80 Superreiche wollen die Hälfte ihres Vermögens spenden. Wer sind diese Menschen? Und beweisen sie mit ihrer Spende wahre Großzügigkeit oder stecken hinter dem Gönnertum andere Absichten? Ein Gastbeitrag der Straßenzeitung „Soziale Welt” nimmt das Milliardenversprechen unter die Lupe.

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Einer der Superreichen, die Investoren-Legende Warren Buffet (81), hat vor nicht allzu langer Zeit der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass er den größten Teil seines Vermögens spenden möchte. Sein Vermögen wird auf rund 44 Milliarden US-Dollar geschätzt. Zusammen mit seinem Freund, dem Microsoft-Gründer Bill Gates, hatte er in einem Aufruf an die 400 reichsten Menschen der USA angeregt, möglichst die Hälfte ihres Vermögens zu spenden.

80 Milliardäre und Multimillionäre – meist Amerikaner, haben sich bisher schon dazu bereit erklärt. Was bewegt Menschen, die mit dem Erfolg ihrer Unternehmen nicht nur Vermögen, sondern auch erhebliche finanzielle Macht und politischen Einfluss gewonnen haben, große Teile dieses Besitzes dem Gemeinwohl zukommen zu lassen? Haben Sie erkannt, dass eine Welt, in der die Polarität von Arm und Reich zu groß wird, aus den Fugen gerät? Stecken hinter diesen großzügigen Schenkungen auch noch ganz andere Absichten? Oder geht es um echte Menschenliebe?

In dem Film über das „Milliardenversprechen” von Gisela Baur und Ralph Gladitz, der schon einmal bei Arte lief und nun auf dem Filmfest München eine verspätete Premiere feierte, wird das Engagement einiger Philanthropen beschrieben. Fünf der Persönlichkeiten und ihr „Milliardenversprechen” und soziales Engagement werden in dem Film vorgestellt.

Berggruen, Buffet und Gates – Drei Männer, drei Versprechen
Dazu gehört auch Nicolas Berggruen, Gründer der Investmentfirma Alpha Investment, der mit seinem Forschungsinstitut „Nicolas Berggruen Institute” versucht, Lösungen für weltweite Probleme zu finden. Auch Warren Buffet, der drittreichste Mann der Welt (circa 44 Mrd. USD Vermögen), hat den größten Teil seines Vermögens an die Bill und Melinda Gates Fundation und an weitere vier familieneigene Stiftungen gespendet.Welche Motive stecken hinter der Spendenbereitschaft?

Die Bill und Melinda Gates Fundation ist die finanzstärkste Privat-Stiftung der Welt. Sie enthält große Teile des Vermögens des zweitreichsten Mannes der Welt, dem Microsoft Gründer Bill Gates. Im Gegensatz zu Warren Buffet hat Gates sein Vermögen jedoch nicht wirklich aus der Hand gegeben, denn er führt die Stiftung zusammen mit seiner Frau Melinda selbst. Die Stiftung erwirtschaftet Gewinne im Investmentbereich, indem sie entsprechende Anteile beziehungsweise Aktien und Obligationen an den verschiedensten Unternehmungen erwirbt.

Durch diese Praxis geriet die Stiftung in die Kritik, weil sie durch die Fondsbeteiligungen zweitweise – und wie Bill Gates betonte – nur geringe Anteile an Unternehmen besaß, die stark an der Umweltverschmutzung und an dem Vertrieb von sehr teuren AIDS Medikamenten beteiligt waren.

Gates wurde vorgeworfen, eine blinde Investitionstaktik zu üben und dass es bei ihm – außer auf Gewinn – auf nichts weiter ankäme. 2010 hatte die Stiftung 850 Mitarbeiter und einen Vermögensstock von circa 35 Milliarden US-Dollar.

Peter Krämer – auch in Deutschland wird gespendet
Auch in Deutschland gibt es in allen Generationen eine Reihe von Philanthropen, die Vermögen stiften oder sich in mancher Weise für das Gemeinwohl einsetzen. Dazu gehört auch der Hamburger Tankschiffreeder Peter Krämer. Der 1950 in Salzburg geborene Hamburger Reeder, übernahm 1982 die Geschäftsführung des von seinem Vater gegründeten Unternehmens. Zu diesem Zeitpunkt stand die Firma kurz vor der Insolvenz.

