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Sprung über die Elbe

Den Sprung über die Elbe wagen – das wollen Hamburgs Stadtplaner. Angesichts der steigenden Nachfrage an Wohnungen ist der maritime Handelsknotenpunkt des Nordens gezwungen, zu wachsen. Das Projekt HafenCity sowie die Stadtteile Wilhelmsburg und Veddel markieren erste Meilensteine der Entwicklung gen Süden.
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Lange Zeit konnte die Metropolregion Hamburgs als eine Art „Hand” beschrieben werden, deren Finger sich gen Norden richteten. Der Süden blieb der stiefmütterliche Handwurzelknochen. Doch heute streckt Hamburg die Fühler erstmals in südliche Richtung aus.

Mitte Altona
Zahlreiche Projekte deuten auf die südliche Tendenz der Stadtentwicklung hin. In Altona, dem direkt nördlich der Elbe gelegenen Stadtteil, setzt man auf mehr Wohnfläche. 3500 Wohnungen sowie zahlreiche neue Restaurants, Gewerbebetriebe und eine Stadtteilschule sind geplant. Damit wird Hamburg der wachsenden Nachfrage an Wohnungen gerecht, die sich über die letzten Jahre abzeichnete und vor allem in alternativen Szenevierteln zur Verstimmung angesichts der fortschreitenden Gentrifizierung sorgte.

In Altona plant man jedoch nicht die Ansiedlung von neureichen Yuppies, die ein wenig Seeluft schnuppern möchten. Vielmehr wird versucht, eine soziale Mischung aller Einkommensgruppen zu erzielen. Integrationsprojekte sollen dabei helfen, dass aus dem „Nebeneinander” ein „Miteinander” wird.Gleichzeitig bleiben die traditionellen Wahrzeichen sowie der Stadtteilpark Altonas erhalten. Wegweisend ist ebenfalls das Verkehrskonzept Altonas, das die Nutzung von PKW so gut wie überflüssig machen soll.

Hafen City
Was die Docklands für London sind, könnte die HafenCity für Hamburg werden. Seitdem die Docks in der britischen Hauptstadt brachliegen, wurde die neu entstandene Fläche für Bürogebäudekomplexe sowie Wohnraum genutzt. Auch in der HafenCity liegt der Fokus auf neuem Wohnraum, aber auch darauf, aufstrebende Betriebe anzuziehen. Nur 800 Meter entfernt vom Rathaus nimmt seit dem 1. März 2008 das größte innerstädtische Entwicklungsprojekt Europas Gestalt an. 5800 Wohnungen sollen bis 2025 entstehen. Der Elbinsel und der Speicherstadt geben moderne Medienbetriebe ein neues Antlitz, als kulturelles Prestigeprojekt wird die neue Elbphilharmonie angepriesen.

Wilhelmsburg Veddel
Doch damit nicht genug. Von der HafenCity ist es nur ein Katzensprung bis zu den lange verschmähten Bezirken Wilhelmsburg und Veddel, die immer populärer werden. Ein erster Impuls für die Elbinsel markiert die Internationale Bauausstellung 2013. Den Bezirken, die im Norden und Süden von der Elbe umflossen werden, steht laut Stadtplanern eine blühende Zukunft bevor.

Mit guten Verkehrsanbindungen und großräumigen Industrieflächen sollen die Stadtteile aufgewertet werden, ohne dass sie ihren individuellen Charakter verlieren. Befürchtet wird eine Verdrängung alteingesessener Bewohner – doch die Stadt Hamburg strebt an, diese Ängste zu zerstreuen und setzt auf eine gesunde Balance aus Modernität und altem maritimen Charme.

Das Hamburg des 21. Jahrhunderts ist moderner und entschlossener denn je, seinen Bewohnern Lebensqualität und Zukunftsperspektiven zu bieten. Im kühlen Norden stößt man dabei gerne mal auf Granit bei den Bewohnern. Doch alles in allem sind die visionären städtischen Veränderungen Hamburgs eine Chance für alle.

(Text: Ronja Heintzsch)

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Ronja H.

Konstruktive Kritik in bitterscharfen Kommentaren üben, die Welt bereisen, auf aktuelle Problematiken hinweisen - all dies sind Gründe, aus denen Ronja beschloss, sich dem Metier Journalismus zu verpflichten. Schließlich gibt es noch einige unaufgedeckte Watergate-Affären in dieser Welt.

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