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Die Liebe in Zeiten des Viagrabooms

Potenzpille und Parkinson – nicht gerade die klassischen Zutaten für eine Liebeskomödie nach bewährtem Rezept. Das will „Love & Other Drugs” auch gar nicht sein, setzt Regisseur Ed Zwick (Blood Diamond) doch bewusst auf ernste Zwischentöne.[divide]

Dennoch beginnt alles ziemlich trivial. Pharma-Vertreter Jamie (Jake Gyllenhaal) ist ein Sonnyboy aus gutem Hause, der das Leben genießt und Verantwortung meidet. Maggie (Anne Hathaway) versucht sich als Künstlerin und will sich nicht binden. Als beide aufeinander treffen, ist klar, worauf es hinausläuft: unverbindlichen Sex. Das geht eine Weile gut, dann kommen die Gefühle ins Spiel und die magischen drei Worte schweben im Raum. So beginnt Zwicks Film als ziemlich banale Geschichte, wäre da nicht Maggies Parkinson-Erkrankung.

Dieses kleine aber gewichtige Element lässt „Love & Other Drugs” zu einem Liebesfilm mit Tiefgang werden, rückt ihn zeitweise sogar in die Richtung des legendären Klassikers „Love Story” aus dem Jahr 1970. Ed Zwicks Variante einer von Krankheit beeinträchtigten Liebesbeziehung gibt sich hier jedoch deutlich freizügiger. Für amerikanische Verhältnisse bietet der Film auffallend viel nackte Haut, Intimität und Lust. Zeitweise besteht er sogar ausschließlich aus leidenschaftlichen Sexszenen zwischen Gyllenhaal und Hathaway, die bevorzugt nackt über die Leinwand springen.

Mit Nacktheit wird hier also locker umgegangen, was nicht so abwegig ist, bedenkt man den zeitlichen Rahmen. „Love & Other Drugs” spielt in den 90er Jahren, Viagra wurde gerade auf den Markt gebracht und Männer eilen in Strömen in die Apotheken, um ihr Sexleben aufblühen zu lassen. Jamie profitiert von diesem Trend, vertreibt er doch die blauen Wunderpillen für ein großes Pharma-Unternehmen.

So wäre Zwicks Film mit seinem Mix aus Zeitgeist und Zynismus eine durchaus gelungene Nineties-Geschichte, wären da nicht diese völlig missratenen Nebencharaktere. Auf die meisten von ihnen hätte man womöglich ganz verzichten sollen, allen voran Jamies Bruder, der als klischeehafter Hornbrillen-Nerd mit peinlichen Penis- und Porno-Witzen nervt. Auch Jamies Vorgesetzter, die Sekretärin oder sein Pharma-Konkurrent wirken eher überflüssig als unterhaltsam.

„Love & Other Drugs” basiert auf dem autobiografischen Bestseller „Hard Sell: The Evolution of a Viagra Salesman” von Jamie Reidy. Regisseur Zwick und sein Autorenteam haben aus den Memoiren des Pharma-Vertreters eine mittelmäßig unterhaltsame Romanze gebastelt, die zwar nicht mit Inhalt, dafür aber mit Starbesetzung überzeugt. Gyllenhaal und Hathaway, bereits in „Brokeback Mountain” als Paar auf der Leinwand, halten den Film größtenteils zusammen und überzeugen mit ihrem schauspielerischen Talent sowie einer großen Portion Charme.

Dennoch enttäuscht der Film am Ende mit einer sehr trivialen Wendung, die man besser hätte lösen können. Dem Zuschauer bleibt nichts anderes übrig als die Pille zu schlucken, auch wenn sie nicht blau ist.

Bewertung: 3 von 5 Sternen

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(Text: Julia Hanel / Zeichnungen: Christina Koormann)

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