KulturLife & Art

Medizinischer Fortschritt geht nicht ohne Tierversuche

Ich bin nicht zwingend Fan von Tierversuchen – dennoch finde ich es etwas heuchlerisch, wenn Menschen – ohne darüber nachzudenken – Tierversuche jeglicher Art verurteilen. Denn der Großteil des bisherigen medizinischen Fortschrittes der Menschheit wäre kaum oder zumindest nicht so schnell möglich gewesen. Und auch in Zukunft wünscht sich jeder ein möglichst langes Leben – mit Heilungsmöglichkeiten für jede auftretende Krankheit. Ohne Tierversuche, nur schwer möglich.

[divide]

Kommentar Tierversuche

So hart es auch klingen mag – medizinischer Fortschritt funktioniert nur durch Probieren, Testen, Misserfolg und irgendwann auch Erfolg. Wer also möchte, dass wir Menschen möglichst gesund und ohne Krankheiten durch unser möglichst langes Leben kommen, der kann seine Augen vor medizinischen Tests nicht verschließen. Und diese medizinischen Tests von neuen Wegen, Medikamenten und Behandlungsmethoden sind nun mal nicht mit menschlichen Versuchsobjekten machbar. Da wird wohl auch jeder zustimmen. Die Gefahr von Fehlbehandlungen und Schäden ist einfach zu groß.

Ein Blick auf die insgesamt vorhandenen Tiere in Deutschland zeigt übrigens, von welcher Menge an Tieren wir bezüglich der Tierversuche eigentlich sprechen. Denn 99 Prozent aller Nutztiere in Deutschland werden für die Ernährung eingesetzt. Nur 0,26 Prozent sind Versuchstiere. Rechnet man das um auf einen Bürger in Deutschland, so werden während seines gesamten Lebens circa 2 Mäuse für Tierversuche eingesetzt.

Und es ist falsch, zu denken, dass medizinischer Fortschritt auch ohne Tierversuche möglich wäre. Denn der Prozess in der Forschung ist extrem langwierig und auch komplex, bevor ein Medikament schließlich auf den Markt kommt und für uns Menschen zugänglich gemacht wird.

Davor stehen jede Menge Grundlagenforschung, um überhaupt erst einmal den richtigen Weg einschlagen zu können. Es geht nicht ohne Tests. Und es geht nicht mit Tests an Menschen. Gute und verlässliche Ergebnisse kann es aber nur geben, wenn an menschenähnlichen Organismen und System getestet werden kann. Denn nur dann sind die Erfahrungen und Erkenntnisse auch nützlich und übertragbar auf den Menschen.

Spannend finde ich noch den Gedanken, in Zukunft auf Computermodelle zu setzen. Doch dafür haben wir nach wie vor viel zu wenig Ahnung von biologischen Systemen und Vorgängen. Es ist gerade bei noch unbekannten und neuartigen Tests nahezu unmöglich, die Ergebnisse exakt vorherzusagen. Wir können diese Komplexität derzeit und auch in naher Zukunft nicht per Computer simulieren.

Wir wollen medizinischen Fortschritt. Und er war durchaus erfolgreich in den vergangenen Jahrzehnten. Denn noch vor 100 Jahren starben 2 Drittel der Menschen in Deutschland vor ihrem 60. Geburtstag. Heute sterben weniger als 10 Prozent so jung. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung hat der medizinische Fortschritt und haben damit auch Tierversuche.

Es geht also (leider) nicht ohne Tierversuche – zumindest nicht in der medizinischen Forschung.

 

Antje K.

Antje ist seit Ende 2016 Mitglied bei backview.eu. Sie studiert Medienwissenschaften in Köln.

Schreibe einen Kommentar