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Ich back mir einen Mann

Er soll gut aussehen, Charme haben und ein volles Bankkonto besitzen. Wenn es möglich wäre, sich einen Mann zu backen, wäre er eine Mischung aus Brad Pitt, George Clooney und Bill Gates. Betrachtet man seinen Partner, stellt man fest, dass diese Eigenschaften überhaupt nicht zwingend vorhanden sein müssen. Perfekt ist eben nicht perfekt.
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Der Mann als Jäger, die Frau als Sammler. Auch im 21. Jahrhundert meint man, diese Arbeitsteilung bei Männlein und Weiblein noch erkennen zu können. So erwarten wir Frauen, dass der Mann uns erst einmal umschwärmt, umzingelt und eine geschickte Technik nach der anderen aus dem Ärmel schüttelt, damit wir uns von ihm begehrt fühlen.
Wir Frauen kennen das Spielchen genau – interessant macht man sich, wenn man dem Mann erst mal die kalte Schulter zeigt und ihm auf seinem Weg zum Ziel immer wieder nur einen kleinen Leckerbissen zuwirft – und somit einen kleinen Hoffnungsschimmer entfacht. Der Jäger dagegen muss den Hunger spüren, Speichel im Mund entwickeln und kontinuierlich über Stock und Stein rennen. Aber er darf dabei auch niemals das Gefühl bekommen, sein Opfer aus den Augen verloren zu haben.

Die Theorie
Die Frau spielt also die schöne Unantastbare, während der perfekte Mann seinem Jagdinstinkt nachgeht und nicht aufgibt, bis er die Angebetete endlich in seinen “Krallen” gefangen hat. So zumindest die Theorie und so hat es uns auch Mutti gelehrt und unzählige Filme zeigen diesen Ablauf, den man auch tagtäglich beobachten kann.

Nach einer erfolgreichen Errungenschaft ist das Spiel aber noch lange nicht vorüber. Der ideale Mann muss noch viel mehr beweisen. Der perfekte Mann ist der, der einen zum Lachen bringt, der einen auf Händen trägt und einem frisch gebrühten Kaffee ans Bett stellt. Der perfekte Mann ist der, der im schwarzen Business-Anzug genauso gut aussieht wie in seinen verratzten Chucks. Der perfekte Mann ist der, der ein romantisches Candle-Light Dinner im neuen Veggie-Restaurant gegenüber einem Abend mit Bier und dem Champions-League-Spiel Manchester United gegen Bayern München bevorzugt. Es gibt viele Klischees wie es sein soll, Vorstellungen nach denen gestrebt wird und Einschätzungen, wie der perfekte Mann auszusehen und zu sein hat.

Die Praxis
Doch wie ist Perfekt-Sein überhaupt möglich? Wie soll es ein Mann schaffen, genug Geld nach Hause zu bringen, gleichzeitig aber auch ausreichend Zeit zu haben, für seinen Sixpack zu trainieren, die Wohnung zu renovieren und dann noch freiwillig Lust zu verspüren, mit unseren Freunden rumzuhängen, uns süße SMS zu schreiben oder uns Blümchen zu besorgen?

Nein, das Leben ist wie wir wissen – zumindest bei den meisten von uns – kein Hollywood-Film, in dem ein gut aussehender Prinz auf einem Schimmel daher geritten kommt und unser Leben schlagartig perfekt macht. Denn auch der Mann, der dem Ideal-Status schon sehr nahe kommt, lässt seine Socken abends auf der Couch liegen, schnarcht bis die Wände wackeln, stinkt nach dem Sport fürchterlich und schaut der neuen Kollegin mit dem kurzen Röckchen hinterher. Haben wir jemals wirklich etwas anderes erwartet?

Mal ganz ehrlich: Der perfekte Mann für einen selbst, wohnt vielleicht gleich nebenan, hat weder was von Robert Pattinson noch von Vin Diesel, kann weder rappen noch Luftgitarre spielen und hat schon mal heimlich „Sissi” geschaut. Seine Geheimratsecken mögen immer größer werden und das Tattoo, das nach einer naiven Aktion am Saufabend mit seinen Kumpels nun seinen Körper ziert, hätte wirklich nicht sein müssen. Aber irgendwas war doch da, weswegen dieser Typ uns damals aufgefallen ist.

Was ist schon perfekt?
Der Ausdruck „perfekt” ist so abstrakt, dass darunter eigentlich alles zählen und jeder ihn anders definieren kann. Erst, wenn man seine eigenen Zutaten für das Männer-Backrezept verfolgt, stellt man fest, dass sich diese Zutaten über die Jahre verändert haben. Um einen „perfekten Mann” zu bekommen, muss man sich klar werden, was für einen persönlich das Wichtigste ist. Überlegen, woran man beim Mann seiner Wahl wohlmöglich noch ein bisschen herumschrauben kann, aber sich auch im Klaren sein, dass auch jeder noch so tolle Mann eben auch ein paar Ansprüche hegt.

Der ideale Mann lässt sich also nicht auf ein paar klar definierte Eigenschaften festlegen. Perfekt ist er, wenn man bei ihm so sein kann, wie man ist und nicht seine persönliche Unabhängigkeit wegen ihm aufgibt. „91 Prozent der Frauen finden ein offenes Lächeln an einem Mann sexy” (laut Parship Single- und Partnerstudie 2009). Manchmal kann das Leben so einfach sein.

(Text: Christina Hubmann)

Christina H.

Christina wollte eigentlich mal Busfahrer werden, ehe sie sich entschloss, doch "irgendwas mit Medien" zu machen. Schreiben tut sie nämlich schon immer gern. Und wie das Leben ohne dieses Internet funktioniert hat, fragt sie sich schon seit Längerem - erfolglos.

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