Sport

Die Rückkehr der Leichtigkeit

Nach zwei Jahren der Durststrecke und der ungewohnten Erfolglosigkeit durfte Roger Federer am vergangenen Sonntag endlich wieder einen Grand-Slam-Pokal präsentieren. Der erfolgsverwöhnte Schweizer, der zuletzt massive Entziehungserscheinungen durchleben musste, konnte zum siebten Mal in Wimbledon triumphieren und pulverisiert damit zahlreiche Rekorde.

[divide]

Was nun die größere Herausforderung war, das weiß man im Nachhinein nicht so recht. War es das Halbfinale gegen Novak Djokovic oder das Endspiel gegen Andy Murray? Vor einigen Monaten noch hätte Federer wohl zumindest eines dieser Duelle verloren. Unvergessen vor allem seine epischen Schlachten mit Djokovic, die in jüngster Vergangenheit vor allem zugunsten des Serben ausgingen.

Doch an diesem 8. Juli 2012 setzte FedEx einem fulminanten Tennisjahr die Krone auf. Sein Sieg beim Lieblingsturnier in Wimbledon katapultierte ihn über England hinaus auf Rang 1 der Weltrangliste. Die zurückgewonnene Leichtigkeit ließ den 30-Jährigen wie aus einem Jungbrunnen emporsteigen. Jeder Zweifel war verflogen – die erfolglosen zwei Jahre wurden einfach atomisiert.

Keine Selbstzweifel
Der Techniker unter den Tennisprofis, der Maestro mit dem feinen Tennisarm. Er fand zurück zu seinem Spiel, das ihn Anfang bis Mitte/Ende der 00-er-Jahre zum absoluten Diktator der Tennisszene aufsteigen ließ. Keine Selbstzweifel mehr, auch bei zahlreichen Unforced Errors im Finale gegen Murray blieb Federer ruhig und konnte vor allem durch sein Aufschlagspiel von dannen ziehen.

Mit nun 11.075 Punkten liegt er hauchzart vor Novak Djokovic in der Weltrangliste auf dem Premium-Platz. Die neue, alte und ewige Nummer Eins ist wieder dort, wo sie hingehört. Seit dem 6.6.2010 war Federer nicht mehr auf Rang 1. Nun hat er den Rekord von Pete Sampras eingestellt. Beide sind nun mit 286 Wochen auf dem ersten Platz notiert.

Damit blüht dem Schweizer baldig der alleinige Rekord, die 287. Woche würde eine Ära markieren, die über die Geschichtsbücher hinaus gehen würde. Schon der siebte Titel in Wimbledon bedeutete die Einstellung des Rekords von Pete Sampras.

Favorit bei Olympia
Nach den Siegen in Dubai, Indian Wells, Madrid und nun Wimbledon kann Roger Federer nun sogar von olympischem Gold träumen. Als Favorit geht der Maestro vor allem deshalb ins Rennen, weil das olympische Tennisturnier ebenfalls auf Rasen, nämlich auf jenem in Wimbledon ausgetragen wird.

Bescheiden lehnte Federer es ab, die Schweizer Flagge in London 2012 ins Stadion zu tragen. Er hatte schon 2004 und 2008 sein Land repräsentiert, nun solle ein anderer diese fantastische Chance erhalten.  Die Goldmedaille bei Olympia blieb ihm bisher noch verwehrt, sie wäre das Sahnehäubchen auf einem grandiosen Tennisjahr eines der – wenn nicht des – größten Tenniscracks aller Zeiten.

 

(Text: Jerome Kirschbaum)

Jerome K.

Jerome schreibt am liebsten über Sport, wenn er denn nicht selbst auf einem Platz steht. Seit Oktober 2010 verdingt sich Jerome als Schreiberling für back view, neben den Leibesübungen widmet er sich sich auch politischen Themen. Im wahren Leben musste Jerome zahlreiche Semester auf Lehramt studieren, um dann schlussendlich doch etwas ganz anderes zu werden.

Schreibe einen Kommentar