Süden

On the Road mit Stolpersteinen

ayers_rockback view-Mitarbeiterin Julia Jung erfüllt sich einen Traum und reist für vier Wochen allein nach Neuseeland. Im ersten Teil ihres Reisetagebuchs berichtet sie von ihren Erlebnissen auf der Nordinsel, von Pannen und warum man immer auf die Ratschläge der australischen Gastmutter hören sollte.
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Ich will zurück. Ich will zurück, wo ich gerade her komme. Jetzt sofort! Wahrscheinlich geht das einem immer so, wenn man gerade Zeit an einem wunderschönen Ort verbracht hat und anschließend wieder in den grauen Alltag zurückkommt. Ich komme gerade aus Neuseeland. Vor einer halben Stunde bin ich die Türe hereingekommen, keiner ist da und ich gebe mich mit meinem Laptop als neuen alten besten Freund zufrieden. Mein grauer Alltag ist eigentlich gar nicht so grau, wie er sich anhört. Er nennt sich Australien. „Gigantisch”, würden sich wohl die meisten denken. Gerade aus Neuseeland gekommen und schon im nächsten Abenteuerland. Ja schon. Aber nicht, wenn man hier seit langer langer Zeit (okay, gerade mal sechs Monate) arbeitet und die Aussicht damit wieder anzufangen, nicht gerade überragend ist.

„Nicht mit den falschen Leuten reisen”
Aber zurück zu Neuseeland. Was soll ich sagen? Müsste ich ein Wort dafür finden, um den Trip zu beschreiben, so müsste ich mir ein neues dafür ausdenken. So etwas wie „Hammermegageilfantastischübertriebenfettkrassgenial”. Oder so ähnlich. Ja, ich hatte eine ausgesprochen gute Zeit. Um es gleich schon vorweg zu nehmen, das lag nicht nur am Land selbst. Es lag an den Menschen, mit denen ich gereist bin. Wenn ich eines auf meiner vierwöchigen Rucksackreise gelernt habe, dann ist es folgendes Zitat, dass mir meine australische Gastmutter schon vor meiner Abreise gab: „Verschwende nicht deine Zeit damit, mit den falschen Leuten zu reisen.” Prompt in Auckland angekommen habe ich diesen Fehler gemacht. Markus. Ihn habe ich in Melbourne einmal kurz getroffen, mich ganz gut mit ihm verstanden und nun beschlossen wir, gemeinsam einen Van zu mieten und damit die Nordinsel abzufahren. Klang eigentlich nach keiner schlechten Idee, entpuppte sich allerdings als totale Katastrophe. Markus und ich waren wie Feuer und Wasser. Schon nach dem zweiten Tag gingen wir uns dermaßen auf die Nerven, dass die Musik während der Autofahrt alle Gespräche ersetzten musste. Super, und nun?

Da sitzt man nun in einem der schönsten Länder der Welt, bekommt eine atemberaubende Szenerie geboten und regt sich dabei über die Macken des Beifahrers auf. Mich nervte einfach alles. Seine Trantütigkeit, sein Musikgeschmack, seine Art Brote zu schmieren… Ja, ich gebe zu, ich war die Intoleranz in Person. Aber 24 Stunden am Tag auf so engem Raum sind bei einer solchen Konstellation auch nicht gerade förderlich.

neuseeland 1Dorthin wo es glüht, brodelt und speit…
Immerhin beschränkte sich unsere traute Zweisamkeit nur auf acht Tage. Denn der Plan war es, nur die Nordinsel gemeinsam zu besichtigen, danach trennten sich unsere Wege. Gesehen und erlebt habe ich bis dahin natürlich trotzdem unheimlich viel. Von blubbernden Schlammlöchern und Geysiren in Rotorua, „Black Water Rafting” in Waitomo, bei dem man sich in unterirdischen Glühwürmchenhöhlen durch schwarzes Schlammwasser wälzt, über die größten Kauribäume der Welt bis hin zu Vulkanwanderungen ganz im „Herr der Ringe”- Stil.

Der Weg war dabei stets das Ziel und obwohl wir teilweise über sechs Stunden am Tag nur im Auto saßen, wurde es landschaftlich gesehen nie langweilig. Die Kulisse, die sich einem durch die Frontscheibe darbot war fast immer ziemlich beeindruckend. Irgendwann hatte man zwar genug Berge mit Schafen gesehen und von den vielen Kurvenstraßen war einem schon ganz schlecht, aber die Tagesziele und ihre Höhepunkte machten das Ganze wieder wett.

