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Tiefkühlpizza und Knäckebrot

Mikrowelle und Wasserkocher – was braucht man sonst, um satt zu werden? Studenten neigen dazu, alle Ernährungstipps die sie jemals von Mutti auf ihren Weg in die Selbstständigkeit mitbekommen haben, über den Haufen zu werfen. Hauptsache das Essen ist billig, schnell zubereitet und sättigend. Sich im Alltag ein bisschen mehr Gedanken um das Thema Nahrungsaufnahme zu machen, wäre aber nicht verkehrt.


Vor ein paar Jahren begann mein Sonntagmorgen noch so: Ich wachte gegen elf Uhr auf und eine Stunde später stand ein leckerer Braten auf dem Tisch. Mittlerweile bin ich Studentin. Jetzt sieht das Ganze ein bisschen anders aus: Ich wache zwar nach wie vor gegen elf Uhr auf. Aber heute stelle ich eine Stunde später fest, dass schon wieder Sonntag ist – wieso sagt einem das auch Keiner vorher? Das bedeutet: Der Kühlschrank ist mal wieder leer.

Schnell mal in die Norma
Wie und wann isst eigentlich ein Student? Vielleicht ist es nur ein Klischee, dass sich Studenten hauptsächlich von Nudeln und Fertigsuppen ernähren, mag sein. Doch fest steht, dass sich kein Student so versorgen kann, wie er es vielleicht von früher, von familiären Festmahlen, gewöhnt ist. Mittlerweile gilt das Motto: So wenig wie notwendig, so viel wie möglich – wenig Aufwand und wenig Ausgaben, dafür aber hoher Ertrag.

Um diesem Vorsatz treu zu bleiben, muss es der Student von heute eben auf sich nehmen, nicht nur in der Feinkostabteilung einzukaufen, sondern auch den Schritt zwischen die Regale der Fertigprodukte wagen.text_kommentar_thEr kann sich nicht jeden Abend beim Italiener ums Eck den Bauch voll schlagen, sondern muss einsehen, dass es auch manchmal reicht, heißes Wasser in eine Fünfminuten-Terrine zu füllen. Er kann sich nicht jeden Mittag zwei Stunden in die Küche stellen, um ein Lammcurry zu zaubern, sondern muss sich auch mal mit den gelben Tabletts in der Mensa anfreunden. Er kann sich nicht immer zwischen Vorlesung und Seminar auf dem Markt mit frischem Spargel eindecken, sondern muss auch mal zu dem Joghurt im Discounter greifen, der übrigens morgen sein Mindesthaltbarkeitsdatum überschreitet.

Welcher Student vernichtet schon mal eben einen Sack Kartoffeln, wenn er nicht gerade in einer Zehner- WG lebt? Eben. Sich drei Tage hintereinander von den gleichen Zutaten – nur in einer anderen Variante – ernähren, klappt auch in der Mensa. Der Student von heute zeichnet sich dadurch aus, dass er flexibel ist. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass er auch keinen geregelten Alltag hat: Vorlesung um acht Uhr, eine halbe Stunde darauf im Drogeriemarkt Regale einräumen, Sprechstunde beim Professor um drei, Gruppenarbeitstreffen um halb vier, danach kurz eine Runde joggen, um acht das Feierabendbierchen , am Wochenende ab in den Zug, um zum Freund beziehungsweise der Freundin zu fahren.

Wann hat ein Student da schon regelmäßig Zeit und vor allem Nerven dazu, sich mal eben in die Küche zu stellen, frisches Gemüse zu schnippeln und Toastbrot in Knödelform zu bringen? Und vor allem – wozu? Manchmal ist es eben erheblich leichter, sich mit Kommilitonen an der Caféteria zu treffen, als fünf Töpfe schmutzig zu machen. Es ist ja schon schwer genug, daheim nur die Sachen zu lagern, die nicht sofort das Schimmeln anfangen, sobald man sie drei Tage mal nicht anschaut, sprich: Tiefkühlpizza, Müsli und Knäckebrot.

Essen um des Essens willen
Manchmal tun es einfach Nudeln mit Soße, die man am besten während dem Fernsehen oder nebenbei beim Chatten am Laptop zu sich nimmt. Oder der Döner nachts um drei Uhr, wenn man nach dem Feiern den Heimweg antritt. Klar, das ist einfach, schmeckt und geht schnell. Aber das kleine Teufelchen auf der Schulter sollte zwischendurch auch mal eine Pause bekommen. Vielleicht sollte man sich immer wieder selbst ermahnen, sich ein bisschen mehr Gedanken um seine Ernährung zu machen. Essen nicht nur um den Hunger zu stillen, sondern Essen um des Essen willens.

Ein bisschen gesund geht immer: Ein Salat ist auch zwischendurch mal gemacht, einen Apfel kann man auf dem Weg zum Fahrradkeller verdrücken und einen Gemüseauflauf kriegt jeder hin.
Ein bisschen lecker geht immer: Freunde einladen, jeden etwas mitbringen lassen und schon hat man ein Menü gezaubert. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich vollwertig, aber preiswert zu ernähren – man blicke nur mal auf die zahlreichen Studentenkochbücher, die es auf dem Markt gibt und die mit vielen „easy-going-Rezepten” werben. Die Tiefkühlpizza kann man ja für schlechte Tage lagern und die Cornflakes schmecken auch noch nächste Woche.
Und wer weiß, vielleicht lade ich meine Mutter diesen Sonntag mal zum Braten in meine WG-Küche ein. Dann sollte ich allerdings vorher noch mal einkaufen gehen und ausnahmsweise vor elf Uhr aufstehen.

(Text: Christina Hubmann / Foto: Sarah Lorenz by jugendfotos.de)

Christina H.

Christina wollte eigentlich mal Busfahrer werden, ehe sie sich entschloss, doch "irgendwas mit Medien" zu machen. Schreiben tut sie nämlich schon immer gern. Und wie das Leben ohne dieses Internet funktioniert hat, fragt sie sich schon seit Längerem - erfolglos.

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