Weihnachten ist das Fest der Familie. Die Verwandtschaft kommt zusammen, es wird gegessen, gesungen, man lässt es sich gut gehen. Für die meisten Menschen macht dies die Besonderheit der Feiertage aus. Doch was ist eigentlich der biblische Hintergrund? Was feiern die Christen an Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen? „Die Geburt Christie“ – dass bekommen die Meisten wohl auch nach drei Tassen Glühwein noch zusammen. Der folgende Text soll einen etwas genaueren Blick auf den christlichen Ursprung der besinnlichen Tage werfen.[divide]
Weihnachten ist, neben Ostern und Pfingsten, eines der drei Hauptfeste der christlichen Kirche im Kirchenjahr. Liturgisch beginnt Weihnachten mit der ersten Vesper in der Nacht vom Heiligen Abend auf den ersten Weihnachtsfeiertag. Wann es endet, wird von den Konfessionen unterschiedlich ausgelegt. In der katholischen Kirche endet die Weihnachtszeit mit der Taufe des Herrn, eine Woche nach dem Feiertag Heilige Drei Könige – also am 13. Januar. In der evangelischen Kirche bildet der 6. Januar den Abschluss der Weihnachtszeit.
Lange Zeit war der genaue Zeitpunkt von Weihnachten umstritten. Christen feierten die Ankunft des Herrn direkt am 6. Januar, zusammen mit dem Pessach-Fest (noch heute eines der höchsten Feste des Judentums) oder am 25. März – dem Frühlingsanfang.
Die Römer legten 336 fest, dass die Geburt Jesu auf den 25. Dezember gefallen war. Wie sie zu diesem Datum kamen, ist bis heute umstritten.
Eine Theorie besagt, dass der römische Sonnenkult dafür verantwortlich war. Der 25. Dezember war auch der Festtag für den Sonnengott Sol Invictus – Christus als Erlöser wurde auf die gleiche Stufe gestellt. Ein anderer möglicher Grund liegt in der Verknüpfung mit der Osternacht. Theologen verknüpften das Licht, welches während der Geburt leuchtete, mit dem Osterlicht – weshalb Weihnachten vor der Osterzeit sein musste. Die Kreuzigung kündigte sich schon bei der Geburt an.
Sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche beginnt das Kirchenjahr heute mit der Vesper am Abend vor dem ersten Adventssonntag. Die Weihnachtszeit steht vor Ostern. Den Abschluss des Herrnjahres bildet bei den Katholiken der Christkönigsonntag (letzter Sonntag im November). Die Lutheraner feiern das Ende ihres Jahres am gleichen Sonntag, hier heißt er aber Toten- oder Ewigkeitssonntag. Es wird traditionell an die Verstorbenen erinnert – bei den Katholiken ist dies immer der 2. November, Allerseelen.
Geburt Jesu – aber was ist mit dem Nikolaus?
Die Geburt Jesu ist auf den 25. Dezember festgelegt. Für die Geburtsgeschichte beruft man sich heute vor allem auf das Lukasevangelium. Auch im Markusevangelium findet man die Passagen über die Geburt Jesu in Bethlehem.
Das heute um die Weihnachtsfeiertage Geschenke verteilt werden und sich vor allem ein großes Familienfest entwickelte, geht – sowohl für Katholiken als auch Protestanten – auf Martin Luther zurück. Der führte in seiner neuen Kirche 1535 ein, dass Kinder nicht mehr am Nikolaustag beschenkt werden sollten, sondern eben an Weihnachten. Der kluge Pädagoge Luther wollte weg von der Heiligenverehrung. Nikolaus heißt eigentlich Nikolaus von Myra. Der war ein in der Türkei aktiver Geistlicher, der sich ehrenhaft für seine Gemeinde und seinen christlichen Glauben einsetzte. Noch heute ist er in der orthodoxen Kirche einer der am meisten verehrten Heiligen.
Die kindlichen Gedanken sollten aber auf das Leben – und die Barmherzigkeit – Christus gelenkt werden. Das Christkind als „Geschenkebringer“ war damals noch nicht bekannt, dieser Brauch kam erst endgültig im 20. Jahrhundert nach Deutschland, stand aber immer in Konkurrenz zum Nikolaus und Weihnachtsmann.
Adventszeit – Zeit der Buße und des Wartens
Das neue Kirchenjahr beginnt mit dem ersten Adventssonntag. Die Menschen verbinden mit dem Wort „Advent“ in der heutigen Zeit leuchtende Weihnachtsreklame, Weihnachtsmärkte, Plätzchen und eine Weihnachtsfeier nach der nächsten.
Die ersten Vorläufer der Adventsliturgie stammen aus Spanien und Gallien. 380 wurde in der Niederschrift des Konzils von Saragossa festgelegt, sich in dieser Zeit auf die Ankunft des Herrn vorzubereiten. Ins Deutsche übersetzt heißt das lateinische adventus „die Ankunft“.
Papst Gregor I setzte im 6. Jahrhundert fest, dass die Adventszeit vier Sonntage umfasst.
