BildungGesellschaft

Die Erfolgsstory einer jungen Tierschützerin

Anne sitzt auf dem Rücken eines Ponys. Sie hat Menschen und Tiere um sich, die sie gern hat und die Welt erscheint ihr sorglos. Damals ist sie fünf Jahre alt und macht Urlaub auf dem Bio-Bauernhof ihres Onkels.[divide]

Heute ist Anne 19 Jahre alt und macht ihr Abitur. Sie kennt die Arbeit, die auf einem Bauernhof anfällt. Oft genug hat sie in Stall, Gemüsegarten, Küche und auf dem Feld mitgeholfen. Schweine, Pferde, Kühe und Hühner – Anne hat keine Berührungsängste und vor, nach dem Abitur Agrarwirtschaft zu studieren, um den landwirtschaftlichen Betrieb ihres Onkels später übernehmen zu können.Wenn sie mal nicht auf dem Bauernhof anpackt, in den sie und ihre Eltern eingezogen sind, um den immer größer werdenden Familienbetrieb zu unterstützen, ist sie eine begeisterte Tierschützerin und Umweltaktivistin.

„Wie das zusammenpasst”, sagt sie, „ganz einfach, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen, kann auch auf ökologische und tiergerechte Art und Weise geschehen, dazu erfordert es keiner Brutalität, keinem grausamen Kürzen der Schnäbel von Hühnerküken.” Dies wird damit gerechtfertigt, dass die Tiere vor gegenseitigen Verletzungen geschützt würden und damit auch die Effizienz des Betriebes gesichert wird.”

TierschuetzerSie werden mit Nahrung und Medikamenten vollgestopft, bis ihre Beine das Körpergewicht nicht mehr tragen können und brechen. „Diese Hühner werden nie die Sonne zu Gesicht bekommen, außer vielleicht auf ihrem Weg zum Schlachthof”, so Anne. Unter diesen Umständen werden die Hühner verrückt und damit sie sich nicht verletzen, werden ihnen mit einem heißen Draht oder per Laser die Schnäbel abgeschnitten. Für die Küken ist diese Prozedur überaus schmerzhaft, da ihre Schnäbel ihr wichtigstes Tastorgan sind, welches mit Nerven durchsetzt ist.

Anne gründete im Rahmen ihrer Tierschutztätigkeit eine Facebook- Gruppe mit dem Namen „Brutales Schnabelkürzen beenden! Hilf mit deiner Stimme!” Die Online- Protestgruppe, der eine Petition an Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner anhing, gestaltet sich als einmaliger Erfolg, so Anne.

Alle zehn Minuten verlieren 600 Küken ihre Schnabelspitze, und damit ihr wichtigstes Tastorgan. Dies bedeutet für die Hühner nicht nur erhebliche Schmerzen, sondern auch Beeinträchtigungen ihres Lebens durch das fehlende Tastorgan. Die Albert Schweitzer Stiftung hatte die Initiative ins Leben gerufen und Anne sorgte für die Verbreitung. Auf Facebook wurde eine Veranstaltung erstellt, die Anfang diesen Jahres ihren Beginn hatte und durch deren Verbreitung innerhalb weniger Tage die benötigten 12.000 Stimmen für die Weitergabe der Petition an das Bundeslandwirtschaftsministerium erreicht waren. Mit einer so schnellen Verbreitung und auch mit so viel Interesse hatten die Gründer der Gruppe nicht gerechnet.

„Uns war klar, dass wir die junge Generation viel eher über Social Networks wie Facebook erreichen können und müssen. Dass sich aber nach nur fünf Tagen schon so viele Menschen bereiterklärt haben zu unterschreiben, war ein eindeutiges Zeichen für uns, dass dieses das kommunikative Mittel ist, wodurch wir Partizipation erreichen können”, so eine Freundin von Anne.

Anne selbst fügt hinzu: „Ich habe nichts von dem Trend bemerkt, dass Jugendliche eher unpolitisch seien oder sich nur für ihr eigenes Schicksal interessieren. Aus den vielen Kommentaren in der Gruppe habe ich Mitgefühl, Trauer, Wut und Entsetzen herauslesen können.”

Sie hat sich vorgenommen, jetzt regelmäßig Jugendliche und Erwachsene über Social Networks in ihre Vorhaben einzuweihen und Interessierte mit Informationen zu versorgen. Sie strahlt über das ganze Gesicht als sie sagt: „Das ist die Partizipation des 21. Jahrhunderts. Es ist unglaublich wie viele Menschen ich begeistern und mobilisieren konnte. Das macht mir Mut.”

(Text: Lisa Brüßler / Foto: www.public-domain-photos.com)

Schreibe einen Kommentar