KulturLiteratur

“Meine Geschichten entstehen im Kopf”

Die Autorin Julia Hanel war viele Jahre Autorin bei backview.eu. Vor einem Jahr veröffentlichte sie ihren Roman “Zwei fürs Leben”. Schon ein Jahr später ist ihr zweites Buch in den Läden: Liebe, Zimt und Zucker. Franziska Mayer hat sie interviewt und mal nachgebohrt, wie man sein eigenes Buch eigentlich zu einem Verlag bringt und als Buchautorin tatsächlich Geld verdient.[divide]

backview.eu: Du arbeitest zurzeit als Pressereferentin und schreibst nebenher Bücher. Würdest du das kreative Schreiben später gerne zu deinem Hauptberuf machen oder fehlt dir dann einfach der tägliche Kontakt mit Menschen? Schreiben kann ja ein sehr einsamer Beruf sein.
Julia Hanel:
Momentan kann ich mir das nicht vorstellen, weil ich meinen Job sehr gerne mache und auch realistisch bin. Man muss schon sehr viele Bücher verkaufen, um davon leben zu können. Für mich ist es einfach ein schönes Hobby – auch wenn es nicht immer leicht ist, sich nach der Arbeit oder am Wochenende vor den Laptop zu setzen.

Zimt und Zucker Julia HanelHast du selbst den Kontakt zu einem Verlag hergestellt oder hast du einen Agenten? Darf man fragen wie viele Versuche es gebraucht hat einen Verleger für deinen Roman „Zwei fürs Leben“ zu finden?
Ich habe mich auf den Homepages der Verlage informiert und dann ganz klassisch Exposés verschickt, also eine 20- bis 40-seitige Leseprobe mit Inhaltsangabe und Infos zu mir und meinem Buch. Es müssten ungefähr 25 oder 30 Verlage gewesen sein, die ich angeschrieben habe. Von einigen kam sofort eine Absage, von anderen erst nach sechs Monaten, zwei Verlage hatten aber relativ schnell Interesse. Im Nachhinein weiß ich, dass das auch großes Glück und vielleicht ein bisschen naiv war. Die meisten Autoren-Kollegen arbeiten nämlich tatsächlich mit Agenten zusammen, die dann für sie Kontakte knüpfen oder Verträge aushandeln.

Was ist deine Meinung zu Self-Publishing? Überflutet es die Buchbranche mit Schundliteratur oder ist es eine tolle Möglichkeit ohne Vitamin B sein Buch herauszubringen?
Ich bin grundsätzlich schon ein Fan vom klassischen Publizieren, wenn es das überhaupt gibt. Mein Ziel war einfach immer, einen Verlag zu finden und mein Buch im Regal einer Buchhandlung zu finden. Inzwischen kennen ich die ganze Branche aber etwas besser und weiß, dass es wirklich tolle Möglichkeiten gibt, wenn man nicht das Glück hat, gleich einen Verlag zu finden – oder wenn man einfach selbständig und flexibel bleiben will. Viele Autoren sind auf diese Weise auch wesentlich glücklicher oder nutzen Self-Publishing als Einstieg. Natürlich – das ist der Nachteil – ist nicht alles, was auf diesem Weg veröffentlicht wird, große Literatur. Aber niemand ist gezwungen, irgendetwas zu kaufen, was ihm nicht gefällt, also jeder wie er mag. 

Zimt und Zucker Julia HanelWie wichtig sind gute Testleser und Lektoren? Wie lange brauchen deine Bücher von der ersten Idee bis zum Regal im Buchladen oder was braucht die meiste Zeit in dem Prozess?
Sehr wichtig. Mit Testlesern habe ich noch keine Erfahrungen. Meine Bücher sind zwar immer bei vorablesen.de zu finden, aber da sind sie ja bereits gedruckt. Mit meiner Lektorin arbeite ich sehr eng zusammen. Sie sagt mir klar, was sie gut und was sie schlecht findet, dann überarbeite ich das Manuskript und schicke es ihr wieder. Das geht manchmal nur ein- oder zweimal hin und her, manchmal auch drei- oder viermal. An meinen Büchern schreibe ich meist ein Jahr, danach dauert es meist noch mal ein Jahr, bis es im Regal steht.

