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Die Leiden des Rafael N.

Für Rafael Nadal sind die Australian Open 2011 schon im Viertelfinale beendet. Es ist eine Geschichte des Leidens und der unzähligen Verletzungen. Von Knieproblemen geplagt, konnte der Spanier sich diesmal nicht gegen David Ferrer durchsetzen.

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Im Gegenteil, das 4:6, 2:6 und 3:6 gegen seinen Landsmann ist ein herber Schlag für Nadal. Die Nummer 1 der Welt hatte vom ersten Rafa-Slam seit 1969 geträumt, also dem Gewinn aller vier Grad-Slam-Turniere hintereinander. Damals hatte Rod Laver alle vier begehrten Trophäen in Folge geholt.

Und Nadal war in diesem Jahr auch auf einem guten Weg, bis zu besagtem Viertelfinale gegen Ferrer musste er keinen einzigen Satz abgeben. Lediglich einmal ging er in der dritten Runde gegen Bernard Tomic in den Tiebreak. Er düste in Überschallgeschwindigkeit durch das Turnier – scheinbar zu schnell. Vor allem wohl zu schnell für den leiderprobten Körper Nadals. Schon wieder wurde der Mallorquiner von körperlichen Streiks jäh gestoppt.

Lange Verletzungsgeschichte

Denn der Blick auf den verpassten Rafa-Slam verschleiert die Tatsache, dass Nadal schon seit Jahren mit diversen Verletzungen zu kämpfen hat. Schon 2007 sprach sein damaliger Trainer Toni gar vom Karriereende, was sein Schützling dann jedoch flugs dementierte.  Angeblich soll der Tenniscrack sich jedoch seit 2005 mit Knieproblemen herumgeplagt haben.

2009 war ein ebenso schmerzhaftes Jahr. Am 31. Mai war er gegen Robin Söderling im Achtelfinale der French Open ausgeschieden, danach wurden wieder Sehnenreizungen in beiden Knien diagnostiziert. Die US Open im selben Jahr trat Nadal dennoch an, im Halbfinale scheiterte er am späteren Sieger Juan Martin del Potro.

Vorbote des Scheiterns
Genau vor einem Jahr musste Nadal bei den Australian Open 2010 wegen Knieproblemen gegen Andy Murray aufgeben. Es war ein Vorbote des Scheiterns in diesem Jahr. Kurz vor Wimbledon spielte er trotz Schmerzen in Queens ein Turnier, um dann wenig später in Wimbledon im Finale zu triumphieren. Die Signale des Körpers wurden übergangen, der Spanier trieb seinen Muskelberg zu Höchstleistungen. Stets war aus dem Munde der Nummer 1 zu hören, dass es nur halb so schlimm sei. Obwohl die Knie fragil scheinen, wiegelte Nadal stets ab.

Lange Zeit galt Nadal als reiner Sandplatzkönig, doch dieses Image hatte er spätestens 2008 mit dem Sieg in Federers „Wohnzimmer” Wimbledon abgelegt. Der ehemalige Tennis-Haudrauf lernte sukzessive den Slice, er konnte alsbald das Tempo variieren, nicht nur mit Gewalt die gelbe Filzkugel losdonnern.

Federer versus Nadal
Dennoch musste Nadal bei diesen Australian Open 2011 wieder für sein immer noch sehr kraftraubendes und intensives Tennis die Quittung zahlen. Er haut sich bei allem technischen Fortschritt weiter mit aller Macht in die Bälle, ohne Rücksicht auf Kniereizungen oder andere nervige Störfaktoren. Sein Kontrahent Roger Federer legt dagegen eine grazilere Darbietung ab, der Schweizer ist ein Meister der Technik, auch wenn er lange nicht mehr so dominant auftritt wie noch vor drei Jahren. Dem stemmte sich Nadal mit aller Macht entgegen. Das aggressive Grundlinientennis lässt seinen Körper jedoch nicht unberührt.

Bei der neuerlichen Verletzung und der weitreichenden Kniehistorie läuten die Alarmglocken. Auch wenn Nadal zur neuerlichen Verletzung schweigt, das maßlose Überstrapazieren eines Körpers wirft seine Schatten. Bei so langwierigen und hartnäckigen Verletzungen wäre vollwertige Heilung – sofern möglich – für Nadal ein Paradies auf Erden.
Mit den Leiden des Rafael Nadal könnte man ganze Medizinbücher füllen. Es ist fraglich, ob sein malträtierter Körper ihm nochmal verzeihen und die abermalige Chance auf einen Rafa-Slam geben wird.

(Text: Jerome Kirschbaum)

Jerome K.

Jerome schreibt am liebsten über Sport, wenn er denn nicht selbst auf einem Platz steht. Seit Oktober 2010 verdingt sich Jerome als Schreiberling für back view, neben den Leibesübungen widmet er sich sich auch politischen Themen. Im wahren Leben musste Jerome zahlreiche Semester auf Lehramt studieren, um dann schlussendlich doch etwas ganz anderes zu werden.

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