Raucher sind rücksichtslos. Per se. Sich selbst gegenüber. Aber auch allen Mitmenschen gegenüber. Ich habe noch nie einen rücksichtsvollen Raucher erlebt. Ich habe noch keinen erlebt, der sich erst umsah, ob andere Leute in seiner Nähe stehen, bevor er sich eine Kippe anzündete.
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Nur ein Viertel aller Deutschen raucht. Geht ein Nichtraucher aber in eine Kneipe, hat er das Gefühl, dass rund 99 Prozent der Deutschen rauchen. Nichtraucherbereiche, die nicht einmal eine verschließbare Tür vom Raucherbereich trennt. Nichtraucherbars bis 23 Uhr. Keine Ausnahmen. Als hätten Nichtraucher nicht das Recht, abends wegzugehen und ungestört zu sein.
Denn Rauch stört. Wer raucht, schädigt seine Gesundheit. Das ist nicht mein Problem. Wer raucht, schädigt aber auch meine Gesundheit. Und das wiederum ist mein Problem. Nach einer Studie der Uni Heidelberg, über die kürzlich das Magazin Neon berichtete, sterben in Deutschland 4000 Menschen im Jahr an den Folgen vom Passivrauchen. 4000 sterben infolge von Zigaretten, obwohl sie nie eine geraucht haben. Nur, weil sie Rauchern ausgesetzt sind.
Halte ich mich in einem Raum auf, in dem geraucht wird oder wurde, muss ich sofort husten. Das passiert auch, wenn ich auf der Straße Rauch einatme. Der Arzt sagt, dass das daran liegt, dass meine Eltern früher selbst in meinem Kinderzimmer rauchten. Man kann Rauch nicht entkommen, auch wenn man möchte. Weil sich keiner mal umguckt. Rauchen passt für mich in diese Gesellschaft, die immer wieder über die Medien vermittelt wird: Eine Gesellschaft, in der keiner nach dem anderen schaut, egoistisch auf sein Recht pocht und damit in Kauf nimmt, anderen Gefahren auszusetzen. Und nach mir die Sintflut.
Pocht ein Nichtraucher auf sein Recht, ist er militant und intolerant. Dabei verteidigt er nur seine Gesundheit. Pocht ein Raucher auf sein Recht, geht eine Schädigung anderer damit einher.
Aber zum Schluss noch etwas Versöhnliches: mich ärgert es ja selbst, dass sie mich zu einem militanten Nichtraucher machen, der schon aggressiv wird, wenn nur einer seine Zigarettenpackung aus der Tasche nimmt. Das war so nicht gewollt.
(Text: Miriam Keilbach)
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