Liest du deine Romane nochmal, nachdem du sie in den Druck gegeben hast oder würden dir dann wieder zu viele Sachen auffallen die du ändern wollen würdest?
Nach dem Druck, also wenn das Buch im Laden steht, lese ich es nicht mehr. Das liegt daran, dass ich es in der letzten Korrekturphase (vor Druck) ungefähr drei oder viermal lesen muss und meine eigenen Sätze irgendwann auswendig kann. 🙂

Planst du deine Story vorher penibel oder schreibst du einfach drauf los?
Meine Geschichten entstehen im Kopf – wenn ich in der Sonne liege, in der Badewanne, im Bett, auf der Couch, wenn ich im Zug oder in einem Café sitze. Und im Kopf entwickeln sie sich dann auch weiter, bis ich irgendwann anfange, wild drauf los zu schreiben.

Wieviel von dir selbst steckt in deinen Figuren? Marit aus deinem neuen Roman „Liebe, Zimt und Zucker“ hat den berüchtigten dreißigsten Geburtstag vor sich – wie du auch im nächsten Jahr – und ihr beide mögt Zimtschnecken. Gibt es noch mehr Gemeinsamkeiten?
Natürlich steckt immer ein bisschen was von einem selbst – oder auch von Freunden und der Familie – in den Figuren. Anni, die Hauptfigur aus meinem ersten Roman „Zwei fürs Leben“, war zum Beispiel ein bisschen sarkastisch und zynisch, was ich durchaus auch gerne mal bin. Und Marit jobbt in einem Coffeeshop, was ich sechs Jahre lang während Schule und Studium gemacht habe. Aber es bleiben trotzdem eigenständige Figuren, die in vielen Dingen auch ganz anders ticken als ich. Marit hat Panik vor dem 30. Geburtstag – ich überhaupt nicht! 🙂

Wie findest du Lesungen und den direkten Kontakt zu deinen Lesern?
Ich liebe es, Leser zu treffen, mich mit Ihnen zu unterhalten, Bücher zu signieren und über meine Geschichten zu schwadronieren. Auch Lesungen machen richtig Spaß, obwohl ich in den Tagen davor immer sehr angespannt bin. Das legt sich dann komischerweise, sobald ich das Buch aufschlage und loslege.

Welcher Autor kann dich immer wieder begeistern? Mit wessen Schreibstil kannst du dich überhaupt nicht anfreunden?
Was Romane betrifft, bin ich ein großer Fan von Daniel Glattauer. Ich liebe seine Sprache und seinen Humor. Toll finde ich auch die Krimis von Elisabeth Herrmann, weil sie unglaublich spannend und gut recherchiert sind. Nicht so ganz mein Ding ist die Fifty Shades of Grey-Fraktion, wenn ich sie mal so nennen darf, also all jene Autoren, die in diesem Bereich schreiben. Irgendwie nerven mich da sowohl Schreibstil als auch Handlung.

Du reist Ende der Woche nach Australien. Ist Reisen eine große Inspiration für dich? Bei was für Aktivitäten entspannst du vom Schreiben?
Reisen ist neben Lesen mein größtes Hobby und eine tolle Möglichkeit, um Eindrücke zu sammeln. Ich bin eigentlich am glücklichsten, wenn ich irgendwo in der Welt unterwegs bin und meine Kamera um den Hals habe. Aber da ich nicht immer die Koffer packen kann, wenn ich mal abschalten will, mach ich auch gerne Sport oder sehe mir gute Filme und Serien an.

Titel: “Liebe, Zimt und Zucker”
Autor: Julia Hanel
Verlag: Ullstein Taschenbuch
Amazon: direkt zum Taschenbuch “Liebe, Zimt und Zucker”

[divide style=”2″]

Welches Buch liegt bei euch gerade auf dem Nachttisch oder in der Handtasche? Falls ihr auf der Suche nach neuem Lesestoff seid, schaut doch mal auf meinem Blog vorbei. Dort findet ihr noch mehr Buchvorstellungen und meine neuesten Errungenschaften.

 

(Foto: Christina Heinig)

Schreibe einen Kommentar