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Jung und am Smartphone

Barbara Buchegger ist die pädagogische Leiterin von Saferinternet.at. Die von der EU umgesetzte Initiative unterstützt Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende in Österreich beim sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien. Was Digitalisierung heute auch für die ganz Jungen bedeutet und wie Quellen im Internet zu beurteilen sind, erklärt sie im Interview.

[divide]Interview saferinternetbackview.eu: Welche Chancen und Risiken entstehen für die jungen Generationen durch das Internet und die damit einhergehende Digitalisierung?

Barbara Buchegger: Die damit eröffneten Chancen bergen zugleich auch die Risiken in sich. Online können neue Freunde kennengelernt werden oder aber jemand wird zum Opfer von Cybermobbing. Es geht um Fragen, welche Fotos ich auf Facebook poste, wie ich mich präsentieren will und wie ich nicht betrogen werde. Aber auch die Erkennung von Werbung und die Beurteilung von Informationen sind wichtig für die Medienbildung. Kompetentes Verhalten im Internet ist insofern wichtig, da das Internet heute nicht mehr wegzudenken ist. Jedes Berufsbild wurde von der Digitalisierung beeinflusst, sie ist Teil unseres Alltags. Wer sich gänzlich von dieser Entwicklung abschottet, wird langfristig Nachteile haben. Natürlich kann ich während dem Urlaub für drei Wochen nicht ans Handy gehen oder es abends abschalten, um mich kurzweilig auszuklinken und zu entspannen.

Wie erleben Sie Medienbildung im österreichischen Schulsystem?

Es ist unterschiedlich, es gibt sehr engagierte Lehrer und jene, die sich nicht dafür interessieren und die Kinder damit in Ruhe lassen. Somit ist es Zufall, ob Kinder und Jugendliche in Medienbildung geschult werden oder nicht. Ich finde es problematisch, weil damit passieren kann, dass Kinder mit ihrem Medienumgang allein gelassen werden.

 

Barbara Buchegger

Wann kommen Kinder durchschnittlich zum ersten Mal mit dem Internet in Berührung?

Heute kommen Kinder in ihren ersten beiden Lebensjahren mit dem Internet in Berührung. Sie verstehen natürlich noch nicht, was das für ein Ding ist, aber sie sehen sich dort Fotos und YouTube-Videos an. Dabei ist es wichtig, dass ihre Eltern dabei sind und ihre Erfahrungen begleiten. Gerade bei YouTube ist die Gefahr groß, auf Inhalte zu stoßen, die nicht für Heranwachsende geeignet sind. Das erste Smartphone bekommen sie durchschnittlich im Alter von sieben oder acht Jahren, die Erstkommunion ist dabei immer ein guter Anlass.

Lassen sich Kinder und Jugendliche überhaupt noch etwas von Erwachsenen sagen, wenn es um das Internet geht?

Bei Kleineren gibt es da keine Probleme, sie sind sehr offen. Mit dem Beginn der Pubertät wird es etwas schwierig, da wollen sie Grenzen ausloten und herausfinden, wie sie bei Gleichaltrigen ankommen. Im Alter um die zwölf Jahre wird Cybermobbing oft zum Thema und dann ist es wichtig, dass wir als Ansprechpartner da sind.

Im Internet gibt es unzählige, teils widersprüchliche Informationen. Wie können hier erwachsene Bezugspersonen sie bei der Beurteilung von Quellen unterstützen?

Erwachsene sollten gemeinsam mit den Kindern ins Internet und mit ihnen über die Websites sprechen, die Inhalte können dadurch zusammen in Frage gestellt werden. Oft gehört bei der Beurteilung einer Information viel Recherche dazu. Kürzlich war ein von der AfD veröffentlichtes Foto in den sozialen Medien. Es zeigte einen linken Demonstranten, der mit einer Fahne einen Polizisten verletzte. Erst nach gründlicher Recherche lässt sich herausfinden, dass das Foto nicht aktuell ist. Es war 2009 in Griechenland aufgenommen, später in der Ukraine “genutzt ” worden und wird jetzt in Deutschland verbreitet.

Grundsätzlich können Websites nach folgenden drei Schritten beurteilt werden: Wer ist der Urheber der Website? Wie ist sie gestaltet? Welchen Zweck hat sie? Der Urheber kann im Impressum gefunden werden, sofern eines vorhanden ist. Bei der Gestaltung kommt es auf die Aktualität der Informationen an, auf das Layout und Alter der Website und auf den Umfang. Auch die Verlinkungen spielen eine Rolle, dabei kann zwischen Verlinkungen auf die eigene Website und auf externe Websites unterschieden werden. Zuletzt wird auf den Zweck und auf die Zielgruppe der Website eingegangen. Hilfreich bei der Beurteilung von Informationen ist auch das Vergleichen mehrerer Quellen, zudem kann beachtet werden, ob die Websites untereinander verlinkt sind.

(Fotos: saferinternet.at)

Anna L.

Anna Luther schreibt seit Februar 2015 bei backview.eu und interessiert sich für gesellschaftliche, kulturelle und politische Thematiken. Sie studiert in Wien Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Philosophie.

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