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Robert Lewandowski – eine Theaterkritik

Auch in dieser Woche blickt unser Autor Bejamin Hofmann auf die Geschehnisse rund ums runde Leder. Dabei geht es um den Transfer des Jahres: Lewandowski geht nach München. Vom großen Rivalen aus Dortmund. Lest mehr!
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Es war ein gar verzauberndes Stück, welches die Bayern München Fußball AG und die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA auf die Bühne des Transfermarktes geschmettert haben. Nach dem Vorgängererfolg „Bravosport präsentiert: Justin Bieber in Mario Götze, ein Männchen spießrutenläuft seinen Weg“ ließen sich die schwarz-gelben und rot-weißen Macher nicht lumpen und schrieben am vergangenen Wochenende mit dem Finale von „Robert L. – nicht ohne meinen Berater“ ein Stück Theatergeschichte.

Perfekt gewählt war in diesem Werk aus 231 Akten der Aufführungsort. Die Praxis des bekanntesten Sportmediziners der Bundesrepublik Deutschland: Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Eine wahrlich geschichtsträchtige Location, die schon Mittelklasse-Dramen wie „Balle – getreten vom Prinzen, gechasst von Jogi“ einen epochalen Hauch überdimensionierten Endzeit-Klamauks verlieh. Schön, dass auch an die Medien gedacht wurde, die sich dank fehlenden Presse-Büffets fast schon schumacheresk wie ein Hyänen-Rudel am Hintereingang versammeln konnten, um so den großen Auftritt des Hauptdarstellers in vollen Zügen filmisch und fotografisch zu durchleuchten.

Der glänzte, das muss ein Kritiker ohne Neid zugeben können, von Beginn an in seiner ambivalenten Rolle als Bösewicht und Heilsbringer zugleich. Perfekt souffliert von Cezary Kucharski und Maik Barthel ließ er das Publikum zittern, ja vor Spannung beinahe durchdrehen, um am Ende eben doch den Saulus (aus Dortmunder Sicht) bzw. den Paulus (aus Münchner Sicht) der luxuriös produzierten – dem Vernehmen nach rund 60 Millionen Euro Inszenierungskosten – Saga zu geben.

Die Darstellungskunst des jungen Polen verblüfft. „Echte Liebe“ hier, „mia san mia“ dort. Bis Sommer will er an der „Bühnenakademie Dortmund“ seine Lehre fortführen, das Gesellenstück soll an der „Schule für darstellende Künste München“, aus der bereits der fränkische Mundartdarsteller Lothar Matthäus, der niederbayerische Aktionskünstler Sepp Maier und der schwäbische Illusionist Uli Hoeneß hervorgegangen sind, folgen. Und wer weiß, vielleicht klopft er irgendwann sogar an der Tür zum „Theatre of Dreams“ in Manchester an. Spätestens dann, wenn Kucharski und Barthel wieder ihren dürftigen Souffleurs-Lohn aufbessern wollen.

(Text: Benjamin Hofmann / Zeichnung: Christina Koormann)

 

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