Jetzt ist es soweit
Looking for Freedom – Miriam macht Abi Teil II
Abiturientin Miriam steht nun kurz vor ihren PrĂŒfungen. Wie es ihr dabei geht und welche Gedanken einem so kurz vorher durch den Kopf schwirren, erfahrt ihr heute in ihrer Kolumne.
So. Es ist soweit. Es ist Montagabend. Am Mittwoch ist meine erste PrĂŒfung, Deutsch, fĂŒnf Zeitstunden. Eigentlich bin ich niemand der bei schriftlichen PrĂŒfungen Angst bekommt. Ja, ich hatte echt Schiss vor meiner FĂŒhrerscheinprĂŒfung, aber das Abitur ist dann doch noch mal eine andere Sache.Ich hatte noch nie vor einer Deutschklausur Schiss, vielleicht vor Mathe oder Bio, aber nicht vor Deutsch. Jetzt sitze ich hier, habe gerade das letzte Buch zusammengefasst und bekomme langsam Bauchschmerzen. Ich habe mir gerade einmal bei einem Abiturrechner ausgerechnet, was ich so fĂŒr einen Schnitt bekommen könnte.
Ich denke, dass ich sicher einen Zweierschnitt packen werde, selbst, wenn alles schief lĂ€uft. Wenn ich nun wirklich, wirklich extrem gut bin, dann schaffe ich vielleicht sogar die 2,0 oder vielleicht auch mehr (obwohl, nein, das liegt wohl auĂer Reichweite, auĂer ich wĂŒrde ĂŒber Nacht brillant werden und in allen PrĂŒfungen 15 Punkte schreiben). Aber die 2,0 wĂ€re drin, auch, wenn ich das nicht unbedingt erwarte.
Wenn ich mir meine Noten anschaue, dann Ă€rgere ich mich schon ein wenig, warum ich am Anfang so schlecht war. Dann Ă€rgere ich mich vor allem darĂŒber, dass ich im ersten Halbjahr der 11. Klasse sehr gut war, aber die Noten nicht fĂŒrs Abi zĂ€hlen. Dann Ă€rgere ich mich noch mehr, warum ich in 11/2 und 12/1 so schlecht war und warum ich erst in der Dreizehn kapiert habe, dass ich unbedingt bessere Noten brauche. Ich will nicht einfach irgendwie mein Abi schaffen, sondern eine gute Note haben. Ich will unbedingt einen Studienplatz bekommen und da, es im nĂ€chsten Jahr immer mehr Bewerber geben wird, wegen G8 JahrgĂ€ngen und aussetzender Wehrpflicht, werden die Numerus Clausus immer höher werden.
In Deutsch und Sozialkunde wĂŒrde ich schon gerne 14 Punkte schreiben. Klingt irgendwie utopisch, dabei wĂ€re es nur ein Punkt mehr als sonst. In Englisch bin ich eigentlich schon mit zehn Punkten zufrieden. Die meisten Lehrer verbreiten das Schreckensgespenst, dass man in seinen Abiturklausuren zirka zwei Punkte schlechter ist als sonst. Also, hoffe ich, dass es nicht auf mich zutrifft. Unser Deutschlehrer gab uns deshalb heute netterweise noch den Rat auf den Weg, wir sollen doch mal bitte gegen den Trend schreiben. Wir sollen nicht schlechtere Noten schreiben als sonst.
Heute und Morgen ist Leistungskursunterricht. Wenn man daran denkt, dass wir am Mittwoch eine PrĂŒfung schreiben, dann ist es irgendwie schon ziemlicher Psychoterror zu verlangen, in die Schule zu kommen. Die meisten Lehrer sagen dann, dass wir gehen können, wenn wir wollen oder, dass wir erst gar nicht kommen mĂŒssen. Man hat dann aber doch irgendwie Angst, dass nochmal was wichtiges besprochen wird, also geht man hin. Geht am Ende wieder nach Hause und denkt sich, man hĂ€tte die Zeit doch lieber anders genutzt.
In den Ferien habe ich fast jeden Tag gelernt, aber trotzdem habe ich nicht das GefĂŒhl, dass ich ĂŒbermĂ€Ăig viel gelernt habe. Gleichzeitig glaube ich, dass ich noch nie in meinem Leben so viel fĂŒr die Schule gelernt habe wie im letzten halben Jahr.
Irgendwie habe ich auch das unglaubliche GlĂŒck, dass ich alle drei Klausuren hintereinander schreibe. Mittwoch, Freitag, Montag. Doch das Positive daran ist, ich habe danach fast drei Wochen schulfrei. Und danach irgendwie nochmal ein paar Wochen Schule, wobei ich nicht ganz verstehe, was die bringen sollen, wenn man seine schriftlichen PrĂŒfungen geschrieben hat.
Nun. Mittwoch. Ja. Es wird ernst.
Ticker: Noch 55 Tage bis ZeugnisĂŒbergabe und Abiball.
Noch zu erledigen: Deutsch Zusammenfassungen nochmal lesen, Sozialkunde wiederholen, Englisch lernen, The Zoo Story zusammenfassen.
(Text: Miriam GrÀf / Foto: Givany Hecht / www.jugendfotos.de )
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