BrennpunkteGesellschaft

Ein Leben ohne Sinn und Ziel

„Früher war alles besser!” „Die Jugend von heute!” Diese und viele ähnliche Sätze hört man häufig von älteren Menschen, teilweise zu Recht. Die Jugendlichen pöbeln und raufen sich und haben keine Manieren. Aber woran liegt das und wer hat Schuld daran? Hat überhaupt jemand Schuld daran?[divide]

Das moderne Zeitalter bringt ja so manch einen Vorteil mit sich, allerdings auch Nachteile. Während frühere Generationen ihre kostbare Freizeit noch gerne GEMEINSAM draußen an der frischen Luft verbracht haben, zieht es die heutige Generation eher an den Computer oder den Fernseher. Da sitzt man dann stundenlang vor einem Kasten und ballert wahllos auf irgendwelche Menschen ein oder vertrödelt seine Zeit in irgendwelchen virtuellen Welten, anstatt sich mit der Realität auseinander zu setzen.

Aber warum sollte man auch? Es ist doch wesentlich spannender, zu erfahren, welche Frau sich Bauer Erwin aus Buxtehude angeln möchte oder wer alles im „sozialen Brennpunkt‟ wohnt. Zumindest ist das einfacher, als sich mit seinen Problemen auseinanderzusetzen. Sollte man allerdings doch mal gezwungen sein, sich seinen Problemen zu stellen, sind da ja immer noch Mami und Papi da, die einem das Händchen halten oder die ganze Arbeit abnehmen.

Und genau diese Eltern, die meinen, ihren Kindern alle Aufgaben abnehmen zu müssen, sind es, die sich später im Alter wundern, warum ihnen im Bus oder Zug kein Sitzplatz angeboten wird. Nein, ganz im Gegenteil – da stellt man doch lieber seine Tasche auf den Nachbarsitz, warum sollte man die auch auf den Schoss nehmen, das wäre ja anstrengend! Ach ja und nicht zu vergessen: Damit man auch ganz sicher sein kann, dass man den anderen Fahrgästen auch wirklich auf die Nerven geht, stellt man die Musik am Handy auf volle Lautstärke, warum hat das Ding denn sonst Boxen? Und falls jemand die Frechheit besitzen sollte, einen deswegen etwas leicht skeptisch anzuschauen einfach fragen: „Ey, was guckst du Alder? Hast`n Problem oder wat?‟ und schon schauen alle wieder weg.

Ja, diese Jugend! Aber eigentlich muss man ja froh sein, wenn man mit einer Beschimpfung davon kommt. Denn, wenn man sich einige der Vorfälle der letzten Monate in Erinnerung ruft, kommt man doch ernstlich ins Grübeln und ein kleiner Schauer läuft einem eiskalt den Rücken hinunter. Da werden Leute auf offener Straße erstochen, nur weil sie einen vielleicht schief angeguckt haben oder versehentlich die Freundin eines anderen “angemacht” haben. Es scheint, als entwickele sich deren Verhalten zurück in Richtung Neandertaler. Diskutiert wird erst gar nicht, “immer gleich drauf hauen” lautet die Devise, dann ist Ruhe. Warum auch großartig quatschen und die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Meinung des anderen ja vielleicht doch nicht so verkehrt sein könnte? Dann müsste man ja nachdenken, viel zu anstrengend!

Es scheint so gut wie unmöglich, sinnvolle Gespräche über dieses und jenes und das Leben im Allgemeinen zu führen. Hin und wieder trifft man vereinzelt noch junge Menschen mit denen das möglich ist, aber die gehören leider zu einer aussterbenden Art. Die einen wissen vor lauter Langeweile nichts mit sich anzufangen und die anderen stehen so unter Strom, dass sie kaum noch Zeit zum Denken haben.

Beide Typen haben jedoch eine Gemeinsamkeit: Wenn sie dann mal Zeit haben, wollen sie möglichst schnell möglichst viel Spaß. Das heißt im Klartext: Saufen bis zum Umfallen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Das gesunde Mittelmaß scheint vergessen. Es geht immer nur von Null auf Hundert, dazwischen klafft ein riesiges Loch. Gemütlich zusammensitzen und ein Bierchen trinken? Da lohnt ja der ganze Aufwand nicht, also entweder ich bin “voll”, wenn ich nach Hause komme oder ich bleibe gleich daheim.

Vielen fehlt einfach der Sinn im Leben. Und ohne eine Motivation oder ein bestimmtes Ziel wird sich das auch nicht ändern. Wie sagte Albert Einstein doch schon so schön: „Wer keinen Sinn im Leben sieht, ist nicht nur unglücklich, sondern kaum lebensfähig.‟

(Text: Jacqueline Stöppel)

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