Es gelang ihm die angeschlagenen Gesellschaften (Marine Service GmbH und Chemikalien Seetransport GmbH) zu sanieren und baute die in der Marine Service Gruppe „CST” zusammengeführten Reedereigesellschaften zu einer der führenden, internationalen Tankschiffreedereien aus. Gemeinsam mit sechs prominenten Kriegsgegnern gründete er unter anderem die Hamburger Gesellschaft zur Förderung der Demokratie und des Völkerrechts e.V.

Er vertritt in der steuerpolitischen Auseinandersetzung um das Problem der Lastenverteilung die Auffassung, Reiche müssten durch höhere Steuern stärker belastet werden. Vermögen würde in Deutschland im internationalen Vergleich gering besteuert. Peter Berger gehört – wie er selber sagt – nicht zu den Super-Reichen, er rechnet sich zu den zehntausend reichsten Deutschen und gibt seinen Schiffen die Namen von Widerstandskämpfern.

Hasso Plattner – SAP-Gründer und Wissenschaftsförderer
Hasso Plattner, Jahrgang 1944, gründete 1972 zusammen mit vier weiteren Personen das Softwareunternehmen SAP, die heutige SAP AG in Walldorf. Der als leidenschaftlicher Hochseesegler und Golfspieler bekannte Mäzen gehört nach einer Schätzung des Forbes Magazins mit einem Vermögen von circa 6,9 Milliarden US-Dollar zu den reichsten Deutschen (an neunter Stelle).

Als Gründer des Hasso-Plattner-Institutes für Softwaresystemtechnik an der Universität Potsdam und weiterer wissenschaftlicher Institutionen im In- und Ausland (Amerika und Südafrika), gilt er als einer der bedeutendsten privaten Wissenschaftsförderer in Deutschland. Immer wieder spendet er größere Summen, wie zum Beispiel zehn Millionen Euro für den Ausbau der Mannheimer Universitätsbibliothek oder 2007 einen Betrag von 20 Millionen Euro für den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses (Brandenburger Landtag), der sonst nicht hätte realisiert werden können.

Ist das Vermögen Einzelner eigentlich die Leistung Vieler?
Die politischen Einstellungen dieser Persönlichkeiten sind verschieden. Erstaunlich sind sie, weil sie so gar nicht in das landläufige, oft negative Bild passen, das viele Menschen von den „Reichen” im Allgemeinen haben. Dieser Umstand ist es dann auch, der nachdenklich macht. Die gewaltigen Vermögen, die Einzelne erworben oder geerbt haben, beruhen doch auch maßgeblich auf den Leistungen Vieler und den Errungenschaften von Generationen.

Die größten Gewinne aber verbleiben bei einigen Wenigen. Da Geld selbst nicht arbeitet, sondern nur Menschen, resultiert der Gewinn größtenteils auf der Wertschöpfung, die der Mehrwert der Arbeit hervorgebracht hat. Natürlich sind es auch Erfindungen und Innovationen, die großen Erfolg bedingten. Dabei ist zu beachten, dass auch diese Erfindungen nur auf der Basis des schon Vorhandenen gemacht werden konnten. An diesen Grundlagen hatten viele Menschen Anteil.

Nicht zuletzt sind es finanzielle Spekulationen, die hohe Gewinne erzeugen, die aber oft auch katastrophale Folgen haben, wie uns die Schuldenkriese jetzt schmerzlich verdeutlicht – für die gesamte Gemeinschaft, vor allem aber für die Armen. Wenn die Nutznießer der oben beschriebenen „Vorausleistungen” Teile Ihres Vermögens an die Gemeinschaft zurück geben, so erscheint dies aus diesem Blickwinkel nur als gerecht und billig. Vielleicht soll gerade dies durch den Satz: „Eigentum verpflichtet” zum Ausdruck gebracht werden.

