GesellschaftMenschen

Die heile Familienwelt?!

Und schon ist wieder Dezember. Schon ist wieder dieser 24. Dezember – Weihnachten. Ja, das Fest der Liebe und so. Oder auch nicht. Weihnachten ist neben Geschenken und viel Essen, purer Stress. Miriam Gräf wirft für back view einen Blick in die Weihnachtschronik ihrer Familie.
[divide]

Am 24. Dezember, dem Heiligen Abend, trudeln im Lauf der Morgenstunden alle Verwandten ein. Oma, Opa, Tante, Onkel. Genau an dieser Stelle nimmt das ganze Chaos bereits seinen Lauf. Alle reden durcheinander. Es wird lauter, undurchsichtiger und, weil das sowieso nichts bringt, ist es auch noch nervenaufreibend.
Dann werden die Möbel verrückt, sodass der Weihnachtsbaum auch Platz findet. Wenn wir Glück haben, läuft das Aufstellen ohne größere Zwischenfälle ab. Wenn er auf Anhieb einigermaßen gerade steht. Dann muss der Baum auch noch geschmückt werden. Glücklicherweise wird jetzt auch schon der Eierpunsch ins Weihnachts-Spiel gebracht. Ja, sehr viel Eierpunsch. Somit findet das Baumschmücken trotz des vielen Stress immer einen sehr schönen Platz in meinem Gedächtnis.

Irgendwann gegen Abend werden dann die Geschenke ausgetauscht. Ja und nach einem kleinen Snack, gibt es noch mehr Alkohol: meistens Cocktails. So und schon ist der Abend sehr unterhaltsam und, wenn sich Oma und Opa ins Bett verkrümelt haben, sitzt der Rest noch bis spät in der Nacht im Wohnzimmer und unterhält sich über Gott und die Welt. Über Dinge, die das ganze Jahr über selten angesprochen werden und über Erlebnisse, der letzten zwölf Monate.
Am nächsten Tag gibt es dann ein sehr langes Essen, das auch – zumindest bis ich Vegetarierin wurde – sehr lecker war. Dasselbe wiederholt sich am zweiten Feiertag. Und gegen Abend reisen unsere Verwandten auch schon langsam ab. Was übrig bleibt, ist ein riesiger Haufen von schmutzigem Geschirr und überreizte Nerven.
Überreizte Nerven nicht, weil ich meine Familie so gar nicht mag, überreizte Nerven, weil die ganze Familie auf einem Haufen immer anstrengend ist. Weil Tage mit drei Generationen auf einmal nie gut gehen können.

An dieses Weihnachten mag ich kaum denken. Denn das Besondere in diesem Jahr: Drei Wochen nach Weihnachten schreibe ich meine Abiturprüfungen. Die Panik steigt jetzt schon, weil man es – wie Schüler so sind – bis zum letzten Moment aufgeschoben hat und die Zeit knapp wird. Nun, an Weihnachten werde ich wohl mit meinen Gedanken völlig bei Locke, Rousseau, Goethe und Shakespeare stecken. Und dann verringert die Familie diesen Stress nicht gerade.

(Text: Miriam Gräf)

Miriam G.

Wenn Miriam nicht gerade durch Russland reist, dann schreibt sie darüber. Ansonsten erzählt sie noch gerne von der großen Liebe oder schreibt Hassreden gegen Schokonikoläuse. Miriam ist freie Journalistin für verschiedene Online Medien, darunter generationanders.com und to4ka-treff. Seit 2013 ist sie Mentee im Mentorenprogramm der Jugenpresse und Jungejournalisten.de

Schreibe einen Kommentar