Einmal einfach allen seine Meinung sagen, ohne Angst, sich dafür rechtfertigen zu müssen. Einfach seine Meinung sagen und jeder kann es hören oder lesen. Das Internet bietet diese Möglichkeit. Jeder kann dort seine Meinung kund tun, egal ob man sie hören will oder nicht. In der arabischen Welt hat diese virtuelle Freiheit derzeit große Folgen.[divide]
Das Internet wird von vielen als praktisch angesehen. Man kann dort einkaufen, Nachrichten verfolgen oder aber mit anderen in Kontakt treten und vor allem bleiben. Doch nicht nur das. Seit ein paar Jahren, hat sich das Blogging als beliebte Internetfunktion etabliert. Dabei kann jeder, bei einem Anbieter seiner Wahl, einen Blog anlegen und eine Art Internettagebuch führen. Dabei ist das, worüber man schreibt, gar nicht so wichtig. Man kann praktisch über alles schreiben, was einem in den Sinn kommt, so schreiben manche Blogger über ihre Haustiere, andere über ihren Lieblingsschauspieler.
Allerdings gibt es nicht nur private Blogs. Auch diverse Zeitungen haben inzwischen Blogs speziell für ihre Leserschaft eingerichtet. Denn gerade in Zeiten von Leserschwund wird es immer wichtiger, die Leser an eine Zeitung zu binden – nicht nur im Papierformat. Und dies erreicht man am besten dadurch, wenn man den Leser die Möglichkeit gibt, sich auszutauschen und Kritik an der Zeitung zu üben, ohne dass diese Kritik, wie zum Beispiel bei einem Leserbrief, redaktionell gefiltert wird. Darüber hinaus gibt es bei Online-Zeitungen noch die praktischen Kommentarfunktionen, über die man ebenfalls seine Meinung oder Kritik zum jeweiligen Thema direkt und unkompliziert äußern kann.
Klingt ja alles ganz gut. Schließlich leben wir in einem Land, in dem freie Meinungsäußerung groß geschrieben wird. Aber leider kommen durch solche Funktionen auch Leute zu Wort, die eigentlich lieber still bleiben sollten. Ja, natürlich haben auch diese Leute ein Recht darauf, ihre Meinung darzulegen. Nur ist es leider oft der Fall, dass durch manch einen Idioten wirklich interessante Diskussionen im Niveau sinken, und man auf den Gedanken kommt, dass es vielleicht besser wäre, die Kommentarfunktionen wieder abzuschalten.
Denn plötzlich steckt man mitten in einer Diskussion darüber, ob der eine “vielleicht ein Nazi” ist und der andere “einfach nur ein Arschloch”, obwohl es in dem Artikel vielleicht einfach nur um Obst und Gemüse ging. Solche Beschimpfungen entstehen auch dadurch, dass man sich im Internet „geschützter” fühlt, denn hier ist man weitestgehend anonym und muss keine Angst davor haben, am anderen Tag auf das angesprochen zu werden, was man von sich gegeben hat. Viele haben nicht den Mut, ihre Meinung öffentlich preiszugeben, aber dafür wirklich interessante Ideen beizusteuern. Für diejenigen ist das Internet optimal, denn sie können sich äußern ohne Angst, dafür schief angesehen zu werden – zumindest nicht in der realen Welt.
Alles in allem ist es gut, dass uns das Internet zur Verfügung steht und uns eine Plattform bietet, auf der wir uns mit anderen austauschen können.
Denke man nur mal an die aktuellen Geschehnisse in der arabischen Welt. Seit Wochen mobilisieren sich die Menschen über soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter, um Informationen auszutauschen, um öffentlich ihre Meinung kund zu tun und sich gegen ihren Herrscher zur Wehr zu setzen. Bis die Regierung einfach mal beschließt, das Internet abzuschalten, da ihnen nicht gefällt, was die Leute zu sagen haben. Da haben auch Bloggerinnen wie Farah Safan, keine Chance mehr, „gehört” zu werden. Sie schreibt auf ihrem Blog: „Die Revolution ist schon seit über 30 Jahren fällig. Aber lieber spät als nie. Egal, wie chaotisch die Situation in Ägypten gerade ist, ich war noch nie so stolz Ägypterin zu sein.”
Als Deutscher kann man froh sein, in einem Land zu leben, wo solch freie Meinungsäußerung ungehindert möglich ist. Dafür kann man über die paar hinwegsehen, die diese Möglichkeiten der anonymen Meinungsäußerung missbrauchen. Denn, wie wir ja seit den Ereignissen in Tunesien, Ägypten und den anderen arabischen Ländern wissen, eine Selbstverständlichkeit ist ddas freie Kundtun der Meinung nicht – Leider!
Bevor man allerdings anfängt, fleißig zu posten, sollte man sich immer einmal an das gute alte Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold” zurückerinnern. Im Klartext heißt das: Erst nachdenken, und dann schreiben!
(Jacqueline Stöppel)