Zeitgeschichte

Mehr Rechte für Kinder im Krieg – zumindest auf dem Papier

Um die Schwächsten im Krieg besser zu schützen, wurde 2002 ein Zusatzprotokoll zur UN- Kinderrechtskonvention verabschiedet, durch das der Missbrauch von Kindern unter 18 Jahren als Soldaten verboten wurde. Daran erinnert jährlich am 12. Februar der Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. Offiziell gibt es aber noch immer etwa 300.000 Kinder, für die das Töten zum täglichen Überleben in Kriegsgebieten gehört.

Die technische Verbesserung der verschiedenen Waffen hat dazu geführt, dass selbst Kinder Maschinengewehre relativ einfach benutzen können. Bei Kämpfen zwischen Militär, Guerillagruppen und Milizen in politisch instabilen Ländern werden deshalb auch Kinder rekrutiert, denn sie bieten für die Anführer viele Vorteile: Sie brauchen weniger Essen als Männer, sie bekommen nur sehr geringen oder überhaupt keinen Lohn und haben noch keinen ausgeprägten Sinn für richtig und falsch.

Sie werden deshalb oft als “minderwertige Soldaten” angesehen und für besonders gefährliche Unterfangen oder Aufgaben, wie das Entdecken und Legen von Minen, verwendet. Angola, Afghanistan, Kolumbien, Demokratische Republik Kongo, Ruanda, Sierra Leone, Somalia und Sudan sind nur einige der 57 Länder, in denen Kinder regelmäßig ihrer Kindheit und Jugend beraubt werden. Dem südasiatischen Staat Burma kommt bislang der traurige Rekord zu, die meisten Kindersoldaten rekrutiert zu haben.

Die rote Hand - das Zeichen des Gedenktags, dessen englischer Titel "Red Hand Day" lautet.
Die rote Hand – das Zeichen des Gedenktags, dessen englischer Titel “Red Hand Day” lautet.

Während eines Krieges ist es für Kinder am gefährlichsten, denn sie sind das schwächste Glied der Familie und der Gesellschaft. Am schlimmsten wird für sie die Situation, wenn sie von ihren Eltern getrennt sind, durch unerwartete Übergriffe oder Angriffe denen die Eltern und Geschwister zum Opfer gefallen sind. Guerillagruppen oder Milizen suchen ständig nach Verstärkung für ihre Einheiten und Kinder, die zwischen die Fronten geraten, auf der Flucht sind oder auf der Straße leben, werden massenhaft zwangsrekrutiert.

Unter Drogen gesetzt werden die Kinder zu Maschinen und töten ohne nachzudenken. Sie sind willenlos und kennen keinen Ausweg. Sie leben von einem Tag in den nächsten – mit dem Ziel möglichst viele Menschen zu töten um im Ansehen des Gruppenführers aufzusteigen – und nicht selbst umgebracht zu werden. Mädchen werden außerdem oft sexuell missbraucht, gedemütigt und verstümmelt.

Die Flucht ist für viele aussichtslos. Die Gefahr einer feindlichen Gruppe von Rebellen zu begegnen – oder auch wieder der eigenen – ist zu groß. Eine Rückkehr zur Familie ist ebenso hoffnungslos, denn ihr Wohlergehen ist mehr als fraglich. Noch dazu haben die Kinder mit ihrer Gruppe oftmals viele hundert Kilometer zurückgelegt und befinden sich deshalb in einer anderen Region des Landes.

Für viele Kinder gibt es daher nur die Flucht in ein anderes Land. Dort sind sie auf politische Duldung und soziale Hilfsleistungen angewiesen. Dies ist jedoch nur möglich, wenn das andere Land nicht selbst vom Krieg zerrüttet ist. Gelingt den ehemaligen Kindersoldaten die Flucht in westliche Länder, so sind die Aussichten auch nicht unbedingt besser. In Deutschland beispielsweise gibt es keinen besonderen Schutz von Kindersoldaten – sie werden wie Fahnenflüchtige behandelt und zurück in ihr Herkunftsland geschickt.

Die gesetzliche Lage für den Schutz von Kindern in Kriegszeiten ist eigentlich eindeutig. Umsetzung und Kontrolle sind jedoch sehr schwer und nahezu unmöglich. Immerhin ist unter dem Statut des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag die Rekrutierung von Kindern unter 15 Jahren ein Kriegsverbrechen und kann strafrechtlich verfolgt werden.

Im Jahr 2002 wurde ein Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet, in welchem sich die Unterzeichner verpflichtet haben die Altersgrenze für die Rekrutierung von 15 auf 18 Jahre zu erhöhen. Um dieses Ereignis zu würdigen und auf die leider noch immer andauernde gegensätzliche Realität aufmerksam zu machen, gibt es nun den Internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten (engl. Red Hand Day) am 12. Februar.

Das Bündnis „Coalition to Stop the Use of Child Soldiers” veranstaltet an diesem Tag zusammen mit seinen Partnerorganisationen wie beispielsweise Amnesty International, Human Rights Watch oder der International Federation Terre des Hommes in vielen Städten weltweit Informationsstände oder Aktionen. Seit einem Jahr werden rote Hände als Zeichen des Protests gesammelt und am heutigen Tag sollen sie den Delegierten der Vereinten Nationen in New York City vorgelegt warden, um somit politischen Druck zu erzeugen und ein effektiveres Durchsetzen und Kontrollieren der Gesetze zu fordern.

(Text: Johanna Zapf / Foto: Pressefoto www.child-soldiers.org)

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