Zeitgeschichte

Bücher für alle – die erste Bibliothek

Bücher sollten für jeden zugänglich sein. Dieser Meinung war der sächsische Buchhändler Karl Benjamin Preusker und gründete im Jahr 1828 die erste öffentliche Bibliothek Deutschlands.
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Der gelernte Buchhändler Karl Benjamin Preusker richtete am 24. Oktober 1828 in Großenhain in Sachsen eine Schulbibliothek ein, um Lehrern und Schülern den Zugang zu wichtigen Büchern zu ermöglichen. Diese wurde schließlich zur ersten deutschen öffentlichen Stadtbibliothek umgestaltet. Alle Bürger konnten dort kostenlos Bücher ausleihen.

Bibliotheken haben ihren ganz eigenen Charme (hier: die Bibliothek Sainte-Geneviève in Paris).Preusker war fasziniert von der Idee, Bücher für jedermann zugänglich zu machen und verfasste theoretische Schriften über das Bibliothekswesen und deren verschiedene Spezialformen, Organisation und Ziele. Noch heute besteht die Zielsetzung der Bibliotheken darin, allen Bürgern – unabhängig von Einkommen, Status, Alter oder Geschlecht – den freien Zugang zu Informationen, Bildung und Kultur zu gewährleisten, wie es der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) beschreibt.

1995 wurde daher in Erinnerung an diesen Meilenstein des Bibliothekswesen unter der Schirmherrschaft Richard von Weizsäckers von der Deutschen Literaturkonferenz der Tag der Bibliotheken ausgerufen. Dieser wird seither jährlich am 24. Oktober begangen. Außerdem wird alljährlich an diesem Datum, als Tribut an Preusker, die Karl-Preusker-Madaille für besondere Verdienste um das Bibliothekswesen verliehen.

“Das musst du unbedingt lesen! Das ist so gut!”
Nicht nur Empfehlungen von Bekannten, sondern auch Bestsellerlisten und  Romanverfilmungen regen uns zum Lesen an. Da entstehen schnell lange Listen. Bibliotheken ermöglichen uns auch heute noch, Bücher nur auszuleihen, anstatt sich jedes Werk zu kaufen. Und das bieten öffentliche Bibliotheken jedem, unabhängig von betriebsinternen, universitären und anderen Büchereien.

Laut Deutscher Bibliotheksstatistik aus dem Jahr 2011 gibt es knapp 10.400 Bibliotheken in Deutschland (Stand 2008: noch rund 11.500). Selbst viele kleinere Kommunen haben ein öffentliches Bibliotheksangebot. Aber auch alternative Konzepte wie mobile Bibliotheken, sogenannte Bücherbusse, nehmen immer mehr zu. Bereits über 100 wurden 2011 gezählt.

Das digitale Zeitalter stellt auch das Bibliothekswesen vor neue Herausforderungen. Das Medium Buch muss sich der digitalen Konkurrenz des E-Books oder auch des immer wachsenderen Angebots der Hörbücher stellen. Der dbv beklagt, dass Bibliotheken nur rund 20 % digitale Meiden zur Ausleihe im Angebot haben. Doch machen digitale Vervielfältigungen die physische Existenz der Bibliotheken überflüssig?

Die Nutzerzahlen gehen nur leicht zurück. Eine 2011 vom dbv durchgeführte Studie hat festgestellt: Wer im Kindesalter Bibliotheken kennenlernt, bleibt diesen in der Regel ein Leben lang treu. Denn egal, ob Buch, Audio-CD, CD-Rom oder Zeitschrift – nicht alles findet sich im eigenen Schrank oder in dem des Freundeskreises. Und sich alles selbst anzuschaffen, ist teuer. Der Bedarf an Bibliotheken besteht deshalb weiterhin – sofern sie sich modernisieren und ihr Angebot aktualisieren. Also, auf in die Bibliothek!

[box type=”info”] In vielen Bibliotheken in ganz Deutschland finden Infoveranstaltungen und Aktionen rund um den Tag der Bibliotheken statt. Zeitgleich mit diesem startet die bundesweite Lesewoche “Treffpunkt Bibliothek.” Wo welche Veranstaltungen angeboten werden, ist in einer Übersicht unter www.treffpunkt-bibliothek.de einsehbar. [/box]

(Text und Foto: Julia Radgen)

Julia R.

Julia lebt in Mainz und schreibt am liebsten über Kultur- und Gesellschaftsthemen - und interessante Menschen. Sie ist Social Media-süchtig und verzichtet nur freiwillig auf Internet und Handy, wenn sie zu einem Festival fährt. Wenn sie groß ist, will Julia mal Journalistin werden.

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