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Kleidung für Kinder ist teuer

Es ist wieder die Zeit, es geht auf Weihnachten zu. In den Schaufenstern locken die Geschäfte mit den tollsten Sonderangeboten. Aber gerade für Eltern ist das oftmals keine Lust, sondern eher die jährliche Pflicht, den Nachwuchs wieder mit passenden Outfits für die verschiedenen Jahreszeiten auszustatten. Das kann oftmals nicht nur Nerven, sondern auch richtig Geld kosten.[divide]

Kleidung Kinder

Meistens ist es auch nicht so, dass die Kinder ihre Sachen nicht mehr tragen wollen oder die Eltern unbedingt neue kaufen möchten. Kindern ist es völlig egal, wie alt ihr T-Shirt ist. Oder ob ihre Hose ein Loch hat. Doch für die Eltern führt in der Regel kein Weg daran vorbei.

Denn allein in den ersten 15 Lebensmonaten macht ein Baby in der Regel acht Wachstumsschübe durch. Danach verlangsamt sich der Prozess bis zum Beginn der Pubertät zwar, doch noch immer ist es im Jahr durchschnittlich ein Wachstum von fünf bis sechs Zentimetern. Und in der Pubertät machen die Kinder dann wieder einen großen Sprung, Mädchen beispielsweise wachsen ab dem 13. Geburtstag nochmals rund 20 Zentimeter. Da muss man beinahe jedes Jahr neue Sachen kaufen, wenn diese richtig passen sollen.

Das Problem mit dem Geld

Gerade für Familien mit mehreren Kindern bleibt dann oftmals keine Alternative, als im Discounter zu shoppen. Denn man muss nicht nur oft neue Klamotten kaufen – Kleidung für Kinder ist auch noch teuer. Die Probleme hierbei liegen auf der Hand: zum einen sind meistens dies die Firmen, welche die schlechtesten Produktionsbedingungen zu verantworten haben. Zum anderen stellt sich die Qualitätsfrage.

Greenpeace hat im Oktober 2014 Testergebnisse vorgestellt, welche die Kinderkleidung von Aldi, Rewe, Lidl und Tchibo betraf. Die Ergebnisse waren eindeutig. Bei mehr als der Hälfte der 26 getesteten Produkte wurden gefährliche Stoffe „oberhalb der Vergleichs- und Vorsorgewerte“ gefunden. Zwar ist das Tragen nicht automatisch gesundheitsschädigend, doch gelangen die Stoffe so in die Umwelt und – wer kann sich das bei Kindern nicht vorstellen – auch in die Nahrungskette.

Warum ist Kleidung für Kinder so teuer?

Doch warum kosten Kleider für die Jüngeren bei „normalen“ Textilketten beinahe so viel wie für die Erwachsenen. Ein wirklich untersuchtes Feld ist dies nicht. Doch lassen sich durchaus ein paar Theorien aufstellen. Erstens, wie auch bei den „Großen“, der Name: Marken wie Esprit, S. Oliver, Benetton usw. haben in Deutschland einen guten Ruf und Menschen ab einer gewissen Einkommensschicht kaufen ihre Sachen nun einmal bevorzugt in diesen Läden.

Natürlich gilt das dann auch für die Kinder. Wer schon immer hier kauft, wird für die eigene Familie nicht plötzlich zu KIK gehen. Die Firmen wissen das und scheinen – wenn man die Preise beachtet, die jedes Jahr eher weiter nach oben gehen – einen guten Umsatz damit zu machen.

Dies führt auch zu Theorie Nummer zwei: eiskaltes Geschäftskalkül und gnadenloses Ausnutzen der Kunden. Wie schon beschrieben, wachsen Kinder kontinuierlich und hören bis Mitte/Ende der Pubertät nicht damit auf. Damit sind die Kunden auf den Markt angewiesen. Sie müssen immer wieder kaufen und tun dies auch. Und wenn sich eine Jacke für 50 Euro verkaufen lässt, warum sollte sie dies im nächsten Jahr nicht für 60 Euro.

Die Mamas (und Papas), die in den letzten zehn Jahren immer in den Läden gekauft haben, werden sehr wahrscheinlich eher ein wenig mehr bezahlen, als plötzlich in völlig andere Geschäfte zu wechseln. Mit diesem Wissen haben die Marken ihre Kunden in der Hand. Sie können sich bei den Preisen mehr und mehr herausnehmen.

Der Kunde hat es in der Hand – theoretisch

Dies führt aber auch zur anderen Seite des Verkaufs – den Kunden. Wie in so vielen anderen Bereichen ebenfalls, ist auch hier am Ende der Käufer derjenige, der die Entscheidung trifft. Er beziehungsweise Sie kann mit dem eigenen Kaufverhalten konkret Einfluss nehmen.

Solange aber die Preise für die Kinderkleidung gezahlt werden, werden diese auch nicht nach unten gehen. Sicherlich ist die Idee, Discounterkleidung zu Kaufen, für die meisten dieser Eltern keine Alternative. Das ist ihnen auch nicht vorzuwerfen. Doch wie so oft gibt es auch hier einen anderen Weg: sich informieren, auf besondere Qualitätssiegel achten und dann bevorzugt diese kaufen.

Im Gegensatz zu vielen anderen haben die hier beschriebenen Eltern nämlich die Wahl, wo sie für ihre Kinder einkaufen möchten. Die Preise für fair hergestellte Sachen liegen dabei meistens in der Mitte und man tut noch etwas Gutes. Dafür sind die Markennamen vielleicht nicht so bekannt. Doch das ist den Kindern gleichgültig, kein Kind spielt von sich aus nicht mit einem anderen, weil es ein No-Name T-Shirt trägt.

Hier liegt das Problem eher ebenfalls bei den Mamis und Papis. Doch muss man hier eine Abwägung treffen, wo die Prioritäten liegen. Ökologisch und fair hergestellte Kleidung, ohne großen Namen oder im Preis höhere, dafür mit dem Label versehen Sachen. Es ist sicherlich auch mühsamer, diese zu kaufen.

Die Auswahl ist kleiner und die Läden gibt es nicht in jeder Stadt. Doch nur so kann man Druck auf die großen Ketten ausüben – solange allerdings diejenigen, welche diese Wahlmöglichkeit haben, lieber weiterhin in ihren Stammläden einkaufen werden auch die Preise für Kinderkleidung nicht runtergehen. Und solange bleibt es für diejenigen, die keine finanziellen Spielräume haben, unmöglich, frei auszuwählen, wo sie für ihre Kinder einkaufen möchten.

(Text: Sophie-Isabel Gunderlach)

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