Bleibt „gestiftetes Vermögen” in Wahrheit Privatbesitz, erhöht aber das Prestige?
Wie sieht sie „Rückgabe” von Vermögen an die Allgemeinheit in der Praxis aus? Größtenteils fließen die Gelder der Investoren in Stiftungen, die von den Stiftern selbst geführt und voll kontrolliert werden. Dabei haben die gemeinnützigen Stiftungen erhebliche Vorteile gegenüber reinem Privatbesitz. Dazu gehören zum Beispiel steuerliche Vorteile, erbrechtliche (Erbschaftssteuer) Vorteile und nicht zu vergessen – Prestigevorteile.

Das Bild des großzügigen und spendablen Gönners gefällt der Allgemeinheit natürlich besser, als das Bild eines Superreichen, der den Reichtum für sich behält. Während das erklärte Ziel der Stiftungen, die Vermehrung und der Erhalt des Stiftungsvermögens ist, wächst obendrein der Einfluss, die Macht und das Ansehen des Stifters. Die Stiftungszwecke werden derweil aus den Stiftungsgewinnen finanziert.

Natürlich können die Stifter für die Leitung der Stiftung angemessene Entschädigungen von der Stiftung erhalten, ohne dass dies zum Verlust der Gemeinnützigkeit führt. Im Grunde führen sie die Regie über Ihr Vermögen weiter, nur dass zusätzlich neue Vorzeichen, nämlich die des „Gönnertums”, hinzugekommen sind. Hier wird deutlich, dass zwischen dem Mäzenatentum und dem Erhalt und der Verwaltung von Vermögen, Ansehen und Einfluss, durchaus eine gewisse Symbiose besteht.

Engagement sollte die Regel sein
Trotz aller Relativierung, die diese Einsicht mit sich bringt, ist das Engagement lobenswert, weil es keineswegs die Regel ist. Es sollte aber die Regel sein! Sind es doch bei weitem nicht nur die superreichen Gönner, die viel von sich aus geben – manche selbstlos andere durchaus mit Hintergedanken. Es sind vielmehr die vielen Menschen, die in Deutschland und anderswo bescheiden und oft unsichtbar wirken.

Das Ehrenamt ist eine Säule des Gemeinwesens. Etwa 23 Millionen Deutsche sind freiwillig, unentgeltlich für einen guten Zweck tätig. Würde man dies einmal bescheiden hochrechnen und davon ausgehen, dass jeder nur etwa zwei Stunden in der Woche investiert, dann käme bei einem Stundenlohn von fünf Euro ein Betrag pro Jahr von fast zwölf Milliarden Euro zusammen. Wenn schon die „kleinen Leute” von dem Wenigen was sie haben (und das ist hauptsächlich ihre Zeit) in diesem Umfang geben, um wie viel mehr sind jene dann gefordert, die in der Vorzugslage sind über große Vermögen zu verfügen, die sie – wie auch immer – auf sich vereinigen konnten.

Oft sind die Vermögen – wie gesagt geerbt. Vielleicht wäre die Erhebung und Wiedereinführung der Vermögenssteuer, wie es Peter Krämer forderte, ein Schritt in die richte Richtung, wenn es um Lastenausgleich und mehr Gerechtigkeit geht. Vielleicht würden dann noch sehr viel mehr Stiftungen gegründet, denn die gemeinnützigen Stiftungen sind steuerbefreit. Die Abschaffung derselben ist jedenfalls unverantwortlich.

Anmerkung: “Superreiche und das Milliardenversprechen” ist ein Gastbeitrag in Kooperation mit der “Sozialen Welt” – einer unabhängigen Straßenzeitung aus Frankfurt. Der Artikel wurde gekürzt, die Originalversion befindet sich in der Print-Ausgabe Nr. 67 – hier geht es zum Archiv der Sozialen Welt.

(Text: Gerhard Pfeifer / Foto: Julia Vogt by jugendfotos.de)

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    Das Magazin back view wurde am 6. April 2007 gegründet. Seit mehr als acht Jahren schreiben wir nun schon für euch und kommentieren euch die Welt. Danke für euer Interesse an unseren Artikeln. 😉

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