Bürgerdialog zum Klimaschutzplan

Was kann ich als Einzelner schon ausrichten? Viele stellen sich angesichts der neuen großen globalen Herausforderung wie dem Schutz des Klimas diese Frage. Das jeder etwas ausrichten kann, wurde am 14. November mit dem Bürgerdialog zum Klimaschutzplan 2050 deutlich. Zeitgleich traf sich an diesem Tag in fünf Städten (Hamburg, Leipzig, Essen, Frankfurt, Nürnberg) eine repräsentative Auswahl von 500 Vertretern aus sämtlichen Teilen der Gesellschaft. Begleitend zu den Vorbereitungen der 21. Weltklimakonferenz in Paris sollen hier, organisiert durch das Bundesumweltministerium, gemeinsam mit Bürgern konkrete, verbindliche Leitbilder für die verschiedenen Felder des Klimaschutzes festgelegt werden.[divide]

Paris, auch wenn die Konferenz noch in der Zukunft liegt, so ist diese Stadt schon zum Auftakt sehr nahe. Es ist der erste Tag nach den blutigen Anschlägen. „Friede ist wichtig für die Welt, doch auch Klimaschutz ist wichtig für den Frieden in der Welt“, mit diesen Worten beginnt die Veranstaltung. Zunächst gibt Andrea Meyer vom Bundesumweltministerium einen Überblick über die Thematik.

So verweist sich auf das Gefährdungspotential von zunehmender Verschmutzung durch Industrie, Chemie und Konsum auf die Luftverschmutzung und die globale Erwärmung. Eine Reduktion der CO2 Emissionen um bis zu 95 Prozent bis 2050 und eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad Celsius sind daher wichtig Ziele. Um dieses ehrgeizigem Bestrebungen zu verwirklichen möchte die Bundesregierung ein neues und rechtsverbindliches Klimaabkommen erstellen. Dies erfordert Unterstützung durch alle Bereiche der Gesellschaft, Industrie und Politik, welche in diesen Prozess einbezogen werden sollen.

Bürgerdialog zum KlimaschutzplanPhase 1: Bürgerdialog- Ort der Ideen

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr“, so formulierte es einst der Physiker Albert Einstein.

Mein Interesse, sich für Umweltschutz zu engagieren, wurde durch diesen Satz geweckt, als ich begann für die Schule eine Arbeit über das Bienensterben zu schreiben. Im Laufe des Forschungsprozesses wurde dabei immer deutlicher, wie der Mensch zunehmend in die Umwelt eingrifft. Wie er diese beeinflusst, sich aber nicht bewusst ist, das er die Umwelt braucht und nicht die Umwelt den Menschen. Betrachtet man in diesem Hinblick die aktuelle Entwicklung, so stehen wir vor großen Herausforderungen und schier unlösbaren Problemen.

„Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, so gibt es keine Hoffnung für sie “, sagte Albert Einstein einst. Es geht in dieser ersten Phase darum, zunächst einmal Ideen zu sammeln und meine Tischnachbarn haben gute Ideen. Da sind zum einen ein pensionierter Eisenbahner mit großer Reiseerfahrung, eine Malerin sowie eine ehemalige Sonderschullehrerin. Daneben unterstützen uns eine Vertreterin der ödp sowie eine Mutter, deren Sohn gerade ihre Bachelorarbeit zum Thema Elektroautos verfasst hat. Angeregt durch dieses interdisziplinäre Team kommen wir ins Gespräch.

Verschiedene Themen von der vielfach gescheiterten Geschwindigkeitsbeschränkungen auf deutschen Autobahnen über neue Wege der Verkehrsvermeidung bis hin zu neuen Verkehrskonzepten in Städten und zwischen Städten werden diskutiert. Am Ende dieser ersten Phase stehen einige neue und interessante Ansätze auf dem Papier.

