Wintersport

David gegen Goliath

Es ist die wohl meist zitierteste Geschichte eines Kampfes zwischen Groß und Klein. Damals siegte der unterlegene David gegen den übermächtigen Goliath. Nun schickt sich auch eine beachtliche Zahl Bayer an, die Steinschleuder Davids gegen die Veranstalter von Olympia 2018 zu richten.

Der Widerstand gegen München 2018 fällt in eine Phase, die von einigen Politikern gerne als Dagegen-Phase deklariert wird. Als man in Deutschland gegen Stuttgart 21 war und gegen die Atomkraft demonstrierte, konzentrierte sich die Kritik vor allem auf die Grünen – die geborene Dagegen-Partei.Revoluzzer aus München?
Nachdem die kronloyalen Baden-Württemberger in Stuttgart auf die Barrikaden gingen, nehmen sich auch die – nicht unbedingt als Revoluzzer bekannten – Bayern das Recht auf Widerstand heraus. Und das vollkommen ohne Initiative der Grünen. Die Debatte um die Olympischen Spiele in München wurde von Bauern aus Garmisch-Partenkirchen losgetreten, die ihren Boden nicht den Winterspielen zur Verfügung stellen wollten.
Die 59 Dagegen-Bauern trieben die verschiedensten Gründe um. Einige gingen auf Konfrontation mit dem Bürgermeister, weil sie sich übergangen fühlten, andere wollten mehr vom Geld-Kuchen abhaben. Es ist keine homogene Bewegung, vielmehr eint sie nur das Dagegen.

Nolympia 2018
Darüber hinaus hat sich nun noch die Aktion „Nolympia 2018″ bemerkbar gemacht. Die Gesellschaft für ökologische Forschung (Göf) in München und der Bund Naturschutz Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen haben zusammen mit dem Journalisten Thomas Pampuch die Initiative aus der Taufe gehoben. Die Kritikpunkte sind zahlreich – vor allem geht es jedoch um die Umweltbelastung. Der Schnee muss aufgrund der klimatischen Bedingungen aus der Kanone geschossen werden, dieser künstliche Schnee frisst tonnenweise Wasser. Schon die Ski-WM 2011 forderte einige Hektar Land. Kostbares Land. Der Ski-Piste in Garmisch-Partenkirchen musste massenweise Schutzwald geopfert werden.

Kosten in Höhe von drei Milliarden Euro
Diese Umweltrisiken werden flankiert von Finanzproblemen. Die Hauptlast der Winterspiele tragen die Kommunen. München übernimmt einen großen Teil, aber auch Garmisch-Partenkirchen, der Freistaat Bayern und der Landkreis Berchtesgadener Land werden zur Kasse gebeten. Insgesamt werden die Kosten auf circa drei Milliarden Euro geschätzt. Der Deutsche Olympische Sportbund beteiligt sich nicht an diesen Ausgaben.
Die Kostenfrage stellt sich ohnehin oftmals bei sportlichen Großereignissen. Auch die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika war deshalb umstritten. Kurzfristige Arbeitsplätze, Tourismus-Erfolge für knapp zwei Monate – das waren die Gewinne der WM. Dabei wurde jedoch viel Geld “verbrannt”, während sich die großen Gewinne letztlich bei der FIFA türmten.

Das IOC sahnt ab
Der lachende Dritte von München 2018 könnte so auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) werden. Beim IOC kann man nach den Spielen die Geldscheine kaum mehr zählen, so groß sind Gewinne der über-kommerzialisierten Großevents. Allein durch Fernsehgelder erhielt das IOC zur Olympiade 2008 in Peking 1,7 Milliarden Euro. Schon vor Beginn der Spiele in Peking lagen die gesamten Vermarktungsgewinne – zusammen mit den Winterspielen in Turin 2006 – bei circa fünf Milliarden Euro.

München nur ein großer Bruder
Die Tatsache, dass die Winterspiele 2018 nur bedingt in München stattfinden, verstärkt den Ärger der Bürger. Die Hauptlast wird wohl Garmisch-Partenkirchen tragen müssen – ein Ort, der nicht unbedingt für einen solchen Event ausgelegt ist. München steht als großer Bruder nebenan. Olympische Spiele in Garmisch-Partenkirchen ließen sich nur schwer vermarkten, da bedarf es eines großen Namen, wie des von München.
Man muss kein Freund von Sportereignissen sein. Immerhin rücken die Leibesübungen ohnehin zunehmend in den Hintergrund. Mit Pomp und Gloria schmücken sich die Gastgeber. Unsummen an Geld werden verteilt und verdient, immerhin die Medaillen werden noch ohne Werbeaufdruck verliehen. Bei aller Show wird es dennoch interessant sein, mitzuverfolgen, wie sich David diesmal gegen Goliath schlagen wird.

(Text: Jerome Kirschbaum)

Jerome K.

Jerome schreibt am liebsten über Sport, wenn er denn nicht selbst auf einem Platz steht. Seit Oktober 2010 verdingt sich Jerome als Schreiberling für back view, neben den Leibesübungen widmet er sich sich auch politischen Themen. Im wahren Leben musste Jerome zahlreiche Semester auf Lehramt studieren, um dann schlussendlich doch etwas ganz anderes zu werden.

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