Sport

Bei Risiken und Nebenwirkungen

An dieser Stelle widmen wir uns EPO, Narkotika, Betablockern und Co. Diese Zaubermittelchen sollen den Muskelschmerz unterdrücken, Nervosität verdrängen, dem Muskelaufbau dienen und die Leistung in Ausdauersportarten verbessern. Bei Risiken und Nebenwirkungen lesen sie die Packungsbeilage. Dort steht in 6pt-Schrift geschrieben, dass mögliche Folgen Herz-Rhythmusstörungen, Kreislaufversagen, Leberschäden, Veränderung der Wahrnehmung oder sogar Tod sein können.

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Die Liste der Todesfälle, die durch Dopingmissbrauch eintraten, ist lang. Im Jahr 1967 errang Tom Simpson traurige Bekanntheit, als er bei der Tour de France tot vom Rad fiel. Weltrekordläuferin Florence Griffith-Joyner starb 1998 – vermutlich an den Spätfolgen von Doping. Die Gebrüder Mentzer, beides Bodybuilder, folgten ihr nur drei Jahre später in den Tod.

In Anbetracht dieser längst nicht vollständigen Statistik lässt sich die Frage stellen, ob wir ein Anti-Doping-Gesetz brauchen. Bisher ist nur der Handel strafbar. An dieser Stelle scheiden sich die Geister und erhitzen sich die Gemüter. Befürworter sehen in einem Gesetz die Chance, den Sündern auf die Schliche zu kommen und den Sport somit wieder sauberer zu machen. Denn stichprobenartige Dopingkontrollen sind aufgrund ihrer sporadischen Durchführung nicht wirkungsvoll und ihre Auswertungen zu teuer.

Thomas Röwekamp, Vorsitzender der Sportministerkonferenz, vertritt die Meinung, der Sport habe eine Vorbildfunktion zu erfüllen, die einen dunklen Schatten bekommen könnte. Denn in Deutschland wird seiner Ansicht nach der Eindruck erweckt, nur mit Doping könne man sportliche Erfolge verzeichnen. Zustimmung genießt er aus vielen Richtungen. So beispielsweise von Professor Arne Ljungvist, seines Zeichens Vorsitzender der Medizinischen Kommission des IOC. Er erhofft sich von einem Gesetz, den Dopingmissbrauch auf einem möglichst geringen Level zu halten. Die Szene der Befürworter sieht die Chance, ein Gesetz zu ändern und will die Gelegenheit dazu nutzen.

Für den Gegenwind, der den Gesetzes-Befürwortern ins Gesicht bläst, sorgt DOSB-Generaldirektor und ehemaliger Grünen-Politiker Michael Vesper. Er vertritt den Standpunkt, den Bereich Sport von der Politik strikt zu trennen. Die Aufgabe der Bestrafung und eventuelle Sperrung der Dopingsünder müsse Angelegenheit des Sports sein, so Vesper. Trotzdem fordert er eine Unterstützung seitens der Politiker, wenn es um den Kampf gegen die Hintermänner des Dopinghandels geht.Der Ausgang dieser Debatte ist noch offen. Doch fest steht, dass man den Dopingsumpf nie vollständig trockenlegen kann. Die Hintermänner werden den Wettstreit gegen Dopingkontrollen weiterhin aufnehmen und immer wieder neue Wundermittel erfinden. Wonach soll gesucht werden und was soll bestraft werden, wenn es eigentlich noch gar nicht existiert.

(Text: Annabel Brückmann)

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