Osten

Das Venedig des Nordens

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Einen Monat lebt Miriam in Sankt Petersburg. So prunkvoll, so schön, so kulturell-atemberaubend ist wohl keine Stadt in Europa: Ein Schloss, in dem Zaren lebten, reiht sich an das nächste. Eine Kirche ist schöner als die andere. Und es gibt wohl keine zweite Stadt in Europa, die so viele bedeutende Künstler und Schriftsteller beherbergtel. In diesem Teil erzählt unsere Autorin, was man auf keinen Fall verpassen darf.


 

Sankt Petersburg ist Kulturpur. Nicht mal in einem Monat habe ich alles gesehen, was es zu sehen gibt. Wer denkt, Paris ist prunkvoll, wunderschön und bietet unglaublich viel Kultur, der war noch nie in Piter, wie Sankt Petersburg von den Russen genannt wird.julia ausblick

Und auch, wenn die meisten Leute im Westen nicht unbedingt Russland auf ihrer Traumzielliste haben, kann ich Petersburg jedem nur empfehlen. Sankt Petersburg ist wahrscheinlich die unrussischste Stadt im ganzen Land. Manchmal könnte man fast vergessen, dass man in Russland ist. Die Straßen sind gut und sauber, die Architektur ist europäisch und das Stadtbild im Allgemeinen sehr westlich. Wer also Vorurteile oder Bedenken wegen kaputter, schmutziger Straßen, heruntergekommenen Autos und Plattenbau hat, wird diese zumindest im Zentrum nicht bestätigt bekommen. Wer wirklich Russland erleben will, sollte dagegen eher in eine andere Stadt fahren.

Schlösser, Schlösser, Schlösser
zarskoje selo1Schlösser, in denen einst die Zaren lebten gibt es hier zur Genüge. Auf keinen Fall umgehen sollte man Zarskoje Selo (Царское Село). Das „Zarendorf” liegt etwa 30 bis 40 Minuten mit dem Maschrutka außerhalb von Petersburg. Elizabeth, I. ließ diesen prunkvollen weiß-blauen Palast mit goldenen Kuppeln errichten. Später schenkte Peter der Große ihn seiner Frau Katherina, I. Zwischenzeitlich hieß der Ort „Puschkin”, in Ehren an Alexandr Puschkin, der in der Nähe zur Schule ging, inzwischen heißt es aber wieder Zarckoje Selo. Im Palast selbst befindet sich das weltberühmte Bernsteinzimmer und auch die anderen Räume des Schlosses lassen einen staunen. Nach einer Palastbespeterhof2ichtigung kann man noch durch den wunderschönen Schlosspark spazieren.

Das zweite Schloss, welches bei einem Petersburgaufenthaltes auf keinen Fall fehlen darf, ist Peterhof (Петергоф). Die Sommerresidenz der Zaren ließ Peter, I. am finnischen Meerbusen bauen. Hier lässt sich eine atemberaubende Komposition aus Gärten, Statuen und Wasseefontänen betrachten.

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Das Louvre von Piter
Was das Louvre in Paris ist, ist die Eremitage (эрмитаж) in Petersburg. Von Elisabeth, I. bis zu den Romanows lebten die Zaren in diesem Palast, das sich direkt an der Newa befindet.

Inzwischen befindet sich in der ehemaligen Zarenresidenz eines der größten Kunstmuseen der Welt. Etwa 65 Tausend Werke sind hier ausgestellt. Hier sollte man auf jeden Fall genügend Zeit einplanen.

Das zweite äußerst empfehlenswerte Kunstmuseum ist das Russische Museum (Русский Музей). Es ist neben der Tretjakow-Galerie in Moskau die umfangreichste Sammlung russischer Kunst, etwa 315 Tausend Exponate sind hier zu bestaunen.dostojewskij

Da, wo Dostojewskij schrieb
In Sankt Petersburg gibt es dutzende von Hausmuseen, die bedeutende Schriftsteller beherbergten, darunter unter anderem Dostojewskij und Puschkin. Im Dostojewskij Museum (Музей Ф. М. Достоевского) sind die Räumlichkeiten zu sehen, in denen der Schriftsteller zuletzt lebte und starb. Auch gibt es in Petersburg Museen von Anna Achmatowa und Alexander Block.

