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Chinas Umgang mit der Pressefreiheit

Ein erstauntes Raunen ging um die Welt, als die chinesische Regierung nach dem schweren Erdbeben in Sichuan im Mai dieses Jahres in einem beispiellosen Vorgang sowohl chinesische, als auch ausländische Pressevertreter ungehindert in die betroffenen Gebiete ließ und ihnen bei der Berichterstattung keine Steine in den Weg legte. Hoffnung machte sich breit, dass das sonst so kontrollsüchtige Regime einer ungeduldig erwarteten Erleuchtung folgte und der große Umbruch gekommen war – rechtzeitig zum Beginn der Olympischen Spiele. Diese Zuversicht ist allerdings längst Ernüchterung gewichen.

Als die Medien begannen sich auf die Mängel beim Bau von Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen zu konzentrieren, sowie über Proteste der Bevölkerung zu berichten, hatte das Regime ihre Toleranzgrenze bereits erreicht und fuhr zurück zum Status Quo. Im Nu herrschte wieder dieselbe Situation der Zensur und Verfolgung von kritischen Journalisten wie eh und je. Der Versuch, besser dazustehen, als die Diktatoren Burmas, die humanitäre Hilfe und Berichterstattung nach der Sturmkatastrophe des Zyklon standfest verweigerten und damit einen internationalen Aufschrei auslösten, war bereits nach kurzer Zeit gescheitert.

Vor Allem chinesische Journalisten, die über sensible Themen, wie Umweltverschmutzung oder HIV berichten, müssen fürchten, wegen „Anstiftung zum Umsturz” oder Ähnlichem angeklagt und zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt zu werden. So geschehen im Fall des Journalisten Hu Jia, der nun für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis muss. Andere, wie seine Frau, stehen unter Hausarrest, abgeschnitten von der Außenwelt.Für ausländische Journalisten gelten derweil harte Visa-Regelungen. Sie müssen viele Auflagen erfüllen, wie etwa die detaillierte Angabe von Gesprächspartnern, den Ort und Termin des Interviews oder etwa ein Rechercheplan. Ohne detaillierte Bekanntgabe dieser Fakten, keine Einreisegenehmigung.
Dabei hält China nach wie vor daran fest, dass eine freie Berichterstattung während der Spiele gewährleistet und selbst die Zensur im Internet in dieser Zeit heruntergefahren wird. Der Olympia-Pressechef Pekings ist bemüht, ein pressefreundliches Bild Chinas abzugeben. Er betonte, selbst vom Platz des Himmlischen Friedens könne jederzeit freie Berichterstattung erfolgen. Das dies jedoch immer noch nicht der Fall ist, zeigt ein Vorfall, der kürzlich dem ZDF-Reporter Johannes Hano passierte.

Während eines Interviews auf der chinesischen Mauer wurde er von den örtlichen Behörden unterbrochen und das Filmen untersagt. Peking entschuldigte sich später und erklärte, dass in den Provinzen noch Unsicherheit angesichts der neuen Regelungen herrsche. Also selbst wenn das Regime Interviews und Berichterstattungen in einem gewissen Rahmen erlaube, ist es dennoch nicht sicher, dass die örtlichen Provinzverwaltungen aus lauter Angst vor Fehlern nicht doch dazwischen gehen.

Wie geht die chinesische Bevölkerung mit dem Thema Pressefreiheit um?
Nach den Unruhen in Tibet löste die einseitige Beichterstattung der westlichen Medien noch eine große Sympathiewelle für das chinesische Regime aus. Schließlich war deren Ursprung brutale Angriffe von Tibetern auf Han-Chinesen, der größten Bevölkerungsgruppe Chinas. Doch nach dem Bekannt werden der Schlampereien beim Schulbau war die chinesische Bevölkerung dermaßen geschockt, dass das Regime, welches sie immer vorbehaltslos gegen die westliche Sinophobie schützten, sie im Stich gelassen hatte, ging eine Protestwelle los, die Peking nur mit Mühe niederschlagen konnte. Vielleicht ist gerade ein Umdenken in der chinesischen Bevölkerung im Gange. Das totalitäre Regime ließ sich jedenfalls davon nicht beeindrucken.

Peking hat den absoluten Willen zur Kontrolle über Allem, was eine Gefahr für die „Harmonie” darstellen könnte, also auch der Pressefreiheit. Das Regime benutzt die einseitige Berichterstattung der westlichen Medien dazu, die chinesische Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen. Aufgrund der historischen Bedingungen, einst Zentrum der Macht und des Fortschrittes, dann Okkupation und Abhängigkeit von den Engländern, gedemütigt vom Westen über Jahrzehnte, reagieren Chinesen sehr sensibel, wenn der Westen sich über China mokiert.
Eist leider Fakt, dass die Mehrheit der Bevölkerung ihre Regierung lieber in Schutz nimmt, selbst wenn sie selbst nicht mit den Vorgängen, wie der Zensur, einverstanden sind. Sie sehen sich als Einheit. Ein Land, ein Volk, eine Partei. Wer die Partei angreift, greift ganz China an.

 

(Text: Sina Mühling)

Konrad W.

Konrad hat back view am 06. April 2007 gegründet - damals noch in diesem sozialen Netzwerk StudiVZ. Mittlerweile tobt sich Konrad ganz gerne im Bereich SEO aus.

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