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Über den Sinn der Todesstrafe

Es wird mit dem Tod bestraft. Eine Strafe ist jedoch eine disziplinäre Handlung mit dem Hintergrund, dass der/die Bestrafte sein/ihr Handeln überdenkt und sich bestenfalls gesellschaftskonform verändert. Also ist die Todesstrafe ein Sanktionswerkzeug der Gesellschaft. Und die Gesellschaft bildet sich aus Menschen selber Denkweise und gleichem Glaubens.

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Eine Bestrafung mit dem Resultat „Tod“ hätte somit sein eigentliches disziplinarisches Ziel verfehlt, da der Straftäter keine Chance zum Überdenken und Ändern seiner Handlungen mehr hat! Also was genau ist der Sinn der Todesstrafe?

Sinn der Todesstrafe

Gemäß dem Motto: „Wie du mir, so ich dir“?

“Warum gibt es dann eine Todesstrafe?” und “Wer soll letztlich damit bestraft werden?” Schon in der Bibel wird vom Recht auf Wiedergutmachung eines zugefügten Leides geschrieben. “Auge um Auge” – “Zahn um Zahn”, heißt es da zum Beispiel in der Bibel; 2. Mose – Kapitel 21. Ist das eine Wenn-Dann Formel, die sogenannte Ausnahmezustände ableitet? Aber wie passt dies zu den zehn Geboten? Wo es da heißt „Du sollst nicht töten“?

Was aber, wenn das zugefügte Leid mit dem Tod des Anderen endet? Wer erbt das Recht zur Wiedergutmachung? Sollte das Recht überhaupt übertragbar sein? Dann wäre der Wiedergutmachende doch ein Mörder und die Wiedergutmachung würde in eine Endlosschleife, bis zur Ausrottung allen Lebens führen.

Ist das wirklich so gewollt oder die subtile Art einer göttlichen Gerechtigkeit?

Wer das Leben nicht respektiert, der hat das Leben nicht verdient. Steht da in der Bibel eventuell ein von höherer Instanz genehmigter Genozid beschrieben? Der Mensch ist unberechenbar, das hat die Geschichte der Menschheit vielfach beschrieben! Er hat Strafe und Sühne in Wiedergutmachungsleistungen finanzieller und ethischer Werte gerahmt. Die ethischen Werte zählten damals noch viel und brachten gesellschaftliche Stabilität, zumindest unter den Armen der Ärmsten. Wo Strafe noch abschreckte.

Geplante Kriminalität konnte anhand bekannter Aspekte abgewogen werden. Wobei triebhafte und anderweitig krankhafte Beweggründe diese Aspekte nicht erkannten und somit außer Acht ließen. Es zählte für diesen Personenkreis einzig und allein das Ziel der Tat, um eine Form der Befriedigung zu erlangen. Leider hat sich das bis heute nicht geändert. Kinderschänder denken vorher nicht über das mögliche Strafmaß nach und lassen dann erst dem Sexualtrieb ihren freien Lauf. Der Trieb steht an erster Stelle und löscht alle sonstigen moralischen Bedenken aus. Ähnlich verhält es sich auch bei Kleptomanen.

Gibt es einen Sinn der Todesstrafe, obwohl diese Menschen kein Einsehen erlangen konnten?

Die Bibel wurde, genau wie auch die Tora und der Koran, von machtbesessenen Menschen interpretiert. Auge um Auge und Zahn um Zahn steht in allen Manifesten der Glaubensrichtungen geschrieben. So sehen einige die heilige Schrift als das höchste Gesetz auf Erden. Sie interpretieren ihre Vorstellung von Gerechtigkeit und Strafe in die niedergeschriebenen Anweisungen wie das Leben miteinander gestaltet werden sollte. Mit dem Ziel Frieden und Glückseligkeit zu erlangen.

Die Anderen sehen darin eine göttliche Prüfung und stehen den Gewalttätern wie Lämmer gegenüber, indem sie die andere Wange ebenfalls noch hinhalten, um zu beschwichtigen und somit Frieden und Glückseligkeit zu erlangen. Eskalation und Deeskalation! Krieg und Frieden! Hass und Liebe! Sich voneinander nährende und in Abhängigkeit stehende Gegensätze. “Gerechtigkeit ist eine Pflanze die viele Blüten treibt.” Die körperliche und seelische Bestrafung steht oft im Vordergrund und flößt Angst vor Schmerzen und unendlicher Quälerei ein.

Wir erleben derzeit zwei unterschiedliche Ausprägungen der Todesstrafe

In einigen Staaten der USA zum Beispiel, wird die Todesstrafe per Gesetz ausgesprochen und dem Verurteilten über Jahre hinweg die Möglichkeit gegeben, sein Schicksal durch Anwälte zu wenden. Meistens jedoch wird der Verurteilte unter Aufbegehren anders denkender Bürger seinem Vollstrecker des Todesurteils vorgeführt.

In den arabischen Ländern wird durch die extreme Interpretation der Sharia (ein Wegweiser für Normen und rechtliche Regelungen des alltäglichen Lebens) das Strafgericht ersetzt und für unsereins lapidare Vergehen, die öffentliche Todesstrafe verhängt.

Das Sharia-begründete Strafmaß bedingt sich, neben der Todesstrafe, nach den Maßgaben der Sharia auch in selektierte körperliche Gewalt. Dieben wird zum Beispiel öffentlich die Hand abgeschlagen. Ebenso wird die Todesstrafe öffentlich praktiziert, indem die Täter zu Tode gesteinigt werden.  Die zu erwartende Qual bei bestimmten Vergehen wird dem Volk zur Schau gestellt, um sie zur Einhaltung der Vorschriften zu nötigen. Angst macht gefügig und die Menschen oft zu Verrätern! Hier unterscheiden sich die Länder in der Ausführungen ihrer Strafen gewaltig.

Mit der Todesstrafe soll letztlich immer das Volk bestraft werden!

Todesstrafen wurden auch zur Zeit der Glaubenskriege stets im Namen des jeweiligen Glaubens praktiziert und begründet. Da nimmt sich keine Glaubensrichtung aus. Angst vor Machtverlust hat die Mächtigen getrieben ihre vermeintlichen Feinde auszulöschen. Fadenscheinige Begründungen wurden aufgestellt, um eine Inquisition zu rechtfertigen. Alles was dem niedergeschriebenen Glauben ad Absurdum führen könnte, wurde vernichtet. So kam es auch im 13. Jahrhundert zur Hexenverbrennung. Kräuterkundige Frauen und Männer wurden der Hexerei und Teufelsanbetung beschuldigt. Die Strafe dafür war Folter bis zum Tod oder die öffentliche Verbrennung auf dem Scheiterhaufen. Die Kirche wollte ihre heilige Allmacht nicht in die Hände von Naturkundlern oder sonstigen Abtrünnigen Bürgern abtreten.

Immer wieder flammen extreme Handlungen am körperlichen und geistigen Wohl der Menschen auf. Jede Epoche brachte eine Form der Todesstrafe hervor und wird sicher auch in zukünftigen Zeitabschnitten ihren Tatbestand begründen. Ich glaube, solange der Mensch die Emotionen der Angst in Wut und Rache auslagert, so lange wird es auch immer wieder einen vorgeschobenen Sinn der Todesstrafe geben.

(Text: Johanna Hubien / Foto: Julia Haller by jugendfotos.de)

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