Reden ist Silber, Dramatik ist Gold
Alles zur Oscar-Verleihung 2013
Zum 85. Mal findet am 24. Februar 2013 die Verleihung der Academy Awards statt. In glamourösen GewĂ€ndern wird Hollywood sich und seine Filme zelebrieren. Neben den zu erwartenden Nominierungen dĂŒrfen jedoch auch ein paar weniger populĂ€re Produktionen auf die begehrte Statue hoffen.
Als am 10. Januar die Nominierungen preisgegeben wurden, staunten nicht nur Filmfans ĂŒber die frĂŒhzeitige Bekanntgabe – fĂŒnf Tage frĂŒher als ĂŒblich. Doch es scheint, als hĂ€tten es die Mitglieder der Academy satt, jedes Jahr die Golden Globes goldener, gröĂer und prestigetrĂ€chtiger zu veranstalten. Dieses Jahr schaute man zuerst auf die Oscar-Nominierungen – und erst dann, drei Tage spĂ€ter auf die Gewinner der Globen Globes.
Auch an anderer Stelle geben sich die Oscars dieses Jahr unkonventionell und ĂŒberraschend. Mit der 85-jĂ€hrigen Französin Emmanuelle Riva (âAmour“) ist die Ă€lteste Schauspielerin in der Geschichte der Oscars nominiert wurden. Konkurrenz macht ihr QuvenzhanĂ© Wallis (âBeasts of the Southern Wild“) – die mit ihren neun Jahren die jĂŒngste je nominierte Hauptdarstellerin ist.
Wenngleich man den beiden die Auszeichnung wĂŒnscht, so werden sie wohl doch von Jessica Chastain (âZero Dark Thirty“) aus dem Rennen geworfen werden, die bereits im letzten Jahr fĂŒr die herausragende Darstellung der Celia Foote in âThe Help“ nominiert war.
Steven Spielbergs Drama âLincoln“, das mit zwölf Nominierungen im Januar die Nase vorne hatte, muss sich gegen Ang Lees âLife of Pi: Schiffbruch mit Tiger“ (elf Nominierungen) sowie âLes MisĂ©rables“ (acht Nominierungen) durchsetzen. Letzterer heimste bei den Golden Globes drei TrophĂ€en ein, wĂ€hrend âLincoln“ nur einen Sieg davontrug.
Hinsichtlich der Auszeichnungen der Haupt- und Nebendarsteller werden die Oscars ihrer kleinen Schwester vermutlich in jeder Hinsicht nachstehen. Jennifer Chastain und Daniel Day-Lewis (âLincoln“) sowie Christoph Waltz (âDjango Unchained“) und Anne Hathaway (âLes MisĂ©rables“) haben die besten Aussichten auf einen Goldjungen.
Eine kleine Ăberraschung ist Wes Andersons Drama âMoonrise Kingdom“, das fĂŒr die Kategorie âBestes Originaldrehbuch“ nominiert ist. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Film gegenĂŒber seinen groĂen Konkurrenten bei der Jury durchsetzen kann.
Wer sich letztendlich ĂŒber den Oscar fĂŒr den besten Film und die beste Regie freuen kann, bleibt im Moment noch reine Spekulation, wobei sich vermutlich âArgo“ (Regie: Ben Affleck), âLife of Pi“ (Ang Lee) und âLincoln“ (Steven Spielberg) in der engeren Auswahl wissen dĂŒrfen.
Und welche europĂ€ischen Produktionen werden den Ritterschlag aus Ăbersee erhalten? âSkyfall“ hat den Oscar fĂŒr den besten Filmsong so gut wie in der Tasche. Ob der neue James Bond auch in den vier weiteren Kategorien (Bester Tonschnitt, Bester Ton, Beste Filmmusik, Beste Kamera), fĂŒr die er nominiert ist, brillieren kann, bleibt zu hoffen.
Das Drama âAmour“ des österreichischen Regisseurs Michael Haneke ist ebenfalls in fĂŒnf Kategorien nominiert, unter anderem als Bester Film und fĂŒr die Beste Regie. Vermutlich darf Haneke lediglich den Oscar fĂŒr den besten fremdsprachigen Film mit nach Hause nehmen. Doch wenn wir eines von Hollywood gewohnt sind, dann das: Selbstdarstellung um jeden Preis. In diesem Fall mĂŒssen auslĂ€ndische Produktionen hintenan stehen.
Ob sich die Academy Awards in diesem Jahr aus dem Schatten der Golden Globes lösen und andere Entscheidungen getroffen werden, bleibt fraglich. Der groĂe Gewinner der Golden Globes war âLes MisĂ©rables“. Doch bei so vielen Ăberraschungen wĂ€re es nicht weiter verwunderlich, wenn die Oscar-Jury auch in dieser Hinsicht den Goldregen einem anderen Film gönnt.
(Text: Ronja Heintzsch)
Schreibe einen neuen Kommentar
You must be logged in to post a comment.