KulturLiteratur

Der Kampf mit dem Bücherregal

Wenn die Regalbretter sich unter den Massen biegen, muss sich jeder Buchliebhaber eingestehen, dass er es mit seiner Leidenschaft ein wenig zu weit getrieben hat. Ein ungeschönter Bericht aus dem Hause frannytastic – dem Friedhof der ungelesenen Bücher.

[divide]

Besuche auf dem Flohmarkt, im Antiquariat und in unzähligen Buchläden haben über die Jahre meine Regale reichlich gefüllt, ohne dass es mir negativ auffiel. Nachdem ich auf die Büchercommunity YouTubes stieß und viele der Leute dort über die Anzahl ihrer ungelesenen Bücher redeten, beschloss auch ich, einmal meine Exemplare durchzuzählen. Eine anfangs kleine Furcht entwickelte sich mit jedem weiteren Band in schieres Entsetzen. Am Ende waren es um die 150 ungelesene Bücher, die sich in meinen Regalen befanden. Zu viel, entschied ich, und versucht mich mit diversen Verboten, Belohnungen und Wettbewerben zum Abbau anzuregen.

Von Verboten und Rückfällen

Wer beginnt, sich ein bisschen mit Blogs und Videokanälen zu beschäftigen, die sich um Bücher drehen, findet bald unzählige solcher Vorschläge, wie man es schafft seinem eigenen Lese-, und vor allem Kaufverhalten entgegen zu wirken.

Manche versuchen Bücher zu bestimmten Aufgaben (z.B. Bücher, die ein gelbes Cover haben) zu lesen, Punkte zu erhalten und sich neue Bücher zu verdienen. Andere setzen sich Listen mit zehn Büchern, die man durchgelesen haben muss, bevor neue gekauft werden. Andere stellen sich schlicht und ergreifend vor ihr Regal und schmeißen jedes Buch raus, bei dem ihre Vorfreude auf das Lesen nicht über ein müdes „lala“ hinausgeht.

Ich habe jede einzelne dieser Ideen ausprobiert und muss leider sagen: noch immer ächzen und stöhnen meine Regale. Denn mal ehrlich: Wer hält sich schon an diese ganzen Vorsätze? Immer gibt es Ausnahmen, die man für die Uni kaufen muss, Bücher, die man statt Klamotten auf einer Tauschparty mitnimmt und der allzu unwiderstehliche Offene Bücherschrank in der Uni.

Gute Vorsätze sind besser als nichts

Nach einem Jahr kann ich lediglich ein kleines Fazit ziehen: Auch wenn sich meine Anzahl an ungelesenen Bücher immer noch im dreistelligen Bereich befindet, sinkt sie. Langsam. Aber sicher. Und wie am Ende jedes anderen Jahres, überkommt mich beim Gedanken an die vielen, neuen Möglichkeiten, die 2015 wahrscheinlich bieten wird, ein Optimismus, der sich auch in meinem kleinen Bücheruniversum bemerkbar macht.

Auch wenn ich nicht so verrückt bin, zu denken, die Aktion #0by2016 (0 ungelesene Bücher in 2016) mitmachen zu können, setze ich mir wenigstens das kleine Ziel den dreistelligen Bereich still und heimlich zu verlassen. Und nie wieder zurückzukehren. Wirklich jetzt. Nie wieder.

[To be continued…]

(Text: Franziska Mayer / Zeichnung: Christina Koormann)

Schreibe einen Kommentar