Jongleur der Emotionen
Album-Rezension: „S.O.S. – Save Olli Schulz“
Seit seinem ersten Soloalbum âEs brennt so schön“ sind drei Jahre vergangen. Damals trat Schulz mit der Hit-Single âMach den Bibo“ beim Bundesvision Song Contest auf und verhielf sich dadurch zu mehr PopularitĂ€t.
Die Gabe, Ernsthaftigkeit und jugendlichen Witz zu verbinden, hat sich Olli Schulz weiterhin bewahrt. Er kann unterhalten und gleichzeitig zum Nachdenken anregen, verletzlich und schnodderig singen.
Der Opener âWenn es gut ist“ atmet die Mischung aus Melancholie und Optimismus, die auch auf dem VorgĂ€nger anklang. âIrgendetwas fehlt“ jongliert mit Sehnsucht und tanzt auf dem Mond. Olli Schulz singt von der Suche nach Liebe, die nie aufhört.
In âIch kenn da ein“ untermalt eine beschwingte Reggae-Gitarre die absurden Phrasen, mit der sich manch einer in der Welt positioniert. Wir alle kennen diese Hochstapler, die scheinbar Einlass zu jedem angesagten Event gewĂ€hren können und sich letztendlich in hohlen Phrasen ergehen. Genau sie nimmt Olli Schulz frech aufs Korn.
Gleichzeitig wird âS.O.S. – Save Olli Schulz“ von einer autobiographischen Nostalgik durchzogen. âOld Dirty Man“ singt von den VerĂ€nderungen im Leben, vom Ălter-und-Langweiliger-Werden und prĂ€sentiert sich am Ende doch mit einem weisen LĂ€cheln.
Aufgenommen wurde das Album erneut von Moses Schneider in der winzig kleinen Kabine eines Studios. UnterstĂŒtzt wurde Olli Schulz dabei von langjĂ€hrigen WeggefĂ€hrten wie Gisbert zu Knyphausen, Moses Schneider am Bass und Ben Lauber am Schlagzeug. Gerade dies transportiert die AtmosphĂ€re und Lebendigkeit eines kleinen Live-Gigs und strahlt zum Ende der Songs, wenn plötzlich Witze gerissen werden, den Begriff MĂ€nnerfreundschaft aus.
Eine MĂ€nnerfreundschaft, die auch mal rotzig-freche Statements wie âHalt die Fresse, krieg ân Kind“ abgibt und damit all den Pessimisten dieser Welt zeigt, dass das Leben doch lebenswert ist, schlieĂlich bieten sich die vielfĂ€ltigsten Möglichkeiten sich zu verwirklichen (âSchrecklich schöne Welt“).
Kleine Highlights sind die 30-sekĂŒndigen Gags, die den Ăbergang vom tragischen zum belustigenden StĂŒck oder andersherum vorbereiten. Mit beinahe primitiven Reimen lockert Olli Schulz mal eben die traurigen Texte seines Albums auf, legt alles Ernsthafte ab und beweist Mut zu Selbstironie. SchlieĂlich ist die Produktion eines Albums auch mit SpaĂ verbunden, warum sollte dies nicht auch zu hören sein?
âS.O.S.“ beinhaltet all das, was man 42 Minuten lang hören möchte: Unterhaltung und guten Humor, Melancholie und Trauer, Optimismus und Ironie, Ernst und Frechheiten. Zu einer zweiminĂŒtigen, verrĂŒckten Dankesrede, wie man sie auf dem letzten Track âDanke an alle“ hört, möchte ich nun nicht ansetzen, und trotzdem: Danke, Olli Schulz!
(Text: Ronja Heintzsch / Foto: Add On Promotion)
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