Süden

Namibia – Land der Farben

Azurblauer Himmel,  leuchtend rote Sanddünen, weißer Lehmboden, grüngelbes Gras – kaum ein Land dieser Welt bietet einen derartigen Reichtum an Kontrasten.  Namibia, ein vielleicht letztes Stück unberührte Natur. Ein Land der Gegensätze, der heißen Tage und kühlen Nächte, der schroffen Gebirge und sanfthügeligen Dünen, der endlosen Savannen und reißenden Wasserfälle.

Fotos: Julia HanelNamibia ist eine Reise wert, nicht nur für jene die die Welt in ihrem natürlichsten Zustand sehen möchten. Wildbeobachtung ist nur eine der vielen Outdoor-Abenteuermöglichkeiten. Mit dem Quadbike durch die Dünen der Wüste Namib bis hin zum White River Rafting auf dem Kunene Fluss. Wer den Tag lieber gemütlich angeht schlendert über einen der vielen Märkte und nutzt dabei die Gelegenheit handgearbeitete Schalen, Holzfiguren oder Schmuck zu erstehen.

Eine Tour durch Namibia startet für gewöhnlich in Windhuk, der Hauptstadt im Herzen des Landes. Wer hier Elefanten und halbnackte Stammesoberhäupter erwartet irrt gewaltig. Ausgedehnte Fußgängerzonen und Hochhäuser zwischen postkolonialen Fachwerkhäusern und üppigen Blumengärten prägen das Stadtbild. Der einstige koloniale Glanz weht durch die breiten Avenuen und verbirgt auf den ersten Blick die vielen gleichförmigen Wellblechbauten der ärmlichen Vorstadt Katu-Tura, zu Deutsch „Wo wir nicht wohnen wollen“. Etwa 60.000 Menschen, ausschließlich farbig, zählt das Viertel, in dem nach Anbruch der Dunkelheit das eigentliche Nachtleben Windhuks stattfindet.

Weiter Richtung Süden, entlang der tiefroten Kalahari-Wüste zeigt Namibia erste raue Seiten. Die Steilhänge des Fish River Canyons fallen 500 Meter senkrecht ab in das darunter liegende Tal und machen ihn somit zum zweitgrößten Canyon der Welt.
Vorbei an glattstämmigen, zähen Köcherbäumen breitet sich auf 50.000 km² der Namib-Naukluft-Park aus, mit seinen bis zu 30 km langen Dünen und einem reichhaltigen Tieraufkommen. Eine Jeepfahrt durch die Wüstenlandschaft bei Nacht ist ein unvergessliches Erlebnis.

An der rauen Atlantikküste wartet das idyllische Städtchen Swakopmund mit postkolonialen Fachwerkhäusern und langer Strandpromenade. Wer hier durch die Straßen schlendert braucht sich nicht wundern auf „Helgas Imbiss“ oder „Bäckerei Müller“ zu treffen. Der deutsche Einfluss macht sich noch immer stark bemerkbar und wird gepflegt.

Wer Richtung Norden fährt und den Etosha Nationalpark ansteuert findet 5000 Jahre alte Felsmalereien, gewaltige Kalksteinklippen, sowie versteinerte Wälder vor. Ständige Begleiter sind Wildpferde, Antilopen und Strauße, die sich immer wieder zu beiden Straßenseiten bemerkbar machen.

ImageDas Highlight eines Namibia Urlaubs ist jedoch meist Etoscha, zu Deutsch „Ort der Lichtspiegelung“. Der Nationalpark mit einer Fläche von 23.000 km² ist unter anderem Schutzgebiet für Löwen, Zebras, Elefanten, Giraffen, die in natürlichem Gleichgewicht koexistieren. Die wilden Tiere kreuzen unbeirrt den Weg der Trucks, so dass eine Safari Tour zu einem unvergesslichen Erlebnis wird und allerhand  Fotomotive bietet. Kämpfende Elefanten, brüllende Löwen, träge Warzenschweine – ein wahres Schauspiel der Natur.

Wer Namibia kennen lernen will, muss für neue Geschmäcker, Düfte und Gerüche offen sein, statt Wiener Schnitzel ein Kudu-Steak probieren und statt Gummibärchen ein paar Streifen Biltong kosten (Letzteres ist übrigens getrocknetes Wildfleisch und eine Spezialität des südlichen Afrikas).

Das Entscheidende ist jedoch Interesse. Interesse eine neue Kultur kennen zu lernen, andere Sitten und Traditionen zu erfahren, Toleranz gegenüber Fremdem zu entwickeln. Denn Namibia ist, trotz all des kolonialen  Glanzes, nicht Deutschland, nicht Europa. Die Uhren ticken anders in Afrika und man beginnt gelegentlich zu hinterfragen, ob es denn überhaupt welche gibt. Die Tage erscheinen länger, die Ruhe endlos. Wie sagen die Afrikaner doch gleich: „Europa hat Uhren, wir haben Zeit.“

(Autor und Fotos: Julia Hanel)

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