BrennpunkteGesellschaft

Bertolt Brecht spinnt

Das Finanzsystem der Bundesrepublik Deutschland stand in letzter Zeit viel in der Kritik. Die Wut der Massen fokussierte sich nach der Finanzkrise zu Unrecht auf die Banker. Nicht nur in der BRD waren die Stimmen gegen die Leistungsträger dieser Gesellschaft laut – es war vielmehr ein globales Phänomen.[divide]

Bertolt Brecht brachte folgende Weisheit unters Volk: „Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?”. In der Dreigroschenoper poltert der Autor gegen Banker und das gesamte System. Kein Wunder, der kommunistische Marktneurotiker  sah ja auch im Faschismus die kulminierte Fortsetzung des Kapitalismus. Schon Brecht zeigte sich also im frühen 20. Jahrhundert völlig maßlos und uneinsichtig. Er verkannte die verantwortungsvolle Position der Banker – kurz: Bertolt Brecht spinnt. Er war blind vor Wut.

Verantwortungsvolle Leistungsträger
Doch diese Sichtweise Brechts hat bis in heutige Zeiten überlebt, obwohl ohne Banker kein Mensch wüsste, wohin mit seinem Geld. Die Masse der kleinen Leute könnte nicht am Wohlstand partizipieren. Kleinanleger, Sparkontoinhaber und viele andere schöpfen maßgeblich Profit ab – ermöglicht durch die ratsamen Banker. Doch damit nicht genug, sie halten dann auch noch in schweren Zeiten den Kopf hin und stehen ihren Mann, indem sie die Verantwortung für Krisen übernehmen, deren Urheber sie nicht sind.

Drastische Regeln
Der Markt – insbesondere der Finanzsektor – unterliegt immer noch drastischen Regeln, die eine Ausweitung des weltweiten Reichtums blockieren. Und dennoch holen die Leistungsträger dieser Gesellschaft das Maximum aus dieser Zwickmühle heraus. Und im Kapitalismus dürfen solcherlei Leistungsträger, die am Wohl und Erfolg der Gesellschaft feilen, auch etwas mehr vom Kuchen haben. Wer derart verantwortungsvolle Aufgaben übernimmt, dem steht auch eine entsprechende Entlohnung zu.

Große Verdienste
Nach der Finanzkrise war die Wut der Massen, der Medien und der Politiker vor allem auf die Banker gerichtet. Neben Versicherungen standen die Banken auf der Kippe. Einer musste ja den Sündenbock geben. Bis dann die Politik zur Räson kam und einen Rettungsschirm für Banken zur Verfügung stellte. Die Banker konnten wieder ihrer Arbeit nachgehen, stellten sich über 70 Stunden in der Woche in den Dienst der Gesellschaft, obwohl sie zuvor so beschimpft wurden. Heute zeigt sich beim anhaltenden Wirtschaftswachstum, wie wertvoll ihre Arbeit ist. Die Bilanz, weniger als drei Millionen Arbeitslose, sichere Konten und die Beteiligung aller am Aufschwung, ist auch ein großer Verdienst der Banker.

Brecht trug früh Kritik an der Banker-Arbeit in die Gesellschaft. Neid, Missgunst und die Maßlosigkeit der Faulen ist noch älter. Neidisch blicken viele auf den Erfolg und Reichtum derjenigen, die sie gerne wären. Die Konsequenz ist dabei oft die Wut über die eigene Faulheit und die geringe Wertschätzung, die sich in Kritik und Angriffen gegenüber den Erfolgreichen dieser Gesellschaft entlädt. Dabei müssen Banker oftmals den Kopf hinhalten – wie so oft in den vergangenen Jahrzehnten. Doch sie haben Brecht überlebt, die Finanzkrise machte sie stärker, und auch heute gehen sie ihren Weg und lassen uns damit ein wenig am Erfolg teilhaben.

Hinweis aus der Redaktion: Dieser Artikel ist Teil des Titelthema: “GEZ & CO. – WIR LIEBEN, WAS IHR HASST” – der Inhalt spiegelt also nicht zwangsläufig die Meinung des Autors wieder.

(Text: Jerome Kirschbaum)

Jerome K.

Jerome schreibt am liebsten über Sport, wenn er denn nicht selbst auf einem Platz steht. Seit Oktober 2010 verdingt sich Jerome als Schreiberling für back view, neben den Leibesübungen widmet er sich sich auch politischen Themen. Im wahren Leben musste Jerome zahlreiche Semester auf Lehramt studieren, um dann schlussendlich doch etwas ganz anderes zu werden.

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