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Moby-Dick könnte uns vor der Erderwärmung schützen

Walfang wird seit Jahrhunderten betrieben. Eine neue Studie stellt nun klar, dass der industrielle Walfang negative Auswirkungen auf den Klimawandel hat. Denn Wale stoßen eine große Menge CO2 aus, wenn sie getötet werden. Das Eindämmen des Walfangs könnte deshalb die globale Erwärmung tatsächlich verlangsamen.
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Einer der größten Romane der Weltliteratur erzählt die Geschichte einer wahngesteuerten Waljagd. Herman Melville veröffentlichte 1851 seinen Roman „Moby-Dick”, der sich noch heute großer Beliebtheit erfreut. Der Roman widmet sich der schicksalhaften Fahrt des Walfangschiffes „Pequod”, dessen Kapitän voller Hass einen weißen Pottwal jagt. Im Rahmen dessen wird auch das Thema des Walfangs im 18. und 19. Jahrhundert ausführlich dargestellt.

Damals war die Gewinnung von Tran und Fleisch von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Der industrielle Walfang mit Dampfschiffen begann um 1900. Damals gab es noch etwa 110 Millionen Tonnen Wale in den Weltmeeren. Erst das „internationale Übereinkommen zur Regelung des Walfangs” von 1946 brachte eine Wende.  Dennoch können Staaten, die Einspruch gegen das Übereinkommen erhoben haben, sich den Regelungen widersetzen.

Anlässlich des Treffens der „American Geophysical Union Ocean Sciences 2010″ haben Forscher der University of Maine nun eine neue Studie zum Walfang präsentiert. Wie herausgefunden wurde, trägt der industrielle Walfang zu den negativen Auswirkungen des Klimawandels bei. Denn der kommerzielle Walfang produzierte im letzten Jahrhundert mehr als 100 Millionen Tonnen CO2-Emissionen. Wale sind die größten Lebewesen der Erde und speichern in ihren Körpern eine voluminöse Menge Kohlenstoff, der sie bei ihrer Tötung ausstoßen.

Im 20. Jahrhundert sind mehr als 105 Millionen Tonnen Kohlenstoff aus getöteten Walen an die Atmosphäre abgegeben worden. Die Menschen dagegen verursachen rund sieben Milliarden Tonnen CO2 jährlich. Im Vergleich dazu scheint die Emissionsmenge durch das Töten von Walen gering. Dennoch sollte sie nicht unterschätzt werden. „Das entspricht in etwa den Emissionen von 128 000 Hummer-Wagen, die 100 Jahre permanent gefahren werden”, verglich Meeresbiologe Andrew Pershing.
Würde der Stopp des Walfangs in den Emissionshandel eingerechnet werden, könnte außerdem der Druck der kommerziellen Fischerei auf bestehende Fischgründe gesenkt werden. „Die Idee ist, Wale und große Fischschwärme als Emissionskredite zu nutzen”, so Pershing. Wale sind dafür aufgrund ihres Lebensalters von bis zu 100 Jahren besonders geeignet.

Die Geschichte von Moby Dick endet damit, dass das Schiff „Pequod” östlich von Japan den Weißen Wal entdeckt – drei Tage dauert die Hetzjagd. Doch der Wal weiß sich zu wehren, rammt das Schiff und es sinkt. Ein symbolischer Untergang, der auch auf den Umgang mit dem Klima unserer heutigen Gesellschaft übertragbar ist.
Auch wenn der Walfang sicherlich nicht zu den Hauptursachen für die globale Erderwärmung zählt, so sind Wale dennoch für die Stabilität unseres Ökosystems von größter Bedeutung. „In marinen Ökosystemen sind Wale wie Wälder”, so der Meeresbiologe Andrew Pershing. Das Eindämmen des Walfangs könnte also dem Klimawandel positiv entgegen wirken.

(Text: Regina G. Gruse)

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