Fußball

Bajuwarische Reconquista

bayernmuenchen
Zwei titellose Jahre sind genug, das ist nichts Neues in München. An der Säbener Straße, wo es jedes Jahr mindestens der nationale Titel sein muss, bewirkten vor allem die drei Vize-Titel aus diesem Jahr eine mittelschwere Konfusion. Nun aber haben die Bayern sich wieder gefangen und wollen die Machtverhältnisse wieder zu ihren Gunsten grade rücken.

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Nicht erst der sich nun anbahnende Megatransfer von Javi Martinez demonstriert den Willen des FCB, wieder mit aller Macht an die nationale Spitze zu stoßen. Schon die Anwerbung von Hitzkopf Mathias Sammer, für den Sportdirektor Nerlinger weichen musste, zeigt: Wir drehen hier jeden Stein um. Sammer ist beileibe nicht das, was der Leumund einen besonnenen Harmonie-Süchtling nennt. Der Rotschopf eckte schon damals beim DFB mehrfach an. Es bleibt interessant, wie die bayerischen Großmogule Hoeneß und Rummenigge mit dem neuen starken Mann an ihrer Seite umgehen werden.

Den BVB wieder entthronen
Jetzt also noch der angeblich 40 Millionen Euro schwere Transfer von Martinez von Atletic Bilbao. Hoeneß posaunte stolz in die Kameras, dass es zwar eine wahnsinnige Summe sei, man könne sich den Transfer aber leisten. Nicht umsonst hätte man derart lange am Festgeldkonto gearbeitet. Der spanische Neuzugang soll also dabei helfen, die bajuwarische Reconquista in Deutschland einzuläuten und den nervigen BVB wieder zu entthronen. Die Rückeroberung hat jetzt oberste Priorität.

Die chronische Titellosigkeit muss derart am Selbstwertgefühl der gesamten FCB-Beletage genagt haben, dass nicht nur Martinez sondern auch der talentierte Shaqiri und vor allem die zwei Stürmer Pizarro und Mandzukic nach München gelotst wurden. Vor allem die letztgenannten sollen dem etatmäßigen Stürmer Mario Gomez Beine machen, der schon vor Wochen von Hoeneß hören musste, er sei zwar ein guter, „aber kein sehr guter Stürmer”.

Verbale Platzpatronen aus München
Ohnehin kann der Bayern-Präsident derzeit nicht so recht schweigen. Immer wieder schießt er verbale Geschosse gegen die Konkurrenz und das eigene Team. Inzwischen wirken die Scharmützel derart einstudiert und ausgenudelt, dass sie eher verbalen Platzpatronen gleichen. Die Konkurrenz sollte die Münchener nicht mehr fürchten, zumindest nicht verbal. Die schwarzgelben Konkurrenten aus Dortmund ignorierten die Angriffe aus München dann auch weitgehend souverän. Breitner hatte es beispielweise als unerklärlich befunden, dass der zweimalige Titelträger nicht die Meisterschaft als unumstößliches Saisonziel setzte.

Diese Form der Stichelei kennt man nur zu gut aus den vergangenen Jahren. Immer wieder verpassen sich die Bayern-Verantwortlichen einen Verbalmaulkorb, um dann zwei Tage später nach dem Prinzip „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern” loszuledern. Der glorreiche FCB aus Süddeutschland sollte sich lieber auf die Auseinandersetzung auf dem Platz konzentrieren. Denn mit Shaqiri, Mandzukic und Pizarro wird die Bayern-Elf weitaus variabler – die Abhängigkeit von Robben und Ribery könnte etwas gelockert werden. Auch dass Jupp Heynckes eine zweite Chance erhält und nicht so schnell geschasst wurde wie seine bemitleidenswerten Vorgänger Klinsmann und van Gaal könnte sich als zielführend erweisen. Im nächsten Jahr dann wird wohl der neue Trainer kommen, mal schauen, ob dieser dann Klopp oder Guardiola heißen wird…

(Text: Jerome Kirschbaum / Foto: probek, flickr.com)

 

Jerome K.

Jerome schreibt am liebsten über Sport, wenn er denn nicht selbst auf einem Platz steht. Seit Oktober 2010 verdingt sich Jerome als Schreiberling für back view, neben den Leibesübungen widmet er sich sich auch politischen Themen. Im wahren Leben musste Jerome zahlreiche Semester auf Lehramt studieren, um dann schlussendlich doch etwas ganz anderes zu werden.

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