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Rassismus in Amerika

Die USA werden ihrer Geschichte wegen oft auch „nation of immigrants” genannt – die Nation der Einwanderer. Lange Zeit war es fast problemlos möglich, im Land der Möglichkeiten ein neues Leben zu beginnen und durch harte Arbeit sowie ein Quäntchen Glück den amerikanischen Traum zu leben. Doch mit dieser weltoffenen Einstellung gab es auch immer die Gegenseite: Rassismus und Rassenverfolgung.


Angefangen mit der Sklaverei in den Südstaaten über den KuKlux Klan bis hin zur Internation japanischer Mitbürger zu Zeiten des zweiten Weltkriegens – ganz so frei, wie es sich viele wünschen, lebt es sich in Amerika leider doch nicht.
Die Probleme, die vor allem südamerikanische Einwanderer, aber auch immer noch Afro-Amerikaner seit Jahrzehnten häufig haben, sind auch heute brandaktuell. Doch bei all den civil rights movements und monumentalen Freiheitskämpfern bleibt eine Bevölkerungsschicht meist vergessen: die amerikanischen Ureinwohner.

Schon die Geschichte der Indianer in Amerika wird oft vernachlässigt. Die meisten denken bei Indianern wahrscheinlich spontan an bunte Pferde und federbedeckte Häuptlinge. Dabei waren es die Weißen aus Europa, die zum Beispiel die Pferde überhaupt erst einführten. Die Indianerkämpfe, wie sie oft in Western dargestellt werden, beschreiben meist die frontnahen Konfrontationen die Mitte des 19. Jahrhunderts im Mittleren Westen stattgefunden haben.
Doch von Beginn an befanden sich die Siedler – die Eindringlinge – im Konflikt mit den Ureinwohnern. Ähnlich wie bei den schwarzen Sklaven hatten die Neuankömmlinge auch bei den Indianern den Glauben, sie seien nicht nur technologisch sondern auch geistig überlegen und daher eine würdigere Rasse als die Natives.

Die Ureinwohner wurden abgeschlachtet, vertrieben oder starben an den aus Europa eingeschleppten Krankheiten; in vielerlei Hinsicht erging es ihnen schon damals deutlich schlechter als den Schwarzen. Als die Sklaven im Zuge des Civil Wars die ersten Rechte bekamen, ja sogar schon wählen durften (nur die Männer versteht sich), wurden die Natives immer noch erbittert bekämpft.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatten die meisten Indianerstämme schließlich ihren Kampf gegen die US-Armee aufgegeben. Ihre Lebensgrundlage – der Büffel – war vielerorts für immer ausgerottet und die Amerikaner nahmen ihnen das Land mit Gewalt und Schusswaffen, gegen die sich die Indianer mit ihren einfachen Mitteln nicht zu wehren wussten.
Sie wurden in Reservaten zusammengefasst, die teilweise noch bis heute bestehen. Den Einwohnerstatus bekamen Natives erst 1924 anerkannt – fast 100 Jahre nach den Afro-Amerikanern. Ein eigener „Indian Civil Rights Act” folgte 1968 – die offizielle Religionsfreiheit für Natives gab es gar erst 1978.

Und noch heute gelten Reservate nicht als US-Boden; so kann man dort zum Beispiel ohne Genehmigung Glücksspiel betreiben, was sonst in den USA nur in bestimmten Staaten unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist. Auch politisch sind die Nachkommen der einstigen Ureinwohner immer noch unterrepräsentiert. In demselben Land, welches mittlerweile ein schwarzer Präsident regiert, gibt es zum Beispiel keinen einzigen Senator mit indianischem Hintergrund.

Aktuell existieren über 550 anerkannte Stämme (Tribes). Und die meisten haben ihre eigenen sogenannten „Tribal Governments” mit individuellen Regeln und in den meisten Fällen sogar einer eigenen Konstitution – eine Nation innerhalb einer Nation also. Bis heute sind die Ureinwohner Amerikas immer noch Außenseiter in ihrem eigenen Land; die Vertriebenen am Rande der amerikanischen Zivilisation.

Weiterführende Informationen zum „The Avalon Project at Yale Law School” gibt es unter: thecre.com

(Text: Carolin Schmitt)

Carolin S.

Ich habe 2009 angefangen für back view zu schreiben, damals vor allem im Bereich *Sport*. Mittlerweile schreibe ich auch über andere Themen und versuche mein Studium der Anglistik und Amerikanistik auch ab und zu mit meinen Artikeln zu verknüpfen.

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