Einmal heißes Wasser einlaufen lassen, bitte
Klassiker der Nordinseltour war beispielsweise der Hot Water Beach in Coromandel. Dabei handelt es sich auf den ersten Blick um einen ganz normalen, recht schönen Strand. Auf diesem tummeln sich allerdings auf 20 Metern ungewöhnlich viele Touristen mit Schaufeln in der Hand. Grund dafür ist, dass sich hier unter dem Sand heißes Wasser befindet. Buddelt man sich nun seine kleine eigene Badewanne im Sand, kommt dieses an die Oberfläche. Man muss zwar aufpassen, dass man sich nicht die Füße verbrennt, aber mit ein bisschen Geschick, bekommt man eine perfekte Wohlfühltemperatur und Meeresblick inklusive.

Auch in andere Gebieten, zum Beispiel bei Neuseelands größtem See Taupo, gibt es heiße Quellen, die in einen Fluss münden. Hier kann man ein kostenloses warmes Bad mitten in der Natur nehmen. Wird es einem dabei irgendwann zu heiß, rutscht man mehr in Richtung Fluss, bevorzugt man die Hitze, gesellt man sich näher zur heißen Quelle.

Ein perfekter Tag im Paradies
Noch gemeinsam mit Markus, entdeckte ich dann den für mich bisher schönsten Ort der Welt: Den Abel Tasman National Park.
Der Nationalpark im Nordwesten der Südinsel und besteht aus wunderschönen Paradiesstränden, wie man sie sonst nur auf Photoshop retuschierten Werbeplakaten sieht. Es war mitten in der Nacht, als wir bis an das obere Ende des Abel Tasman Parks fuhren, nach Totaranui. Ohne zu wissen, wo wir genau waren und was uns erwarten würde, ging es ohne große Hoffnung erst einmal ins Van-Bett. Alles umsonst, dachten wir. Wir sind auf einem Campingplatz mitten im Nirgendwo, drei Stunden ätzende Autofahrt für Nichts. Doch am nächsten Morgen kam die große Überraschung. Wenige Meter neben unserem Schlafplatz führte ein kleiner Weg zu einem traumhaften Strand, wie ich ihn so noch nicht gesehen habe.

Neuseeland macht dich hart
Keine Menschenseele war da, türkisblaues Wasser, um einen herum ein paar Berge. Das war Neuseeland. Das war das Paradies auf Erden. Mit dem Wassertaxi ging es nach viel zu kurzer Zeit wehmütig zurück an den Anfang des Parks. Dabei begegnete uns auf unserem Weg noch eine Robbe, die einen Meter neben uns genüsslich einen Oktopus verspeiste. An diesemsky dive Punkt konnte ich mein Glück nicht so ganz fassen, doch, tada, es sollte noch besser kommen. Was wir in Taupo wegen schlechten Wetters nicht machen konnten, wurde nun in Abel Tasman nachgeholt: Sky Diving. Das heißt im Klartext freier Fall aus 5000 Meter Höhe. Okay, der freier Fall beträgt nur etwa eine Minute, dann nimmt man doch lieber den Fallschirm für eine sanftere Landung zu Hilfe. Adrenalinkick pur. Nach dem kurzen Moment des Absprungs, in dem man denkt, man stirbt aufgrund explodierender Ohren und Atemmangel, kann man die Aussicht von dort oben sogar ein bisschen genießen. Hasenfuß ade, Neuseeland macht dich hart!

Nach diesem perfekten „New Zealand Extreme” Tag war meine gemeinsame Zeit mit Markus leider leider auch schon zu Ende… Eine neue Reisegruppe wartete auf mich und mit ihr das ein oder andere Abenteuer auf der Südinsel.

(Text: Julia Jung / Foto: Laura Schlepper by jugendfotos.de / Foto: Julia Jung)

Julia J.

Hauptberuflich ist Julia Weltenbummlerin, nebenberuflich studiert sie Politik. Wenn sie nicht gerade durch Australien, Neuseeland, Südafrika oder Hongkong reist, schreibt sie ein paar Zeilen für back view und das schon seit 2009.

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