Auf dem Olymp
Nach dem Abpfiff verschwand der 2,13-Meter-Riese in der Kabine. Dem unglÀubigen Blick auf dem Parkett folgten die TrÀnen in der Kabine. Alleine. Wie einst Franz Beckenbauer 1990 auf dem Rasen des Römer Olympiastadions.
deutsche Sportlegende
Nowitzki ist mit diesem Erfolg angekommen auf dem Olymp des Sports. Mit den namhaften deutschen Legenden der LeibesĂŒbungen wie eben jenem Franz Beckenbauer, Michael Schumacher oder Boris Becker ist er nun gleichgezogen. Mit den amerikanischen Basketballikonen Michael Jordan und Earvin âMagic“ Johnson steht er nun ebenso auf einer Stufe.
Dabei hat der gebĂŒrtige WĂŒrzbĂŒrger in den Playoffs mit allerlei Problemen zu kĂ€mpfen gehabt. ZunĂ€chst einmal war dort der Playoff-Fluch der Dallas Mavericks. Seit der Finalniederlage von 2006 war man dreimal in der ersten Runde ausgeschieden. Lediglich 2009 erreichten die âMavs“ das Halbfinale, verloren jedoch gegen die Denver Nuggets deutlich.
Im Finale gegen die Miami Heat, den groĂen Favoriten, musste Nowitzki dann zunĂ€chst einen Sehnenriss, Fieber und SchmĂ€hungen von Heat-Spielern ĂŒberstehen, um letztendlich im 6. Spiel des Best-of-Seven zu triumphieren.
AnfĂŒhrer einer homogenen Truppe
Mit 28 Punkten pro Playoff-Spiel fĂŒhrte der 33-JĂ€hrige sein Team nach vorne. Im Gegensatz zum Hauptkonkurrenten aus Miami verfĂŒgen die Akteure aus Dallas nur ĂŒber einen Superstar. In Miami sind es drei. Bei Dallas nur Nowitzki. Der jedoch hat eine solche Entwicklung nach der Finalniederlage 2006 genommen, dass er seine Kameraden mitreisst und eine homogene Truppe anfĂŒhrt.
Wenn es in den Finalspielen mal nicht so lief, dann sprangen die kleinen Helferlein verlĂ€sslich in die Bresche. So war Jason Terry mit 27 Punkten bester Werfer im entscheidenden Match. Tyson Chandler und Jason Kidd standen Gewehr bei FuĂ, als Nowitzki beim Stande von 93:87 den Ball verlor. Er konnte sich offensiv wie auch defensiv auf sein Team verlassen.
Lob von allen Seiten
Kollegen wie auch Trainer und Medien waren voll des Lobes ĂŒber den Mann, der folgerichtig die MvP-Auszeichnung der Endrunde entgegennehmen durfte. Eine Tageszeitung aus Miami widmete Nowitzki eine Doppelseite. Legende âMagic“ Johnson und auch Larry Byrd staunten ĂŒber die Rolle, die Nowitzki bei seinen Dallas Mavericks erfĂŒllt. Die New York Times lobte neben Nowitzki auch Jason Kidd, den unermĂŒdlichen Kumpanen. Beide können nun âihre Namen von der Liste der Schande entfernen“. Die Schande, nie einen Titel gewonnen zu haben, obwohl man schon so nah dran war.
Deutsche Presse huldigt Dircules
Auch die deutsche Presse huldigte dem deutschen Nationalhelden. Die SĂŒddeutsche Zeitung titelte âDircules, der deutsche Superheld“. Der Kölner Stadtanzeiger sah einen, der âendlich Held“ ist. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung machte mit âDirk Nowitzki auf dem Gipfel“ auf.
Deutschland scheint stolz zu sein. Und doch konnten nur wenige den Triumphzug des WĂŒrzbĂŒrgers verfolgen. Live-Bilder waren nur in obskuren Internet-Streams zu finden, ARD und ZDF hatten es verpasst, sich rechtzeitig um die Rechte zu kĂŒmmern. So war man in der Bundesrepublik zum Teletexten oder Livetickern gezwungen. Eine PassivitĂ€t, die Nowitzkis Leistung so gar nicht gerecht wird.
(Text: Jerome Kirschbaum)
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