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Auf ein Glas Rotwein mit dem Blumenkind

Sie kennen sich schon aus ihrem Heimatort Südtirol. Dick befreundet wurden sie aber erst, als sie beide fürs Studium nach Wien zogen. Theresa Iris Bonell und Lorena Pircher beschreiben im Interview jemanden, den sie beide ziemlich gut zu kennen glauben, nämlich Theresa selbst.[divide]

backview.eu: Was würde Theresa für eine Weltreise einpacken?

Lorena: Bücher mit besonderen, alternativen Themen wie Joga, Käse, ein paar Kleidungsstücke, pragmatische Dinge wie Geld und Dokumente, Kartenspiele, Schnorchel und Taucherbrille, Zelt.

Theresa: Lieblingsschlafsack von meiner Mutter, M&Ms, eine gute Zahnbürste, Kosmetika, Lieblingsschlabberhosen, Lieblingsohrringe, Talisman mit einem Engel, Taschendeo, Medizin, Handy mit Fotos von Familie und Freunden, Kopfhörer.

Freunde erklären sich

Was wäre Filmtitel und Soundtrack von Theresas Leben?

Lorena: Als Soundtrack würde ich eine lebenslustige und abwechslungsreiche Musik wie Swing nehmen. Der Filmtitel könnte „All in – Eine faszinierende Reise durch ein buntes und mutiges Leben“ heißen.

Theresa: “Another Day of Sun” vom Film “La La Land” oder Dixieland-Musik… Bei Swing und Retro-Musik geht bei mir das Herz auf. Da will man tanzen, ist immer gleich glücklich und zugleich verträumt wegen dem Retro-Charakter. Ich träume sehr gern und stell mir vor, wie es wäre mit langen Kleidern wie im Film „Stolz und Vorurteil“ herumzulaufen. Als Titel für den Film würde ich „Blumenkind“ vorschlagen.

Welche Eigenschaften schätzt du an Theresa besonders?

Lorena: Ich schätze an ihr, dass sie sehr ehrlich ist und alles sagt, so wie sie es denkt. Ich kann immer auf sie zählen, sie hält Versprechungen. Sie ist großzügig und hört einem wirklich zu, man kann gute Gespräche mit ihr führen. Theresa ist sehr spontan, hat geniale Ideen und ist offen für alles. Sie steht zuweilen um fünf Uhr auf um in der Nähe von Wien einen gregorianische Choral zu hören. Ihre Begeisterungsfähigkeit ist für mich schön zu beobachten. Was wir gemeinsam haben, ist unser Interesse an Kunst, Theater und Literatur. Ich kann mit ihr in Museen gehen und über griechische Mythologie reden. Sie kann aber auch ganz ruhig sein. Ich genieße die Zeit mit ihr beim Kochen und einem Glas Rotwein. Ihre Fähigkeiten sind sehr verschieden, sie traut sich im Gegensatz zu mir auf die Bühne, singt gerne in Chören, bastelt vor sich hin und kocht uns bei Einladungen manchmal ein leckeres Essen auf den Tisch. Sie ist unabhängig und denkt nicht so viel darüber nach, was andere Menschen über sie denken könnten.

Theresa: Ich bin an manchen Orten glücklich und aufgehoben, obwohl ich gar nichts mache oder brauche. Wenn ich auf einer schönen Wiese oder im ersten Bezirk in irgendeiner Gasse bin, dann ist für mich alles in Ordnung. Ich kann sehr lustig und unterhaltsam sein, fange schnell für etwas Feuer und kann mich dafür motivieren. Was ich gut für mein Leben finde, ist, dass ich eine heile Welt haben will. Ich schaue keine Nachrichten, weil sie mich traurig machen. In der Hinsicht bin ich gern ignorant. Und ich nehme ziemlich alles locker und nicht so dramatisch, wo meine Mutter sofort Taten setzen würde, winke ich ab.

Was hat dich in Theresas Leben fast vom Hocker geschmissen?

Lorena: Alle Entscheidungen, über die sie mir erzählte, hat sie auch durchgezogen. Ihre mehrmonatige Reise alleine nach Süd- und Mittelamerika habe ich zum Beispiel echt bewundert. Sie hatte sich dafür sehr viel organisiert wie die Arbeit bei einem Erhaltungszentrum für den Regenwald, wo sie Bäume pflanzen ging. Ich bin so froh, dass ihr nix passiert ist. Sie überrascht mich sehr oft mit irgendwelchen Ideen.

Theresa: Ich habe gemerkt, dass mein Bachelor in Kunstgeschichte nicht berufsorientiert und zukunftsgewandt ist. Meine Ausbildung hat mich nicht auf die Berufswelt vorbereitet. Daran hatte ich schon sehr viel zu hadern und fragte mich, wieso ich nicht schon früher umgedacht hatte. Diese Erkenntnis holte mich kurz vor dem Abschluss meines Studiums ein.

Als ich von meiner Heimat, der Kleinstadt Meran in die Großstadt Wien kam, überraschte mich, dass es einfältige und oberflächliche Menschen gibt. Hier erlebe ich vielmehr von der großen Menge, Leute mit verschiedensten Interessen. Menschen können so grausig sein, auf der Straße Dreck machen. Auch in Amerika erfuhr ich, dass Leute so faul sein und den ganzen Tag nichts machen können. Das hat mich immer wieder geschockt. Es gab auch viele dicke Menschen. Der Glaube an die Menschheit ist bei mir sehr gering, auch der Respekt vor der Spezies Mensch. Es gab Momente, wo ich mir vorstellte, dass alle Menschen ausgelöscht werden. Das Allerwichtigste für mich ist die raue, reine Natur. Für mich gibt es nichts Schöneres als Bäume im Wald. Der Mensch ist für mich der Natur untergeordnet, nebenbei bemerkt.

Anna L.

Anna Luther schreibt seit Februar 2015 bei backview.eu und interessiert sich für gesellschaftliche, kulturelle und politische Thematiken. Sie studiert in Wien Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Philosophie.

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