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Was wird sich bewegen in den USA?

Senator Barack Obama wird im Januar 2009 offiziell zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika erklärt. Dieser Satz geht seit gestern Nacht um die Welt. Der Tag direkt nach der Wahlnacht lässt erahnen, welche Erwartungen Senator Obama geweckt hat. Die Headline der Washington Post heißt einfach nur ‚Change Has Come’ und jeder weiß, was gemeint ist: Zum allerersten Mal hat Amerika einen afroamerikanischen Präsidenten gewählt.

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Unzählige Menschen vergossen Tränen, und zwar nicht nur vor Ort in Chicago. Kein Frage, der zukünftige Präsident wird mit strengem Maßstab gemessen, obwohl Präsident Bush die Messlatte nicht unbedingt hoch angesetzt hat – oder vielleicht gerade deswegen.
In meinem Seminar für US-Außenpolitik am College fand heute kein richtiger Unterricht statt. Es wurde diskutiert, debattiert und einige, die sonst so gelangweilt wie möglich erscheinen möchten, haben fast so etwas wie eine Rede „vom Stapel gelassen”. Was alle bewegt ist die Frage nach dem Wandel: Wurde am vierten November 2008 tatsächlich Geschichte geschrieben? Kann Barack Obama den Erwartungen gerecht werden? Und vor allem: Was wird dieses Wahlergebnis innerhalb der amerikanischen Gesellschaft bewegen?

Fakt ist, dass die Hautfarbe noch immer ein Thema ist. Vor vier oder acht Jahren hätte sich hier niemand erträumen lassen, dass die USA jemals einen Präsidenten wählen, der nicht weiß ist. Es scheint für viele eine Erleichterung zu sein, dass diese Hürde jetzt überwunden wurde. Dennoch gibt es neben Enthusiasten auch andere Stimmen, die pessimistischer – oder realistischer? – klingen: Überraschenderweise sieht ausgerechnet ein Mitglied der studentischen Republikaner am College in der Wahl eines Präsidenten mit anderer Hautfarbe noch keinen Wandel. Dieser müsse erst noch vollzogen werden. Es liege nun an Obama, ob er dafür sorgen kann, was er versprochen hat.

Das ist ein berechtigter Einwurf, und dennoch sieht unser Professor, Dr. John Creed, vor allem Studenten in der Verantwortung: Der nächste Präsident könnte einen Anstoß für neue Werte und ein verändertes Bewusstsein geben, aber jetzt ist es tatsächlich an der Gesellschaft, dieses Bewusstsein zu entwickeln.

Selten haben so viele Studenten ihre Stimme abgeben. Was sich gestern in den Wahlkabinen abgespielt hat, ist von großer Bedeutung: Es ist ein Sieg der jungen Generation. Ein Wandel in diese Richtung ist also tatsächlich schon zu erkennen.

(Text: Verena Brändle)

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