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Reporter ohne Grenzen

„Ohne Freiheit keine Pressefreiheit” schreibt sich die seit 1985 bestehende Organisation auf die Fahne. Dabei setzt sie sich weltweit gegen Zensur und für die Rechte von Journalisten ein. Mit eigenen Erfolgen geht sie relativ bescheiden um. Nur kurz wird auf der eigenen Homepage erwähnt, dass sie Beraterstatus beim Europarat, dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen und der UNESCO innehaben.

 Schon seit Jahren fordern sie die Verbesserung der Bedingungen von Medienfreiheit und Journalisten in China und starten regelmäßig Aufrufe und Aktionen. Sie sammelten sogar Geld für die Nierenoperation des russischen Journalisten Grigori Pasko, die in Deutschland erfolgreich durchgeführt wurde. In Moskau stuften die Ärzte die OP als zu kompliziert ein und hatten dem Regierungskritiker die Durchführung verweigert.

Jedes Jahr am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, verleiht Reporter ohne Grenzen (ROG) den Menschenrechtspreis an herausragende Journalisten. Letztes Mal gingen die Preise an Organisationen und Journalisten in Eritrea (Seyoun Tsehaye), Birma (Democratic Voice of Burma), Irak (Journalistic Freedom Observatory), Ägypten (Kareem Amer) und China (Hu Jia und Zteng Jinyan).Die Nichtregierungsorganisation ist allerdings durchaus auch umstritten. Kritikern zufolge berichtet Reporter ohne Grenzen zwar ausführlich über die Zensur in Nordkorea, Kuba und Iran, ist jedoch bedenklich unkritisch gegenüber der westlichen Presse. Verantwortlich machen sie dafür vor Allem Robert Ménard, den Mitbegründer und Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen. Er soll enge Verbindungen zu Staaten, wie Frankreich, pflegen. Ein Teil der jährlichen Einnahmen von ROG kommt aus den Büros des französischen Premierministers und des Außenministers.

Es ist nahe liegend zu vermuten, dass der damalige Präsident Taiwans Chen Shui-bian einen Anti-China Kurs der Organisation unterstützen wollte, da dieser selber seit seinem Amtsantritt 2000 die diplomatischen Beziehungen zu China vollständig eingefroren hatte. Allerdings sollte sich zumindest dieser Punkt erledigt haben, seit im Frühjahr dieses Jahres der chinafreundliche Präsident Ma Ying-jeou ins Amt gewählt wurde.
Auch ist auffällig, dass die Verbündeten der USA und die Vereinigten Staaten selbst weitestgehend nicht beachtet werden. Die Berichterstattung der Organisation über Guantanamo oder Abu Ghraib ist erstaunlich spärlich.Festzustellen ist letzten Endes, dass, wenn ein Mal schlechtes Licht auf eine Organisation geworfen wurde, dieser dunkle Schatten schwer wieder loszuwerden ist. Ein Beispiel wäre auch der Spendenskandal um das UNICEF-Büro in Köln im vergangenen Jahr.

Zweifelsohne leistet Reporter ohne Grenzen gute Arbeit und hat schon vielen Journalisten in ihrer Not beigestanden. Keine andere Organisation setzt sich weltweit so stark für die Pressfreiheit ein wie Reporter ohne Grenzen. Es wäre wünschenswert, wenn sie dies weiter intensivieren würden, allerdings weltweit, unabhängig von Staat oder Status.

(Text: Sina Mühling)

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