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Sei (selbst die) Revolution!

Alle, bei denen das Wort „Revolution” bisher lediglich Erinnerungen an Mao oder Che Guevara weckte und die meinten, diese Zeiten wären längst vorbei, wurden spätestens am vergangenen Wochenende eines Besseren belehrt: In den Innenstädten von Berlin, Bonn, München, Köln und Hamburg ermunterten diverse Gruppen von jungen Leuten die teilweise etwas verdutzten Einwohner, sich aktiv an ihrer Revolution zu beteiligen: Vor dem Kölner Dom wurden Passanten zu einem spontanen Tanz aufgefordert, der Bonner Friedensplatz dagegen diente als Ort für eine Demonstration von Kindern. Und für all diejenigen, die am Samstag vor der Gedächtniskirche in Berlin unterwegs waren, hatten die Revolutionäre noch eine weitere Überraschung parat: Eine junge Studentin, verkleidet und bemalt als Baum, verteilte schweigend Pflanzensamen unter den Menschen.
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Schnell wurde klar: Diese Revolution ist nicht wie das, was man vielleicht noch aus dem Geschichtsunterricht im Gedächtnis hat. Diese Revolution ist anders: Sie ist kreativ und kommunikativ – und ganz bestimmt nicht gewaltsam.

Nicht nur einer stellte sich dabei die Fragen: „Wer sind diese Leute?”. Und vor allem: „Was wollen sie eigentlich erreichen?” Um dies zu beantworten, muss man wohl ein wenig ausholen: Bereits vor einigen Monaten schufen zwei junge und kreative Köpfe, Sina Kaufmann und Thomas Schindler, eine Online Community (http://www.seirevolution.de/) und wollten damit vor allem eine ganz bestimmte Reihe von Menschen ansprechen. Sie fühlten sich gerade mit denjenigen verbunden, denen unsere heutige Gesellschaft zu starr erscheint und die sich unter diesem Druck völlig orientierungslos und unentschlossen fühlen, statt dass sie mutig etwas Neues ausprobieren. Denjenigen, die den Spruch „alles ist möglich” nur noch aus der Werbung kennen, aber selbst schon lange nicht mehr daran glauben oder noch nie daran geglaubt haben. Auf diesem Internetportal hatten diese Leute die Möglichkeit, sich zusammenzuschließen und mit möglichst kreativen und einfallsreichen Mitteln eine Revolution vorzubereiten. Auch ein Manifest wurde dazu verfasst, das allen Besuchern der Seite erst einmal einen Überblick über die Vorstellungen der beiden „Gründer-Revolutionäre” verschaffte: Die Welt wollten sie verbessern, Menschen kennen lernen, mit ihnen etwas bewegen und dabei noch Spaß haben.

RevolutionAuf den ersten Blick war man fast geneigt, dieses Programm als reine Utopie abzutun, als Wunschvorstellungen von zwei Studenten, die sich ausmalten, unsere Gesellschaft mit friedlichen Mitteln zu verändern. Die Welt verbessern? Wer will das denn nicht? Und all das mit einer ganz normalen Internetplattform? Doch ein näherer Blick auf das gesamte Projekt wurde belohnt: Schnell sollte der neugierige Besucher feststellen, dass für die Beteiligten eine direkte Kommunikation über das Internet nur in einem sehr begrenzten Maße möglich war. Stattdessen gab es hier lediglich die Möglichkeit, Treffpunkte miteinander auszumachen oder sich Aktionen einfallen zu lassen, die dann in der Wirklichkeit umgesetzt werden sollten. Kurz gesprochen: Die Wirklichkeit wurde mit dem Internet verbunden. Und genau so kam es auch zu den zahlreichen Projekten, die die Menschen in Köln und Hamburg und den anderen deutschen Städten dann am Wochenende bestaunen konnten.

Der Startschuss für die Revolution ist gefallen! Ab jetzt soll es Woche für Woche eine neue Aktion geben, die bundesweit durchgeführt wird und die Menschen mit ihrem ganz besonderen Flair anstecken soll, auch selbst wieder etwas Neues auszuprobieren. Die erste Woche steht dabei ganz unter dem Titel: „Aus Samen werden Bäume”. Und somit kommen wir auch wieder auf unseren lebendigen Baum Sina zurück: Eine Woche lang wird sie unter dem Motto „Ich bin ein Baum, und du?” in verschiedenen deutschen Städten unterwegs sein und mit Baumsamen, Postkarten und persönlichen Botschaften die Menschen auf den Klimawandel in Deutschland aufmerksam machen und dazu anregen, selbst Bäume zu pflanzen. Dabei nimmt sie das mit dem Baumsein sehr genau und wird in dieser Zeit weder sprechen noch etwas anderes als Wasser zu sich nehmen.

Klingt das für euch immer noch zu unglaubwürdig und zu idealistisch? Dann bleibt wohl nicht mehr viel, als Mahatma Gandhi zu zitieren, der schon vor etlichen Jahren forderte: „Sei selbst die Veränderung, die du dir für die Welt wünscht”… Sei Revolution!

Weitere Infos unter:

http://www.baumsein.de/
http://www.menschheit.org/

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