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Messi auf Schlittschuhen

Wenn ab Freitag, 29. April 2011, die 75. Eishockey-Weltmeisterschaft in der Slowakei ausgetragen wird, steht wieder ein Mann im Fokus. Nicht nur sein Heimatland Kanada sondern auch der Rest der Welt werden auf den wohl besten Eishockeyspieler der Welt blicken: Sidney Crosby.

Der 23-Jährige hatte sein Team bei der Olympiade im heimischen Vancouver noch in der 68. Minute zur Goldmedaille geschossen. Nun greift er nach einer langen Verletzung womöglich auch in der Slowakei nach den Sternen. Dabei sah es bis zuletzt nicht gut für das Jahrhunderttalent aus.

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Über drei Monate Pause
Anfang 2011 wurde Crosby innerhalb einer Woche zweimal derart brutal gecheckt, dass er mit einer schweren Gehirnerschütterung über drei Monate aussetzen musste. David Steckel und Victor Hedman hatten „Sid the kid” jeweils in Kopfhöhe erwischt – Crosby muss viel einstecken in der NHL. Zuvor wurde der Center in der Vergangenheit vermehrt als Weichei und Heulsuse verspottet.

Bis dato konnte er seinen Pittsburgh Pinguins in keinem der Play-Off-Spiele behilflich sein, die Verletzung hinderte ihn konsequent am Ausüben seiner Passion. Phasenweise machte sogar das Gespenst des Karriereendes die Runde. Nun steht er für die WM aber im Kader der Kanadier, die Nummer 87 ist die große Hoffnung eines ganzen Landes.

Auf den Spuren Gretzkys
Diesen Helden-Status hat sich Crosby schon früh erarbeitet. Bereits im April 2006 erreichte er als jüngster Spieler aller Zeiten die 100-Scorer-Punkte-Marke. Kurze Zeit später ging er als jüngster Top-Scorer einer Weltmeisterschaft in die Geschichtsbücher ein. Mit bereits 19 Jahren wurde Crosby Kapitän seiner Pittsburgh Pinguins – auch das ein unerreichter Top-Wert. 2009 folgte dann die Krönung durch den Gewinn des Stanley Cups. Spätestens seit dem Golden-Goal bei der Olympiade 2010 wurde der 23-Jährige dann mit Wayne Gretzky auf eine Stufe gehoben.

Gretzky selbst adelte seinen Nachfolger bereits: „Er ist der beste Spieler, den ich je gesehen habe, seit Mario Lemieux.” „The Special One” traut Crosby also den ganz großen Wurf zu – und auch in Kanada darf man beide inzwischen ungestraft in einem Atemzug nennen.

Ein Typ wie Messi
Vom Typ her erinnert Crosby teilweise an Lionel Messi. Beide sind absolute Hoffnungsträger und Kultfiguren ihrer Nationalmannschaften, beide zeigen mit 23 Jahren unglaubliche Kunst am Spielgerät und flitzen filigran durch die gegnerischen Abwehrreihen. Messi tritt in die riesigen Fußstapfen Maradonas, Crosby wird mit Gretzky verglichen. So sind beide Akteure auf dem besten Wege, zu ewigen Fixpunkten ihrer Sportart zu werden.

„Wir werden Spaß haben”, sagte Crosby vor Olympia 2010. Ein sehr lockerer Kommentar, wenn man bedenkt, wie unglaublich der Druck in Kanada war. Dieser Satz hätte auch aus dem Mund des Trainingsanzug tragenden Messi kommen können. Crosby als Messi in Schlittschuhen – in der Nationalmannschaft jedoch weitaus erfolgreicher als sein argentinisches Pendant. Immerhin konnte der Eishockey-Akteur mit Kanada bereits einen Titel holen, während Messi auf Erfolge mit der Albiceleste noch sehnsüchtig wartet.

Crosby – auch ein Mannschaftsspieler
Mit jährlich neun Millionen Dollar lässt sich Crosby sein Treiben auf dem Eis zünftig vergüten. Auch als Werbefigur ist der kanadische Superstar absolut gefragt. Doch bei allem Hype um seine Person vergisst er auch die Mannschaft nicht. Als er während seiner Verletzung Anfang des Jahres nicht aufs Eis konnte, zeigte Crosby dennoch Präsenz. „Sid the Kid” war jeden Tag beim Team und zeigte sich fasziniert vom Erfolg der Mannschaft.

Nun gilt es für ihn, mit Team Canada in der Slowakei den großen Erwartungen Taten folgen zu lassen. Eine Mammut-Aufgabe für einen 23-Jährigen, doch an Crosby scheint der Druck bisher stets abgeprallt zu sein. Mit einem weiteren Titel könnte „The Next One” weiter an seinem Denkmal feilen – und er steht dabei dennoch erst am Anfang seiner Karriere.

(Text: Jerome Kirschbaum)

Jerome K.

Jerome schreibt am liebsten über Sport, wenn er denn nicht selbst auf einem Platz steht. Seit Oktober 2010 verdingt sich Jerome als Schreiberling für back view, neben den Leibesübungen widmet er sich sich auch politischen Themen. Im wahren Leben musste Jerome zahlreiche Semester auf Lehramt studieren, um dann schlussendlich doch etwas ganz anderes zu werden.

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