Die junge Mannschaft um Bundestrainer Jogi Löw hat mit den Siegen gegen Brasilien und die Niederlande durchaus bewiesen, dass sie es mit den Großen aufnehmen kann. Die Erfolge gegen diese Fußballnationen waren nur die logische Konsequenz einer unglaublichen Entwicklung rund um den 3. Platz bei der WM 2006, den Vizetitel 2008 und wiederrum den 3. Rang bei der WM 2010.
Kombiniert mit der EM-Qualifikation, die ohne Punktverlust mit zehn Siegen absolviert wurde, steht die deutsche Auswahl zu Recht im engsten Favoritenkreis. Selbst die Spanier schien man in jüngster Vergangenheit abgehängt zu haben, auch wenn diese Darstellungen auch im Rausch der Euphorie entstanden sind. Freudentrunken schwebte Deutschland im Himmel, nur Jogi Löw meckerte von dem Parterre aus, um die Bodenhaftung nicht zu verlieren.
„Wahrscheinlich die stärkste Gruppe”
Nun also Mit Portugal, Niederlande und Dänemark „wahrscheinlich die stärkste, aber auch die interessanteste Gruppe”, wie Löw nach der Auslosung meinte. Selbst die vermeintlich schwächeren Dänen sind für den Bundestrainer „eine unangenehme Turniermannschaft”. Immerhin waren es die Dänen, die Portugal in der Qualifikation auf den zweiten Rang verwiesen.
Doch auf kleine Gegner konnte wohl keiner hoffen. Wie Löw selbst meinte, sind „alle Mannschaften schwer zu spielen”. Meist sind Europameisterschaften in der Breite besser besetzt als die interkontinentalen Turniere. Bei der EM „drohen” immerhin Teams wie Saudi-Arabien oder Neuseeland.
Das Losglück – einst deutsches Hoheitsgebiet
Einzig bei der Gruppe A hätte man noch vom sonst so typischen deutschen Losglück reden können. Die auf den ersten Blick einfachste Gruppe war in der Vergangenheit eigentlich deutsches Hoheitsgebiet gewesen. Gegner wie Costa Rica, Ecuador, Iran oder Lettland und – sorry – Österreich waren es in der Vergangenheit oftmals. Nun sind Dänemark, Portugal und Niederlande die Gegner.
Dennoch hat diese große sportliche Herausforderung auch einen positiven Charakter für die deutsche Elf. Die Konzentration kann und muss von Beginn an auf höchstem Level sein. Jeder Fehltritt kann schmerzen, und Fehltritte hatte Deutschland zuletzt nur gegen Spanien zu beklagen – und denen konnte man erst mal aus dem Weg gehen.
Nun muss Löws Jungspundentruppe beweisen, dass die Lorbeeren der vergangenen Monate auch ihre Berechtigung haben. Die EM, der ersehnte Weg zum Titel, endlich die Spanier schlagen – all das führt nur über den harten Weg der Gruppenphase. Eine wahre Reifeprüfung.
(Text: Jerome Kirschbaum)