Der Beginn der Adventszeit ist immer auf einen Sonntag festgelegt. Das Ende ist aber unterschiedlich – je nachdem, auf welchen Tag der 24. und 25. Dezember fallen. Der letzte Adventssonntag ist der letzte Sonntag vor dem 25. – weshalb die Adventszeit zwischen 22 und 28 Tage dauern kann. Der Beginn von Weihnachten, die Vesper in der Nacht vom Heiligen Abend auf den ersten Weihnachtsfeiertag, ist das Ende der Adventszeit.
Die vier Sonntage stehen für verschiedene biblische Verkündigungen. In konfessionell unterschiedlicher Reihenfolge werden in den Lesungen gedacht: Der Einzug Jesu nach Jerusalem, die Wiederkunft des Herrn, Johannes der Täufer und Maria. Eine adventliche Ausnahme bildet heute noch die Erzdiözese Mailand. Dort richtet man sich nach dem ambrosianischen Ritus. Die Adventszeit umfasst dort sechs Sonntage. In der orthodoxen Ostkirche dauert sie ebenfalls sechs Wochen.
Das vierzigtägige Adventsfasten ist – für viele wohl zum Glück – seit 1917 keine von der Kirche mehr festgelegte Pflicht. Ursprünglich begann nach dem 11. November – dem Martinstag – ein 40tägiges Fasten – daher auch der Brauch der Martinsgans. Bevor der Verzicht begann, wollten die Menschen sich nochmal gut vollessen.
Stall, Grippe und die Heiligen – wie war das jetzt nochmal in Bethlehem?
Die Adventszeit ist vorbei, wenn am Adventskalender (eine ebenfalls ursprünglich protestantische Tradition aus dem 19. Jahrhundert) endlich das 24. Türchen geöffnet werden darf und der Weihnachtsbaum steht. In Deutschland wird schon der 24. Dezember als Heilig Abend gefeiert – die Geburt Christus wird aber auf den 25. Dezember datiert.
Die Geburts- und Kindheitsgeschichte Jesu wird nur bei Matthäus und Lukas erwähnt. Im Johannes- und Markusevangelium wird nicht darüber geschrieben. Hinzukommt, dass die beiden Fassungen sich unterscheiden – heute wird davon ausgegangen, dass sie getrennt voneinander entstanden sind und beide Autoren ältere Überlieferungen verarbeiteten.
So kam Jesus bei Lukas beispielsweise im Stall zur Welt. Maria und Josef hatten sich wegen der Volkszählung von Kaiser Augustus auf den Weg in dessen Heimatstadt Bethlehem gemacht. Doch sie erreichten die Stadt nicht mehr rechtzeitig und wurden nicht mehr hineingelassen. Deshalb mussten sie in einem Stall schlafen, in welchem die Geburt stattfand. Ein Engel leitete Hirten, die in der Nähe schliefen, dorthin. Lukas endete mit der Wallfahrt des zwölfjährigen Jesu und seiner Eltern nach Jerusalem.
Bei Matthäus ging es etwas brutaler zu. Jesus wurde zwar in einem Haus geboren. Doch machten die aus dem Osten kommenden Weisen, die einem Stern zum Neugeborenen folgten, auch den römischen Klientelkönig Herodes auf die Geburt seines Rivalen aufmerksam. Dieser befahl daraufhin, alle neugeborenen Jungen in Bethlehem zu ermorden. Maria und Josef konnten aber von einem Engel gewarnt werden und flohen nach Ägypten.
Vermischung der Versionen
Heute ist den meisten Menschen wohl eine Mischung beider Versionen geläufig. Sowohl die Heiligen aus dem Morgenland als auch die Hirten sind auch den nicht allzu regelmäßigen Kirchgängern bekannt. Der Kindsmord in Bethlehem ist ebenfalls für viele ein Begriff, ebenso die Volkszählungs-Theorie. Welcher Chronist nun genau was aufschrieb, ist aber eine Frage für die eher regelmäßigen Kirchgänger.
Sowohl Lukas als auch Matthäus geben in ihren Aufzeichnungen kein Datum an. Woher der 25. Dezember kommt, ist nicht restlos belegt. Die gängigste Theorie besagt aber, dass Kaiser Konstantin I, römischer Kaiser von 306-337, dieses Datum festlegte. Die nach ihm benannte konstantinische Wende bezeichnete die Aufwertung des Christentums im römischen Reich. Es wird vermutet, dass Konstantin mit dem 25. dem römisch-christlichen Sonnengott Sol gedenken wollte.
In den Kirchen wird an Weihnachten die Version aus dem Lukasevangelium vorgelesen. Die Geschichte der Geburt umfasst die Verse 1-15. Diese werden traditionell in der Messe zu Heilig Abend verlesen – der Abend vor der Geburt. Der Teil 15-20, in welchem die Hirten kommen, wird am ersten Weihnachtsfeiertag in der Morgenandacht gelesen.
Am 6. Januar – dem Tag des Erscheinens des Herrn – wird traditionell die Geburtsgeschichte aus dem Matthäusevangelium vorgetragen. Die am 2. Februar gefeierte Mariä Lichtmess steht zwar im direkten Zusammenhang mit Weihnachten. Es wird die Beschneidung, Reinigung der Frau und Heiligung Jesu gefeiert – offiziell gehört die Darstellung des Herrn, wie der Tag auch heißt, aber nicht mehr zur kirchlichen Weihnachtszeit.