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Es lebe die Sommerdepression

Die Europameisterschaft ging nach hinten los und nicht wir haben den Titel geholt, sondern diese spanischen Stierkämpfer. Die Tour de Doping radelte ohne mediale Aufmerksamkeit an mir vorbei. Und kalt war es auch noch. Sommerliche Depression auf ganzer Linie! Doch Olympia wird Abhilfe schaffen.

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Normalerweise freue ich mich auf den Juni, auf den Juli und noch mehr auf den August. Ferien, Sommer, Sonne, Planschen. Bisher war vom warmen Sommer allerdings kaum etwas spüren. Gegrillt habe ich bisher mit Regenschirm und Winterjacke und das Semester endete statt im Planschbecken in der Traufe.

Und wie das so ist: Immer dann, wenn sich bei mir so eine kleine Depression im Kopf verankert, sollte ich in den Urlaub fahren – Körper und Seele auftanken. Immer geht das aber nicht. Dafür fehlt mir leider das Geld. Eine ähnliche Wirkung haben aber auch sportliche Highlights, die mir im sommerlichen Down die Hand entgegenstrecken, um den Treibsand der Langweile zu verlassen.

Nachdem die deutsche Fußballnationalmannschaft eben nicht den heiß ersehnten und auf den Tischen der Biergarten bereits eingeritzten Titel holen konnte, war die gute Laune während der Europameisterschaft schnell verflogen. Wer will sich schon mit den Stierkämpfern aus Spanien freuen.

Tour de France? Ach ja, war die schon? Ja! Aber da ARD und ZDF die Dopingradler nicht mehr übertragen, fuhr das gelbe Trikot komplett an meinem Weltgeschehen vorbei. Was soll`s! Wir Deutschen waren da sowieso auch nur zu den spritzigen Zeiten der Blutwäsche so richtig erfolgreich. Danke Jan. Danke Erik!

Was soll ich nur tun? Wie kann ich die verregnete Depression der letzten Wochen überwinden? Mit was soll ich mich von der ungeliebten Masterarbeit ablenken? Im Fernsehen läuft nur Scripted Reality Bullshit. Die kühlen Temperaturen und der Monsunregen versperren mir die Haustür von außen.

Doch Rettung naht, denn die Olympischen Spiele in London beginnen. Das bedeutet 17 Tage sportliche Highlights, 302 Wettbewerbe und 906 zu vergebene Medaillen. Und auch, wenn wir so wenig deutsche Sportler wie selten zuvor nach England schicken – für Nervenkitzel und Spannung ist dennoch gesorgt. Es geht mir sowieso nur um die Neugierde, den schmalen Grat zwischen Erfolg und Misserfolg mitzuerleben, der bei vielen der olympischen Wettbewerbe besonders eng ausfällt.

Ein Problem habe ich jetzt aber trotzdem noch: Das Wetter wird besser. Sonnenbrandfördernde Strahlen wüten auf meiner Stirn und ich könnte den ganzen Tag draußen liegen. Und genau jetzt will mich Olympia an den Fernseher fesseln? Wiese haben die denn nicht schon vor Wochen während der Schlechtwetterperiode begonnen, als ich mich so sehr nach ihnen gesehnt habe? Und wieso, verdammt nochmal, kann ich eigentlich nicht einfach mal zufrieden sein?

(Text: Konrad Welzel)

Konrad W.

Konrad hat back view am 06. April 2007 gegründet - damals noch in diesem sozialen Netzwerk StudiVZ. Mittlerweile tobt sich Konrad ganz gerne im Bereich SEO aus.

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