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Mit der Katze kam die Kolumne

Wie bei so vielen Dingen im Leben, läuft auch die Zukunftsplanung oft ganz anders als erwartet – wie bei Alexander Zimmermann. Erst in der Oberstufe entdeckte er sein Interesse am Schreiben, nach einem abgebrochenen Studium wurde er Lokalredakteur und schrieb eine Kolumne über seinen Kater. Daraus entstand sogar ein Buch – und das alles obwohl Alex doch eigentlich immer einen Hund wollte.

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Nach dem Abitur erging es Alex wohl wie den meisten jungen Menschen: Er fand einen Studiengang, der auf dem Papier zumindest super klang und freute sich auf eine schöne Studentenzeit. Doch wie viele versprach der Studiengang mehr, als er dann letztlich hielt und so entschloss sich Alex, noch während des ersten Semesters wieder aufzuhören.

Alexander Zimmermann und sein Kater KurtlGlücklicherweise hatte er vor dem Studium schon ein Pflichtpraktikum bei einer lokalen Zeitung angenommen und war dort auch weiterhin als freier Mitarbeiter tätig.

Anstatt dann die Universität wie geplant zu wechseln und es mit Politikwissenschaften zu versuchen, zog Alex das große Los und bekam eine Volontariatsstelle in der Lokalredaktion angeboten. Und so beschloss er, im heimatlichen Weinheim zu bleiben und sich der Herausforderung zu stellen, eine vermeintlich langweilige lokale Geschichte so zu verpacken, dass sie viele Leser interessiert.

Seine Arbeit in der Lokalredaktion beschreibt Alex mit den treffenden Worten „du kannst, darfst, musst eben über alles schreiben”. An der Bergstraße beschränkt sich das zumeist auf diverse Vereinsaktionen oder Stadtfeste, aber ab und an entstehen da auch auf einmal Stories über Bombenanschläge – auch wenn das glücklicherweise eher die Ausnahme ist.

„Das vergisst man nicht so schnell”, erinnert er sich schmunzelnd an den vermeintlichen Scherz seiner Mitarbeiter als diese ihm im August 2009 auftrugen, von dem Anschlag zu berichten. Der Scherz war bitterer Ernst und so verbrachte Alex den Tag damit, online und später auch für den Lokalteil über den Attentäter aus Viernheim zu berichten.

“Kurtl-Muddel” und Katerfrühstück.
2011 dann, nachdem er als Redakteur übernommen worden war, gab er nach langem Drängen seiner Freundin einen etwas anderen Themenvorschlag bei seinem Chefredakteur ab: Er wollte eine Kolumne über seinen erst kürzlich zugelaufenen Kater Kurtl schreiben. Die ersten fünf Entwürfe hatte er schon parat und das Interesse des Chefredakteurs war geweckt. Unter dem Titel “Kurtl-Muddel” ging die Kolumne schließlich jeden Donnerstag in den Druck.

Das Leserfeedback war von Anfang an überwältigend. Die Kolumne, die eigentlich nur einen Monat und höchstens drei laufen sollte, lief schließlich über ein halbes Jahr. Und schon früh wurden die Rufe nach einer gebundenen Version laut. Unterstützt von seinem Arbeitgeber und dem hauseigenen Druckzentrum entstand schließlich das erste Buch: „Katerfrühstück: 28 1/2 Geschichten aus dem Leben eines Katzen-Butlers”.

Für die gebundene Form überarbeitete Alex seine Zeitungskolumnen nochmals und ergänzte die Auswahl auch mit weiteren, noch nicht veröffentlichen Geschichten über den Kater Kurtl.

Die Geschichten schreibt er dabei übrigens meist „von hinten nach vorne” – bevor das Ende fest steht ist auch der Rest noch nicht klar. Das liegt vor allem daran, dass Alexander selbst das Ende einer Kolumne als deren wichtigsten Teil ansieht. Das Ende muss stimmen, sonst ist der Rest nichts wert.

Anscheinend hat er für seine Geschichten die richtigen Enden gefunden. Das Buch hat eine tolle Resonanz, im Internet hinterlassen Fans fünf Sterne und gute Kritiken. Das erklärt sich Alexander vor allem durch die angesprochene Zielgruppe. Wer dieses Buch liest, hat meist selbst eine Katze oder ist zumindest ‚Katzenfan‘.

Das wiederum erzeugt einen Wiedererkennungseffekt, der dann durch Alex‘ amüsante, gerne etwas ironische, aber immer liebenswürdige Art noch gefördert wird. So war es auch nicht verwunderlich, dass bei der verlagseigenen Lesung in der „alten Druckerei” in Weinheim stolze 180 Kurtl-Fans den Autor auf der Bühne bewunderten. Es dauerte einen Moment bis der 25-Jährige realisiert hatte „die Leute kommen jetzt wirklich wegen mir”. Doch schon nach den ersten paar Geschichte legte sich die Aufregung und Nervosität wurde zu Spaß. Seine erste eigene Buchlesung erlebt man schließlich nicht jeden Tag.

Das hat mich richtig umgehauen!”
So richtig geschockt war Alex dann aber erst, als er seine Kreation in einem Buchladen stehen sah – und das weit weg von Weinheim. „Das hat mich umgehauen” gesteht er mit einer Mischung aus Stolz und Unglauben. Und stolz kann er auch sein. Wer hätte gedacht, dass ein eingeschworener Hundeliebhaber am Ende ein so erfolgreiches kleines Büchlein über eine Katze schreibt. Bleibt nur zu hoffen, dass Alex auch in Zukunft den einen oder anderen Abstecher vom Redakteurdasein zum Autorentum unternimmt – die Fans würde es sicher freuen.

Das Buch auf Amazon gibt es hier.

(Text: Carolin Schmitt / Foto: Marco Schilling).

Carolin S.

Ich habe 2009 angefangen für back view zu schreiben, damals vor allem im Bereich *Sport*. Mittlerweile schreibe ich auch über andere Themen und versuche mein Studium der Anglistik und Amerikanistik auch ab und zu mit meinen Artikeln zu verknüpfen.

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