhitzt sich der Boden phasenweise auf über 50 Grad. Was nicht nur unangenehm sondern dazu noch gefährlich für Körper und Gelenke ist.

Daher sucht man seit Jahren die richtige Hartplatzmischung, um die Belastung auf ein erträgliches Maß runter zuschrauben. Doch wer beispielsweise wie Novak Djokovic mit langen Beinen über den Platz rutscht, dem ist bei diesen Temperaturen wohl selbst mit einer neuen Platzmischung nicht zu helfen.

Djokovic – der große Favorit
Und wer beim Namen Djokovic einhakt, dem wird unweigerlich das Wort „Topfavorit” im Mund herumschwirren. Denn der Djoker hat im letzten Jahr die Spitze der Weltrangliste erreicht und geht als Titelverteidiger ins Rennen. Der Weg zum Titel wird nur über ihn führen. Selbst ehemalige Atemprobleme sollen durch Ernährungsumstellungen keine Probleme mehr darstellen. Und dass er kein großes Vorbereitungsturnier gespielt hat, muss auch nicht von Nachteil sein. Der Serbe ist inzwischen routiniert und abgeklärt genug.

Doch auch deutsche Tennisfans dürfen sich endlich mal wieder auf mögliche Teilerfolge freuen. Sabine Lisicki und Angelique Kerber gelten zusammen als Hoffnungsträgerinnen. Erstgenannte stand im letzten Jahr in Australien immerhin im Achtelfinale und erreichte in Wimbledon das Halbfinale.  Kerber feierte 2011 ebenfalls einen großen Erfolg mit dem Halbfinaleinzug bei den US-Open, nun  gewann sie ihre Erstrundenpartie souverän. Wohingegen Lisicki kleinere Probleme mit der Schweizerin Stefanie Vögele hatte.

Bei den deutschen Herren setzte Philipp Petzschner ein Ausrufezeichen. Der 63. der Weltrangliste demontierte den Tschechen Lukas Rosol mit 6:0, 6:0 und 6:2 und sprach im Anschluss von seinem „besten Spiel des Lebens”. Tommy Haas muss in Runde Zwei gegen Rafael Nadal ran, der Muskelberg wird sich für den 33-Jährigen wohl als Riesenhürde erweisen.

Petkovic muss warten
Überschattet wird das Turnier aus deutscher Sicht durch den Ausfall von Andrea Petkovic. Die Weltranglistenzehnte hatte im letzten Jahr noch mit einem Riss im Knie gespielt und musste nun die Australian-Open aufgrund von Rückenproblemen absagen.

Die Zweitplatzierte bei der Wahl zu Deutschlands Sportlerin des Jahres muss scheinbar die Rechnung für die intensive Vorbereitung zahlen, auch wenn diese das energisch zurückweist. Unterkriegen lassen will sie sich unter keinen Umständen. Aquajogging und ein ausuferndes Rehaprogramm sollen sie schnellstmöglich zurück aufs Feld spülen.

Doch dieses Jahr wird sie zumindest nicht in Melbourne bei Affenhitze über das 23,77 mal 8,23 Meter große Rechteck jagen, der Petko-Dance fällt ebenso flach. Doch dafür greift sie ja im neuen Jahr wieder an, auch um Geschichte zu schreiben. Denn ihr legendärer Tanz ist noch in keinem Final-Geschichtsbuch der Australian-Open festgehalten.

(Text: Jerome Kirschbaum)

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  • Jerome K.

    Jerome schreibt am liebsten über Sport, wenn er denn nicht selbst auf einem Platz steht. Seit Oktober 2010 verdingt sich Jerome als Schreiberling für back view, neben den Leibesübungen widmet er sich sich auch politischen Themen. Im wahren Leben musste Jerome zahlreiche Semester auf Lehramt studieren, um dann schlussendlich doch etwas ganz anderes zu werden.

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Von Jerome K.

Jerome schreibt am liebsten über Sport, wenn er denn nicht selbst auf einem Platz steht. Seit Oktober 2010 verdingt sich Jerome als Schreiberling für back view, neben den Leibesübungen widmet er sich sich auch politischen Themen. Im wahren Leben musste Jerome zahlreiche Semester auf Lehramt studieren, um dann schlussendlich doch etwas ganz anderes zu werden.

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