Fußball

„You never walk alone…”

Im schönsten deutschen Bundesland zu wohnen, das ganz im Süden der Republik liegt, ist manchmal gar nicht so einfach. Arroganz und Selbstverliebtheit wird uns Bayern vorgeworfen. Katholischer Patriotismus ist an der Tagesordnung und alle fünf Jahre wählt jeder schwarz. Diese Auflistung kann nur noch von einer Tatsache übertroffen werden: Alle Bayern sind Anhänger des FC Bayern München.

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Eine Dauerkarte für die Allianz-Arena haben wir selbstverständlich immer bei uns und, wenn wir nicht gerade im Dirndl oder in der Lederhose durch die Fußgängerzone laufen, tragen wir ausschließlich rote Trikots oder Schals unseres Lieblingsvereins. Dabei trällern wir stets einen der Fangesänge vor uns hin und am liebsten skandieren wir lauthals: „We are the champions”. Schließlich sind wir wahre Fans! Und die tragen ihr Herz bekanntlich auf der Zunge.
Wir sind stolz auf unseren Münchner Verein an der Säbener Straße. Kein anderer deutscher Verein hat so viele nationale und internationale Titel sammeln können. Keiner ist bekannter, reicher und bewundernswerter. Andererseits ist in Deutschland auch keiner verhasster. Doch die Abneigung, die dem Verein und den Fans entgegen schlägt, schweißt zusammen. Sie putscht auf und gerade bei Auswärtsspielen wird das gellende Pfeifkonzert zum besonderen Adrenalin-Kick, der zu Höchstleistung animiert.
Im Endeffekt symbolisiert der Hass doch sowieso nur den blanken Neid auf die Erfolge und die große Fangemeinde unseres Vereins. Denn wer würde nicht gern jedes zweite Jahr einen Titel seiner Mannschaft bejubeln können? Wer wäre nicht gern weltweit bekannt und zudem noch erfolgreich? Und wer würde nicht gern die meisten Spieler seines Teams in der eigenen oder anderen Nationalmannschaften sehen?
Natürlich muss es im Gegenzug dazu frustrierend sein, alle paar Jahre mit seiner Mannschaft gegen den Abstieg zu kämpfen. Und verständlicherweise ist es bitter, sogar im eigenen Stadion regelmäßig gegen uns zu verlieren. Doch gute Leistung muss nun einmal anerkannt werden. Und wenn ihr es nicht könnt, tun wir es umso mehr!

Doch wenn wir ehrlich sind, würde doch allen etwas fehlen ohne den FC Bayern. Wie viel ärmer an Klatsch und Tratsch, Skandalen und Gerüchten aus der High Society wäre die Bundesliga ohne ihn? Wer sonst würde den Medien jede Saison aufs Neue die besten Schlagzeilen liefern? Über wessen Leistung würde sonst pünktlich zur Hinrunde so viel spekuliert werden wie über die der Bayern? Wer würde in den Himmel gelobt und genauso schnell auch wieder in die Untiefen der Fußball-Hölle verbannt werden? Über welche Spieler würden so viele private pikante Details bekannt werden und in der Klatschpresse bis ins Kleinste ausgetreten werden?
Welcher Verein in der Bundesliga würde die Rolle des Schwarzen Peter an sich nehmen und sie so würdevoll ausfüllen wie der FC Bayern München und seine Fans? Denn eins ist klar: Entweder man liebt uns oder man hasst uns. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Trotz allem stehen wir zu unserem Verein, denn wir wissen: Tief im Herzen eines jeden Fußball-Fans gibt es auch einen roten Flecken, der mit ein bisschen Liebe für den FC Bayern erfüllt ist.

Und wenn sich jetzt der ein oder andere Leser empört entrüstet, wie ich es wagen kann, so einen Satz von mir zu geben, der sei an dieser Stelle gefragt: Gegen welchen Verein in der Bundesliga könntet ihr euch alle so stark gemeinschaftlich solidarisieren? Über wen sonst könntet ihr so herzhaft lachen und euch über alle Fehler, Streitigkeiten, Fehlentscheidungen und verpasste Torchancen miteinander freuen?
Die Antwort lautet: Es gibt niemanden, der an unsere Stelle treten könnte. Und wir vertreten diesen Platz mit Würde und Stolz! Auch, wenn man uns hasst, muss man uns allein dafür schon lieben. Denn was wäre die Bundesliga ohne ein gemeinsames Feindbild, an dem man sich messen kann? Was wäre Deutschland ohne den FC Bayern München?!

Hinweis aus der Redaktion: Dieser Artikel ist Teil des Titelthema: “GEZ & CO. – WIR LIEBEN, WAS IHR HASST” – der Inhalt spiegelt also nicht zwangsläufig die Meinung der Autorin wieder.

(Text: Stefanie Hund)

Konrad W.

Konrad hat back view am 06. April 2007 gegründet - damals noch in diesem sozialen Netzwerk StudiVZ. Mittlerweile tobt sich Konrad ganz gerne im Bereich SEO aus.

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