Phase 2: Wahlkampf der Ideen

Einfälle sind besser als Ausfälle. Nach einem kurzen Mittagessen, das nicht ohne weitere Beratungen und Austausch zwischen den Tischen bleibt, geht es weiter. Die ersten Ideen werden nun verteilt und die Tische neu gemischt. Gestärkt durch neue interdisziplinäre Kompetenzen machen sich alle daran ihre Ideen zu konkretisieren und auszuformulieren. Am Ende dieser Phase steht eine Ideengalerie, auf der die verschiedenen Vorschläge der einzelnen Tische ausformuliert stehen.

Nun wird es besonders spannend, denn diese Ideen und Konzepte müssen den Härtetest bestehen. Viele gute und produktive Wege sind in dieser Galerie zu lesen, doch nun müssen alle abstimmen, welche Ideen weiter verfolgt werden sollen. Zu diesem Zweck bekommt jeder Teilnehmer einen blauen Punkt, den er seinem favorisierten Vorschlag geben kann. Jeder Vorschlag mit mindestens vier Punkten hat diesen Test bestanden. Es beginnt ein regelrechter Wahlkampf der Ideen. In dessen Verlauf versucht jeweils ein Tischmoderator seine Vorschläge zu erklären und blaue Punkte hierfür zu gewinnen. Schließlich setzen sich ein gutes Dutzend an Einfällen durch und schaffen es in die letzte Runde.

Bürgerdialog zum Klimaschutzplan

Phase 3: Ideen regieren die Welt

Was wollen die Vertreter der Bürger? Was kann beziehungsweise muss die Bundesregierung tun, damit diese Forderungen erfüllt werden? Welche Maßnahmen sind hierzu im einzelnen nötig? Nachdem viele Ideen gesammelt wurden geht es nun noch darum, sie so konkret wie möglich zu formulieren. Zum Schluss schmückt eine Vielzahl an Gedanken und Ideen gefestigt in klaren Forderungen und Konzepten die Ideengalerie. Zufrieden mit den Ergebnissen vom Bürgerdialog zum Klimaschutzplan 2050 genießen alle Teilnehmer am Ende Kaffee und Kuchen.

Zum Abschluss der Veranstaltung werden noch vier Bürgerdelegierte gewählt. Sie werden den Prozess zusammen mit Delegierten der anderen vier Standorte weiter fortführen. Gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Umwelt werden sie diese Ansätze für den Klimaschutzplan 2050 weiter vorantreiben.

Politik begleiten und nicht nur darüber streiten

„Viele gute Ideen scheitern, weil irgend jemand, der hätte gefragt werden sollen, nicht gefragt wurde“, sagte einst der britische Historiker Cyril Northcote Parkinson.

Diesem Scheitern hat dieser Bürgerdialog entschieden entgegengewirkt. Viele Teilnehmer stimmen mir zu, wie sehr ihnen dieser Tag gefallen hat. Man fühlt sich als Bürger wertgeschätzt und ernst genommen. Man hat hier das Gefühl gewonnen, man kann sich einbringen und auch Weichen für die Zukunft setzen. Dabei wäre es schön, wenn das Konzept Bürgerdialog in Zukunft häufiger Anwendung finden würde und allen Beteiligten das Gefühl einer Teilhabe bekommen. Auf Politik selber achten, statt sie nur zu betrachten, Ziele als Bürger und Wähler selber zu formulieren, als nur zu monieren, ist ein guter Weg hierfür.

Wer den Prozess des Klimaschutzplan 2050 nun selber aktiv mit gestalten möchte kann dies gerne im Internet tun auf buergerdialog.klimaschutzplan2050.de. Jeder ist herzlich eingeladen sich an der Diskussion und der Entwicklung eines neuen Klimakonzeptes zu beteiligen. Denn wie formuliert es Andrea Meyer vom Bundesumweltministerium abschließend: „ Demokratie lebt davon, das jeder etwas tut“.

 

(Text und Fotos: Stephan Raab)

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Von Stephan

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