Petersburger Nächte: zwar nicht weiß, aber trotzdem unglaublich
piter nacht 2Besonders zu empfehlen ist ein nächtlicher Spaziergang durch die Stadt. Es gibt eine Exkursion „Petersburg bei Nacht” (ночной Петербург), bei der man die ganze Nacht mit einem Reisebus durch die Stadt fährt und sich das Hochklappen der Brücken und andere Sehenswürdigkeiten anschaut. Das Ticket kostet um die 500 Rubel, also etwa 10 Euro und ist an den Kiosken vor der Metrostation „Newskij Prospekt” zu bekommen. Besonders empfehlen kann ich diese Tour aber nicht. Sie ist sehr lang (ca. 23-5.30 Uhr) und daher nur sinnvoll, wenn man nicht im Zentrum wohnt und nach ein Uhr nicht mehr nach Hause kommt. Außerdem ist die Tour in Russischer Sprache, wer also kein Russisch spricht, wird sich hier zwangsläufig langweilen.

Wer also im Zentrum wohnt und sich ein bisschen auskennt, sollte das nächtliche Petersburg lieber auf eigene Faust erkunden. Um ein Uhr kann man dann am Newa-Ufer das Hochklappen der Brücken sehen.

Von Ende Mai bis Mitte Juli ereignet sich in St Petersburg ein besonderes Naturspektakel: die weißenpiter nacht Nächte. Die längste weiße Nacht fällt auf den 21./22. Juni, dann wird es fast gar nicht dunkel. Und ganz Petersburg ist dann nachts auf den Straßen.

Aber auch, wenn die Nächte nicht weiß sind, ist ein nächtlicher Spaziergang das Schönste, was die Stadt zu bieten hat und das sollte sich keiner entgehen lassen.

Insidertipps: Sei kein Wessi!
Einige Dinge sind in der nördlichen Stadt zu beachten. Die Metro fährt nur bis ein Uhr und dann erst wieder um sechs. Die Brücken klappen auch gegen eins hoch, man sollte also darauf achten wieder rechtzeitig auf der richtigen Insel zu sein oder wer nicht in der Kälte warten will, sollte bis sechs auf der Party bleiben.

Wer kein Russisch spricht, sollte zumindest die kyrillische Druckschrift lesen können. Im Zentrum sind die meisten Metrostationen zwar auch auf lateinischen Buchstaben ausgeschildert, weiter außerhalb aber nicht mehr. Auch sind die lateinischen Transliterationen von dem ein oder anderem kyrillischen Straßennamen manchmal nicht wieder zu erkennen.

Es ist auch zu emjulia kroschka katoschkapfehlen mit jemanden zu reisen, der sehr gut Russisch spricht. Als Ausländer kann man schnell mal den doppelten Preis bezahlen und auf Souvenirmärkten wird man grundsätzlich abgezockt. Auf solchen Märkten sollte man auch besser nur Russisch sprechen, wenn die Verkäufer merken, dass man Russisch spricht, dann bekommt man auch mal einen Sonderpreis oder ein kleines Geschenk.

Günstig und trotzdem leckere und typisch russische Mahlzeiten bekommt ihr bei den Fastfoodketten „Mu-Mu” und „Kroschka Katoschka”. Bei letzterem gibt es übrigens sehr leckere Wareniki für knapp einen Euro. In der ganzen Stadt verteilt sind Stände, an denen man für etwa fünzig Cent pro Stück Piroschki, Pelmeni oder Bliny bekommt. Man muss bei der Restaurantauswahl sehr vorsichtig sein, wer im Zentrum in ein richtiges Restaurant geht, kann mal schnell über fünf Euro für drei kleine Scheiben gebratene Paprika zahlen.

 

Hier gehts zum ersten Teil: Was machst du bloß in Russland?

 

 

(Text: Miriam Gräf / Fotos: Julia Schäfer (2. u. 9. Foto), Artur Manjapow (7. u. 8. Foto), Miriam Gräf (1. u 3. – 6. Foto))

Miriam G.

Wenn Miriam nicht gerade durch Russland reist, dann schreibt sie darüber. Ansonsten erzählt sie noch gerne von der großen Liebe oder schreibt Hassreden gegen Schokonikoläuse. Miriam ist freie Journalistin für verschiedene Online Medien, darunter generationanders.com und to4ka-treff. Seit 2013 ist sie Mentee im Mentorenprogramm der Jugenpresse und Jungejournalisten.de

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