Film & Fernsehen

Verjüngungskur für einen Klassiker

„Ich habe eine Wassermelone getragen” – Zitat aus einem der beliebtesten Tanzfilme aller Zeiten, Dirty Dancing. Kaum eine Frau, die ihn nicht schon mindestens zehnmal gesehen hat. So zumindest das Klischee. backview-Mitarbeiterin Melanie Schwalbe erklärt in ihrem Kommentar, warum sie einem geplanten Remake kritisch gegenübersteht.


Fast 25 Jahre nach ihrem Erscheinen soll die Geschichte um den Tanzlehrer Johnny und die 17-jährige Baby nun neu verfilmt werden. Statt des unvergessenen Patrick Swayze wird Gerüchten zufolge „High School Musical”-Star Zac Efron seine Tanzküste unter Beweis stellen. Den Part von Jennifer Grey soll angeblich Selena Gomez, auch ein Star aus dem Hause Disney, oder Emma Stone (bekannt aus „Crazy Stupid Love” und „Einfach zu haben”) übernehmen.

Hip Hop aus dem iPod
Doch kann eine moderne Fassung tatsächlich den Zauber des 80er-Jahre-Kultstreifens wieder zum Leben erwecken? Ich bezweifle es. Ein Original wird nur in den seltensten Fällen gut kopiert. Sieht man einmal von Filmreihen wie Harry Potter oder Twilight ab, kann ein zweiter Teil eines Films oder eine Neuverfilmung nie an den ersten erfolgreichen Film anknüpfen. Eine Kopie kann nicht so gut sein wie das Original. Wer zu einem Robbie Williams-Konzert gehen will, wird sich wohl auch kaum mit einer Coverband auf der Bühne zufrieden geben.Vor einigen Jahren erschien bereits ein zweiter Teil des Films unter dem Namen „Dirty Dancing – Havana Nights”. Wer diesen Titel gerade zum ersten Mal gehört hat, ist damit nicht alleine. Der Film war an den Kinokassen ein Flop, weil er die Erwartungen, so gut wie der erste Teil zu sein, nicht erfüllen konnte.Ähnliches könnte auch einer Neuverfilmung passieren. Dirty Dancing  – damit verbindet man Patrick Swayze, Jennifer Grey und einfach den altmodischen Charme eines Films, der ganz ohne Special Effects oder 3D auskommt. Songs wie „(I’ve Had) The Time of my Life” oder „She’s like the Wind” in modernem R’n’B- oder Hip Hop-Sound sind einfach nicht dasselbe. Tanzen Johnny und Baby dann womöglich eine Choreografie à la Detlef D! Soost zu Musik aus dem iPod?

Zuviel Perfektion
Es ist fraglich, ob neue Darsteller genauso gut ankommen würden wie die Alten. Irgendwie machte doch ihre große Nase den besonderen Charme Babys aus. Die Tatsache, dass sie nicht perfekt war, machte sie zur Identifikationsfigur vieler Mädchen und Frauen. Selena Gomez und Emma Stone hingegen sind Schönheiten wie aus dem Prinzessinnen-Bilderbuch. Nachdem sie sich ihre Charakternase klein operieren lassen hat, war Jennifer Grey nie wieder so erfolgreich wie vorher. Warum also auch dem Film eine Verjüngungskur verpassen?

Ein Film für Zac Efron-Fans
Die Neufassung wird vermutlich eher jüngere Generationen in High School Musical – Manier begeistert mitsingen lassen. Zac Efron steht nicht nur bei Teenie-Mädchen hoch im Kurs, sondern ist auch der Traum vieler potenzieller Schwiegermütter. Genügend Fans würde es also sicherlich geben. Tanzshows wie „Let’s Dance”, die erfolgreich laufen, zeigen, wie hoch das Interesse der Zuschauer am Tanzen ist.

Auch wenn wohl im Film kein Joachim Llambi seine Kommentare abgeben wird, nachdem der neue Johnny und die neue Baby ihren legendären Abschlusstanz vollführt haben. Gefolgt vom Aufruf an die Zuschauer „Für Johnny und Baby wählen Sie die Endziffer 02!” Das ist gar nicht so abwegig, schließlich nahm Jennifer Grey bereits an der amerikanischen Version von „Let’s Dance” teil.

Trotz aller Trends: Wer bereits dreißig Mal die DVD zum Original-Film sah, wird sich kaum beim einunddreißigsten Mal das Remake ansehen.

Ich will eine Neuverfilmung nicht komplett schlecht reden. Natürlich kann ein guter und auch sehenswerter Film dabei herauskommen. Doch den sollte man als eigenständigen Film betrachten. Das 80er-Jahre Dirty Dancing wird er nicht ersetzen können.

(Text: Melanie Schwalbe)

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