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Kochen jenseits des “Tellerrands”

Im Herbst vorigen Jahres ging die Internet-Kochshow “Tellerrand” auf Sendung. Mit Tipps zu Kochtechniken und Rezepten sowie mit Informationen über Lebensmittel und die Lebensmittelindustrie bringt Kochprofi Oliver Pehl darin auch Nicht-Köchen den “Küchensport” näher – getreu dem Motto: “Wer über den Tellerrand schaut, isst besser!”
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back view: Was genau versteckt sich hinter dem Namen “Tellerrand”?

Oliver Pehl: “Tellerrand” ist eine Internet-Kochsendung, die hinter die Kulissen der Küchen und über den namensgebenden Tellerrand schaut. In der Sendung werden Tipps zu Techniken des Kochens, zur richtigen Verarbeitung von Lebensmitteln, zu einfachen und ausgefallenen Rezepten und und und gegeben.

Gleichzeitig wollen wir aber auch kritisch hinter die Töpfe und Kühlschränke der Lebensmittelindustrie gucken und allen Freunden des Küchensports nahebringen, dass man sich nicht alles von der Lebensmitteindustrie vorkauen lassen sollte und dass es wichtig ist, sich selbst Gedanken über sein Essen zu machen. Außerdem zeigen wir mit “Tellerrand”, dass selber kochen nicht teuer sein muss und einfacher ist als die meisten Leute denken.

Woher stammt die Idee zu der Sendung?Internetkoch Oliver Pehl
Die Idee, etwas Eigenes zu erschaffen, womit man das Kochen anderen Leuten zugänglicher machen kann, hatte ich schon vor etwa drei bis vier Jahren. Nach meiner Ausbildung als Koch habe ich einige Wanderjahre in Deutschlands Gastronomie hinter mir: Von Fulda über Köln nach Frankfurt habe ich von der Arbeit in Studentencafés über das Kochen in der gehobenen Gastronomie bis zur Ausbildertätigkeit in der Systemgastronomie einiges mitgenommen.

Mich hat aber die Arbeit in der freien Gastronomie genau wie die gesamte Lebensmittelindustrie immer frustriert: Der Stand der Ausbildung ist im Allgemeinen sehr schlecht, Angestellte werden regelmäßig ausgebeutet und die Lebensmittelindustrie spielt mit den Verbrauchern. Wirtschaftliche Interessen dominieren die Industrie, Fernsehköche werden von Sponsoren manipuliert und alle schauen Kochshows, aber keiner kocht selbst. Was das betrifft ist Deutschland wirklich noch ein Entwicklungsland. Diese Missstände wollte ich schon immer mal aufdecken und ein realistisches Bild von der Lebensmittelindustrie vermitteln.

Wer ist außer Dir denn noch an der Produktion von “Tellerrand” beteiligt?
Wir – Dennis Larbig und ich – produzieren die Sendung zu zweit. Ich kümmere mich um die Recherche, die Redaktion und natürlich um das Kochen. Dennis kümmert sich um Bild, Ton und eigentlich alles Technische, wodurch wir uns ziemlich gut ergänzen.

Und wie ist es zu Eurer Zusammenarbeit gekommen?
Dennis und ich kennen uns schon seit der Schulzeit, als wir uns dann aber Anfang letzten Jahres wiedergetroffen haben, führten wir ein umfangreiches, feuchtfröhliches Gespräch über Mark Zuckerbergs Internet-Reichtum und über die unendlichen Möglichkeiten, die das Internet bietet. Dennis erzählte mir, dass er sich kurz zuvor mit der Produktionsfirma “IMAGE SOL Productions” selbständig gemacht hatte – da war die Sache klar und unsere Zusammenarbeit besiegelt.

Wie hat sich dann diese erste Annäherung zu dem entwickelt, was “Tellerrand” heute ist?
Zunächst hatten wir überlegt, einen Video-Blog zu entwickeln, haben dann aber schnell gemerkt, dass wir etwas Größeres produzieren wollen. Auch die Idee, für das Fernsehen zu produzieren, war im Gespräch. Schließlich haben wir uns aber entschieden, dass das Internet – und insbesondere “YouTube” – die geeignete Plattform für unsere Idee ist. Im Internet ist man ungebunden und frei – nicht zu lügen und Wahrheiten offen anzusprechen ist eben leider oft unwirtschaftlich.

Im Mai 2011 haben wir dann unter dem Arbeitstitel “Unsere kleine Küche” mit den ersten Arbeiten begonnen und haben zum Beispiel das Logo entwickelt. Die Idee zum Namen “Tellerrand” kam mir ganz nebenbei, beim Hören des Jazz-Klassikers “Beyond the Sea” von Bobby Darin – inzwischen ist der Name Programm. Den ersten Teaser haben wir im August 2011 online gestellt und die erste Folge dann im September darauf. Der erste Dreh hat noch neun Stunden gedauert, aber inzwischen haben wir uns auf unsere neue Aufgabe eingestellt und je mehr wir uns mit “Tellerrand” beschäftigen, desto ambitionierter werden wir und wir bauen unsere Ideen und das Konzept der Sendung stetig weiter aus.

Was ist von “Tellerrand” in Zukunft noch zu erwarten?"Tellerrand" ist seit September 2011 online
Im Moment erstellen wir zum Beispiel Beiträge auf Englisch und überarbeiten sowohl das Logo als auch den Internetauftritt auf “YouTube”. Außerdem bemühen wir uns, noch häufiger und regelmäßiger Output zu geben. Dadurch, dass wir beide berufstätig sind und uns in unserer Freizeit um “Tellerrand” kümmern, haben wir leider nur begrenzt Zeit. Super wär’ es natürlich, wenn wir es schaffen, unseren Kanal auf “YouTube” so weit auszubauen, dass wir irgendwann auch Geld mit unserer Sendung verdienen könnten.

In Zukunft wollen wir uns außerdem mehr auf die kritische Beleuchtung der Lebensmittelindustrie konzentrieren, das ist bis jetzt leider noch etwas zu kurz gekommen. Wir haben zum Beispiel vor, über die Fleischindustrie zu informieren, um unseren Zuschauern zu zeigen, wie ihr Steak und ihr Bratwürstchen überhaupt auf den Grill gekommen sind. Die meisten Leute machen sich einfach zu wenig Gedanken über ihr Essen und wissen Vieles nicht zu schätzen. Eine unabhängige Anlaufstelle im Netz – frei von jeglichen wirtschaftlichen und inhaltlichen Vorgaben – könnte dies vielleicht ein wenig ändern.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die Zukunft!

Weitere Infos unter: YouTube

(Interview: Hanna Zehschnetzler / Fotos: Oliver Pehl und Dennis Larbig)

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