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London – auch nur Durchschnitt

Was früher Bagdad oder Konstantinopel war, scheint heute London zu sein. Eine Stadt die jeder besucht und für immer lieben gelernt hat. London: Eine Stadt der Kultur, der Wirtschaft, der Superlative. back view wirft einen durchaus kritischen Blick auf das London, das wir in nächster Zeit durch die Olympiade regelmäßig im Fernsehen werden sehen können.


London, bereits im Jahr 47 nach Christus unter dem Namen Londinium gegründet, zieht von Touristen bis Bankern alle an. London ist eine interessante Stadt, keine Frage. Es gibt wichtige Sehenswürdigkeiten und eine Monarchie, die einen Besuch wert ist. Nirgends sonst kann man sich so gut in historische Zeiten zurückversetzen lassen, wie in London.
London bietet für Touristen einiges. Neben historischen Städten sind das natürlich die obligatorischen Paläste und Bauten der Monarchenfamilie, beispielweise der Tower of London, UNESCO-Weltkulturerbe und mit über 900 Jahren Londons älteste königliche Festung. Und das London Eye, das drittgrößte Riesenrad der Welt.

Daneben kann man in London jedoch auch einige Kirchen besichtigen. Darunter zum Beispiel Westminster Abbey, das Gebäude, in dem die Krönungszeremonien und Hochzeiten durchgeführt und in der der Großteil der britischen Monarchen beigesetzt ist. Auch kulturell bietet London einiges. So gibt es viele Theater, in denen einige der berühmtesten Musicals der Welt uraufgeführt wurden, wie zum Beispiel das mittlerweile weltweit erfolgreiche Musical “Cats”.

Seit Anfang der 1980er-Jahre setzt sich die Stadtregierung für ein starkes Handels- und Finanzzentrum ein. Immer mehr wohlhabende Bürger ziehen in die Stadt, wodurch sich die Preise für Wohnungen in den Jahren bereits mehr als verdoppelt haben. So beträgt der durchschnittliche Wohnungspreis in London bereits jetzt das doppelte des britischen Durchschnitts. In einigen Stadtteilen – wie Chelsea – betragen die Preise sogar das bis zu 30-fache des britischen Durchschnitts.
Keine Frage, solche Preise können nur Arbeitnehmer mit entsprechendem Einkommen bezahlen, jedoch liegen die Einkommen in London auch deutlich über dem britischen und europäischen Schnitt.

Londons wirtschaftliche Macht kommt vor allem durch den hohen Anteil am Finanz- und Industriesektor. Trotz eines Wachstums von lediglich 1,4 Prozent, der sogar unter dem britischen Wachstum von 1,9 Prozent liegt, erreicht London durch den Dienstleistungssektor eine positive Wirtschaftsbilanz.
Auch Druck- und Verlagswesen spielen eine wichtige Rolle in Londons Wirtschaftsleben. So werden einige der wichtigsten Zeitungen in der Hauptstadt verlegt. Der Sitz der wichtigsten britischen Fernsehsender befindet sich in London und auch die internationale Nachrichtenagentur Reuters hat hier ihren Sitz.

Nicht so prunkvoll ist das Gesundheitssystem Großbritanniens, dass sich im Ballungsraum London stark auswirkt. Die Sicherheit ist in London entgegen dem Eindruck mancher Bürger sehr gut. An von Touristen hoch frequentierten Plätzen und Orten setzt die Stadt regelmäßig Polizeistreifen und Streifenwagen ein.

Abseits vom Pump und Glanz Londons gibt es allerdings noch ein anderes Bild, ein nahezu hässliches London. Denn die Stadt bietet viel Konfliktpotenzial. Die ethnischen, sozialen und kulturellen Unterschiede zwischen manchen Stadtteilen führen zu einer immer stärkeren Ghettobildung. Im Osten der Stadt rücken Arbeitslosigkeit, Armut, überbelegte Wohnungen und Verfall von Häusern in das Blickfeld des London-Touristen und alte Gegenden weisen einen hohen Anteil von Einwanderern und Menschen mit niedrigem Einkommen auf. Die Bevölkerung Londons ist also sehr divergent. Mehr als 27 Prozent der Londoner Bevölkerung sind Einwanderer aus aller Welt. Jedoch kann man auch keine überhöhte Arbeitslosigkeit feststellen. Der Wert ist genauso hoch wie der europäische Durchschnitt.

Alles in allem ist London eine interessante Stadt. Man sollte sie einmal gesehen haben. Besonders ist London jedoch nicht. London besitzt dieselben Probleme wie andere vergleichbare Städte. Das einzige was London auszeichnet, sind seine sehr hohen Mietpreise und das teilweise sehr spezielle Publikum. Und in den nächsten Wochen eben die Olympischen und Paralympischen Spiele.

(Text: Simon Zöllner)

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